„Komplott“ hinter dem Rücken des Hausherrn: Im Schlosspark Schieder brennen die Fackeln

Schieder-Schwalenberg. Alles war heimlich ausgeheckt. Da hatten Stadtbrandmeister Mike Mundhenke und seine Mitstreiter im Vorfeld allerhand zu tun, damit nichts durchsickerte. Denn sie wollten Bürgermeister Jörg Bierwirth einen ganz besonderen Abschied bereiten. Und so sprachlos haben die Schieder-Schwalenberger ihr scheidendes Stadtoberhaupt wohl kaum jemals erlebt.

Eigentlich hatte sich Bierwirth auf eine Besprechung mit den Einsatzleitern der Schieder-Schwalenberger Feuerwehr eingerichtet. Und als Mike Mundhenke ihn um 19 Uhr aus seinem Büro nach draußen bat, damit die LZ &bdquo;mal eben“ vor der schönen Schlosskulisse noch ein Erinnerungsfoto der Feuerwehrleute mit dem scheidenden Stadtoberhaupt machen könne, schwante ihm noch nichts.

170 Feuerwehrleute mit Fackeln Während er noch auf der Schlossterrasse auf die Dinge wartete, die da kommen sollten - &bdquo;Was passiert hier?“ - erklang plötzlich Musik. Angeführt von der Schwalenberger Feuerwehrkapelle und dem Musikzug Brakelsiek, marschierten 170 Feuerwehrleute mit brennenden Fackeln in den Schlosspark und stellten sich rund um die Rasenflächen auf. &bdquo;Fertigmachen zum Zapfenstreich“ lautete das Kommando - denn nichts Geringeres erwartete Bierwirth zum Ende seiner Amtszeit.

Hinter dem Rücken des Bürgermeisters hatte die Feuerwehr nicht nur die Fachbereichsleiter der Verwaltung eingeladen, sondern auch Bierwirths Frau Astrid und seine Töchter. &bdquo;Aber denen haben wir auch nicht gesagt, was genau passiert, nur dass es eine Ehrung geben würde.“

Warum aber eigentlich so viel Aufwand? - &bdquo;Jörg Bierwirth hat so viel für die Feuerwehr getan, dafür wollen wir uns einfach bedanken“, so erklärt Mike Mundhenke die Motivation für die Riesenüberraschung. &bdquo;Vor allem für den Arbeitsschutz hat er sich sehr eingesetzt, und in seiner Amtszeit haben wir drei neue Fahrzeuge bekommen, zwei sind noch bestellt, und zwei neue Wachen gebaut.“ Ohne Bierwirth wäre die Feuerwehr nicht so weit vorn, wie sie es jetzt sei.

&bdquo;Echte Verbundenheit statt Pflichtgefühl“ Das spiegelte sich in Mundhenkes Ansprache ebenso wider wie in der Festrede des stellvertretenden Kreisbrandmeisters Sascha Medina, bevor dieser Bierwirth die Deutsche Ehren-Feuerwehrmedaille überreichte, weil er sich &bdquo;in ganz besonderer Weise um das Feuerwehrwesen verdient gemacht“ habe. &bdquo;Herr Bierwirth, Sie haben es verstanden, die Belange der Feuerwehr nicht nur als Pflichtaufgabe der Kommune zu betrachten, sondern auch als eine Herzensangelegenheit.“ Sein Einsatz sei nie nur von Pflichtgefühl getragen gewesen, sondern immer von &bdquo;echter Überzeugung und persönlicher Verbundenheit mit den Kameradinnen und Kameraden vor Ort.“

Eine Verbundenheit, die die erfahrenen Feuerwehrleute ebenso demonstrierten wie der Nachwuchs, der mit rund 35 Jungen und Mädchen unter den Fackelträgern aufmarschiert war.

Geheimer Treff am Bauhof Der Aufmarsch hatte reibungslos geklappt, und man konnte dem Stadtbrandmeister ansehen, wie stolz ihn das macht: &bdquo;Man muss bedenken, dass die ja alle erst vor einer Woche erfahren haben, was wir für heute planen. Wir haben das so lange wie möglich unter der Decke gehalten, damit nichts durchsickert.“ Darum war der Sammelplatz für Spielleute und Feuerwehrleute vor dem Zapfenstreich der Bauhof gewesen, schön außer Sichtweite des Mannes im Rathaus.

Eine gelungene Überraschung, die vom Ambiente erst ins rechte Licht gerückt wurde: Denn just zum Beginn der Aktion war der Mond am samtblauen Himmel erschienen, die brennenden Fackeln spiegelten sich im sanft plätschernden Brunnen wider, und dann erklang als &bdquo;Serenade“ auch noch das Schwalenberg-Lied.

Ein Gänsehautmoment, sicher nicht nur, weil Jörg Bierwirth im dünnen Anzug auf der Schlossterrasse das Geschehen verfolgte. Ein paar Mal musste er dann doch sein Taschentuch zücken. Und natürlich - unvermeidlich bei diesem Bürgermeister - auch mal fix das Handy, um den malerischen Anblick im Bild festzuhalten.

Feuerwerk zum Abschluss Er hatte Zeit, sich wieder ein bisschen zu fangen, denn nach dem offiziellen Zeremoniell folgten an den Kaskaden noch bengalische Feuer, Silberregen und anschließend ein prächtiges Feuerwerk - übrigens alles ordnungsgemäß beim Ordnungsamt angemeldet und genehmigt. So kamen die Dankesworte dann recht flüssig, als Mike Mundhenke Bierwirth das Mikro übergab.

Sehr dankbar nehme er die Ehrung an, sagte der Bürgermeister, obwohl er finde, dass ein Zapfenstreich ausgerechnet am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit ein bisschen zu groß sei, meinte er. &bdquo;Aber wenn ich mir was hätte wünschen dürfen, dann wäre es das Schwalenberg-Lied gewesen“, sagte er. &bdquo;Dass das heute Abend hier gespielt wurde, zeigt, wie weit wir gekommen sind und dass wir doch was geschafft haben in unserer Stadt.“

So souverän und wortgewandt er sich am Mikro auch bei seinen Dankesworten gab, am Ende musste er doch zugeben: &bdquo;Ich bin ganz schön durch den Wind.“

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