Lemgo. Vorhang auf für das 83. Duell zwischen den Traditionsklubs TBV Lemgo Lippe und THW Kiel in der Handball-Bundesliga hieß es am dritten Advent. Dritter gegen Vierter – ein Topspiel, und was für eins! Am Ende stand ein 23:23 auf der Anzeigetafel, das die Gastgeber feierten. Denn den finalen Wurf parierte ihr Keeper Constantin Möstl von Kiels Elias Ellefsen á Skipagøtu.
„Das Spiel kann in beide Richtungen gehen, die Stimmung war wieder überragend. Es war ein toller Auftritt. Wenn du etwas mitnimmst, ist das immer gut“, meinte TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike. Möstl sah es so: „In der Endabrechnung ist es eher ein gewonnener Punkt, wenn du die Schlussminuten nimmst. Wolff hält auf der Gegenseite überragend. Macht er es nicht, gewinnen wir easy.“
Vor dem Spiel: Die Lemgoer Hexen, Fanklub des TBV, überreichten einen Scheck über 1600 Euro an die Löwenmama. „Durch Spenden und Versteigerungen von Trikots, Teamkleidung etc. kam diese Summe zusammen“, erläuterte Michael Oppermann von den Hexen. Großen Applaus gab es von den Zuschauern für das Lemgoer Urgestein Lukas Zerbe im THW-Dress, der von 2022 bis 2024 das TBV-Team als Kapitän angeführt hatte. Auch Kiels Trainer Filip Jicha (2005 bis 2007 im Lipperland) begrüßten die TBV-Fans herzlich. Verzichten mussten die Lemgoer weiter auf Kreisläufer Adam Nyfjäll.
Die erste Hälfte: Die Gastgeber starteten mit den Rückraumspielern Theilinger, Suton, Hutecek und Wagner, legten ein 2:0 vor (5.), fanden dann aber immer wieder ihren Meister in THW-Keeper Andreas Wolff. Zwar ergaben sich durchaus gute Möglichkeiten, aber Wolff stand früh bei fünf Paraden. Nachdem auf der Gegenseite Constantin Möstl das 3:7 noch verhindert konnte, reagierte TBV-Trainer Florian Kehrmann mit einer Auszeit und ließ in Überzahl angreifen (16.). An den Kreis rückten Simak und Willecke. Immer besser kam auch die Deckung der Lemgoer ins Spiel. Nach dem 8:5 der Kieler (20.) gehörte den Hansestädtern das letzte Drittel des ersten Abschnitts. Treffsicher war vor allem Samuel Zehnder, der sich bei seinen 6/1 Toren keinen Fehlwurf erlaubte. Vorläufiger Höhepunkt war der Kempa-Treffer von Lukas Hutecek, der ein Schagen-Anspiel verwertete – 9:9 (28.). Die Zuschauer rasteten aus und freuten sich, dass Zehnder auch noch das 10:9 markierte. Vorausgegangen war ein Zeitspiel der Kieler und ein Siebenmeter von Zerbe an die Latte. Bei den Paraden lag Wolff mit 8:7 vorne.
Die zweite Hälfte: Lemgo bestimmte die Begegnung, lag nach dem 15:11 von Bobby Schagen mit vier Treffern vorne (41.). Ärgerlich war, dass Lukas Hutecek nach einer Verletzung im Gesicht beim Stande von 18:15 (47.) kurzzeitig nicht zur Verfügung stand. Kehrmann brachte Jan Mudrow, der sich zwei Fehler erlaubte. Kiel bestrafte die, aber als Hutecek den Ball in den Winkel hämmerte, schienen die Lipper wieder auf Kurs – 20:17 (51.). Aber Kiel ließ sich nicht abschütteln, stellte Elias Ellefsen á Skipagøtu auf die rechte Seite und Domagoj Duvnjak auf die Mitte. Die Partie kippte, Kiel führte 22:21 und 23:22. Aber Niels Versteijnen sicherte mit seinem dritten Treffer 17 Sekunden vor Schluss – er erlaubte sich insgesamt sieben Fehlversuche – den Punkt. Denn: Im Sieben-gegen-Sechs hielt Lemgo den Kasten sauber. Das Torhüterduell zwischen Möstl und Wolff endete übrigens 15:15.
Die Trainerstimmen: „Es war ein unglaublich intensives Spiel, der TBV surft auf einer Erfolgswelle. Das Team bildet mit den Zuschauern eine unglaubliche Einheit, und Flo variiert. Darauf wollten wir vorbereitet sein. In der Schlussphase haben wir uns zurückgefightet, im letzten Angriff fehlte die Coolness“, war Kiels Jicha mit dem Ergebnis einverstanden. Florian Kehrmann sah es so: „Wir konnten das Spiel zwischen der 20. und 40. Minute in unsere Richtung lenken. Dann erlauben wir uns zwei einfache Fehler und Kleinigkeiten entscheiden. Ich werde den Teufel tun und den Jungs einen Vorwurf machen. Aber in der 50., 51. Minute müssen wir den Sack eigentlich zu machen. Die Stimmung war der Wahnsinn.“
Kurz und knapp
TBV Lemgo Lippe: Möstl, Kastelic (n.e.); Hutecek (4), Theilinger, Zehnder (8/2), Mudrow, Simak (1), Schagen (1), Carstensen (n.e.), Suton (4), Willecke (2), Versteijnen (3), Wagner, Faust.
THW Kiel: Perez de Vargas, Wolff; Duvnjak (2), Reinkind (1), Landin Jacobsen, J. Dahmke, Laube, Johansson (5), Ankermann, R. Dahmke (1), Zerbe (5/2), Bilyk, Pekeler, á Skipagøtu (7), Nacinovic (2).