Angriff mit Duschstange in Schlangen: Angeklagter macht vor Gericht wirren Eindruck

Kreis Lippe. Er hätte sein Opfer mit der 1,30 Meter langen Duschstange mühelos totschlagen können, davon geht die Große Strafkammer fest aus. Weil der Angeklagte (28) im Oktober 2022 den Angriff auf einen Mitbewohner in einer Schlänger Geflüchtetenunterkunft aber nach einigen Schlägen von sich aus abgebrochen hatte, ging es beim Prozess vor dem Landgericht Detmold am Montag nur um gefährliche Körperverletzung.

Juristisch gesehen trat der Angreifer damit nämlich vom Tötungsversuch zurück. Der psychisch kranke Mann wurde wegen seiner Schuldunfähigkeit zwar am Ende vom Tatvorwurf freigesprochen, teilt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth mit, die Kammer ordnete allerdings an, den Angeklagten dauerhaft in der Psychiatrie unterzubringen. Der psychiatrische Sachverständige ginge davon aus, dass die Rückfallquote für etwaige Gewalttaten in seinem Fall bei 80 Prozent liegen würde.

Laut dem Landgerichtssprecher gestaltete sich die Beweisaufnahme wegen der psychischen Probleme des Angeklagten schwierig. &bdquo;Er wollte gar nicht über den Tatvorwurf reden, sondern nur erklären, weshalb er zum letzten Termin nicht erschienen war“, sagt Wormuth. Dabei habe das gar keine Rolle gespielt. Um das Verfahren sicherzustellen, hatte die Kammer nach dem letzten geplatzten Prozesstermin eine Sicherungshaft angeordnet.

Angeklagter spricht von Menschen und Tieren in seinem Körper Der inzwischen in Kleve lebende Angeklagte habe in der Sitzung angegeben, dass in seinem Körper Tiere und Menschen wohnen würden, die in einem normalen Krankenhaus herausoperiert werden müssten und nicht in einer Psychiatrie behandelt werden könnten. Der psychiatrische Sachverständige diagnostizierte bei dem 28-Jährigen eine Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis, sagt Wormuth.

Etwa ein ganzes Jahr habe der Mann nach dem Angriff in der Geflüchtetenunterkunft in U-Haft sowie in der forensischen Psychiatrie verbracht. Aus welchem Land er kommt, sei wegen unterschiedlichster Angaben unklar.

Das Opfer selbst wohne ebenfalls längst nicht mehr in Schlangen, sondern sei inzwischen in den Irak zurückgekehrt. Die Kammer hatte daher nur die Möglichkeit, die Aussage des 47-jährigen Geschädigten im Saal zu verlesen. Sein Mitbewohner hatte ihm wohl mehrfach mit der etwa 700 Gramm schweren Duschstange auf den Kopf und an den Oberkörper geschlagen.

Da der Angeklagte sich seit dem Vorfall nichts mehr habe zu Schulden kommen lassen und rund anderthalb Jahre unauffällig gewesen sei, hatte sein Verteidiger die Unterbringung in der Psychiatrie abwenden wollen. Laut Wormuth soll sich die Staatsanwaltschaft Kleve allerdings nach dem jetzigen Strafverfahren erkundigt haben. Es könnte daher sein, dass weitere Ermittlungen laufen.

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