En Interview op Plattdüütsch – Ein Interview auf Plattdeutsch

Detmold. Dat is dat Resultat, wenn LZ-Praktikant Jan Schillmann vun Werner Zahn op plattdüütsch ünnersöcht warrt. Ein Rollentausch, der missverständlicher nicht sein könnte. Werner Zahn ist Autor und gab Lippisch-Platt-Kurse an der Volkshochschule in Lage und Detmold. Seit 2019 ist er der Leiter der Fachstelle Mundart im Lippischen Heimatbund. Zahn hat ein paar Fragen auf Lippisch-Platt mitgebracht. Sein Gegenüber - der LZ-Praktikant - hat versucht, darauf zu antworten.

Für den Befragten, der sonst eigentlich immer selbst die bohrenden Fragen stellt, ein völlig neues Terrain. Schließlich hat mit ihm bisher noch niemand, Lippisch-Platt gesprochen. Schnell steht fest: Das Gespräch wird wahrscheinlich inhaltlich nicht in die Tiefe gehen, aber immerhin ist es für beide Gesprächspartner unterhaltsam.

Das Interview auf Lippisch Platt Geon Dag, müin Name ess Werner Zahn, müi tiejenöber sit Jan Schillmann, heu ess Praktikant bi de Lippisch Landszeitung. Herr Schillmann, gifft et nau velle Minsken in Lippe, de Platt kürn?

Jan Schillmann: ???

Ja da müsste jetzt eine Antwort kommen, das wäre die erste Frage.

Jan Schillmann: Ach so das war jetzt eine Frage, ok. Kann ich die Frage noch einmal hören?

Ja, die Frage: Herr Schillmann, gifft et nau velle Minsken in Lippe, de Platt kürn? Gibt es noch viele Menschen in Lippe, die Platt sprechen?

Jan Schillmann: Da würde ich schätzen, nein. (Beide lachen)

Wat make de Heumebund, ümme de Minsken för Platt teo begeustern?

Jan Schillmann: Ich versuche, mir das mal zusammenzureimen (Stottert und grübelt vor sich hin) – Begeistern, Heimatbund und für platt.

Ich habe gefragt, was der Heimatbund macht, um die Menschen für Lippisch Platt zu begeistern. Die Antwort wäre jetzt durch Lehrbücher und Veranstaltungen. Ich stelle mal die nächste Frage. Gifft et eun Weorterbeok eoder auk eun Lehrbeok för Lippsk Platt?

Jan Schillmann: Ja, klar. Sagten wir ja gerade.

An´n achtentwintigsten September gifft et jo dat fifftigste Plattdüitskendreppen in Höste, wo hät oll´s anfangen und wat gifft et do teo seuhen un teo horn?

Jan Schillmann: Da wird bestimmt über das Buch gesprochen.

Nein, am 28. September ist ja unser 50. Plattdeutschen-Treffen, wo wir Plattdeutsch sprechen. Eck häbbe hort, dat Besoiker van den Dreppen ümmesüss eune CD os Anbinnsel krüigen, wat gifft et doup teo horn?

Jan Schillmann: Das müsste die hier sein, oder? Ist das die Neue hier?

Ja, das sind zwei Zwillingsbrüder aus Barntrup. Da geht es um Geschichten von Musikern, was die alles erleben in Lippe und wie sie vorankommen.

Eine Sprache, die stirbt Zugegeben. Zum epischen Interview hat es nicht gereicht. Trotzdem schwappt die Begeisterung für Lippisch Platt ein wenig über. Nach dem Versuch einer Unterhaltung erklärt Werner Zahn, wie er zum Plattdeutsch gekommen ist. Seine Begeisterung ging schon früh los. Die Sprache hörte er damals schon als Kind bei seinen Großeltern, sagt Zahn.

&bdquo;Ich habe als Kind auch in einer plattdeutschen Theatergruppe mitgemacht.“ Zig Kurse hätte er belegt, um sich die Sprache anzueignen. Später hat er die Plattdeutsch-Kurse an der Volkshochschule (VHS) in Lage und Detmold geleitet. Zahn: &bdquo;Da habe ich mich gewundert, weil ich mit Leuten gerechnet habe, die noch älter sind als ich.“ Die meisten seien jünger gewesen. Beim kommenden Plattdeutschen-Treffen trage er mit zwei Frauen vor, die ebenfalls erst 40 Jahre alt sind - und damit zu den jungen Sprachinteressierten gehören. &bdquo;Die Menschen interessieren sich einfach dafür, wollen mehr darüber wissen und sich darüber austauschen“, erklärt er.

Natürlich spreche keiner jeden Tag Plattdeutsch. Heute gebe es nur noch wenige Vereine, wo das Plattdeutsch gesprochen wird: &bdquo;Die treffen sich, um Plattdeutsch zu sprechen oder um sich etwas vorzulesen.“ Es sei einfach die Freude an der Sprache, die alle zusammenbringe.

Eine internationale Sprache Vor rund 500 Jahren sei Plattdeutsch eine international anerkannte Sprache gewesen.&bdquo;Verträge wurden in Plattdeutsch gemacht, damals hieß es noch sächsisch“, erklärt der Schriftsteller. Als Martin Luther die Bibel ins Ostmitteldeutsche übersetzt hat, habe sich bald das Hochdeutsch entwickelt. Zahn: &bdquo;In den Städten wurde es die Amtssprache und im ländlichen Bereich, wurde Plattdeutsche etwas verpönt.“

Es sei die Sprache der Armen gewesen. &bdquo;Das hat natürlich auch Gründe, denn die plattdeutsche Sprache unterscheidet nicht zwischen mir und mich“, sagt Zahn. Den Genetiv gebe es in der Sprache auch nicht. &bdquo;In den 80er und 90er Jahren wurden in den Grundschulen wieder Gedichte gelernt“, erzählt er. Doch eine wiederkehrende Renaissance würde es nicht geben.

Bei der VHS-Bielefeld gibt es gerade einen Kurs für Plattdeutsch. Unter www.vhs-bielefeld.de kann man sich zum Kurs anmelden. Die Fachstelle Mundart und Brauchtum lädt außerdem am Sonntag, 28. September zum 50. Plattdeutschtreffen im Lippischen Heimatbund ein. Die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr im Hörster Krug. Die Adresse lautet: Teutoburger-Wald-Straße 1.

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