Kreis Lippe. Weihnachtsausgaben sind für die LZ-Redaktion immer besonders wichtig. Akribisch geplant, liebevoll geschrieben und möglichst schön layoutet - das gilt insbesondere für die Feiertagsausgaben. Welche Themen sollen unsere Leserinnen und Leser über die Weihnachtsfeiertage begleiten? Welche schönen Lesegeschichten können wir in der Ausgabe unterbringen, die einem ein wohliges Gefühl für die Festtage bescheren? All diese Fragen stellen wir uns Jahr für Jahr. Und oft blicken wir dabei auch in die Ausgaben der Vorjahre. Dieses Mal haben wir etwas weiter zurückgeblickt. Welche Themen haben die Menschen im Kreis Lippe an Weihnachten vor 25 oder gar 50 Jahren bewegt? Ein Rückblick. Die LZ-Weihnachtsausgabe 1975 Die LZ vom 24. Dezember 1975 ist zunächst ein Blick in eine nervöse Welt. Internationale Schlagzeilen dominieren die Titelseite: Terroranschläge, Entführungen, Konflikte mit der DDR. Die Namen lesen sich heute wie historische Marker einer Epoche – Carlos, OPEC-Geiselnahme, RAF, Libanon, Vietnam. Bundeskanzler Schmidt, der in Athen den EG-Beitritt Griechenlands erörtert. Auf den Lokalseiten ist der große Fotowettbewerb „Blende 75 – Mein schönstes Heimatfoto“ Thema, der kurz vor dem Fest ausgewertet wird. Leserinnen und Leser schickten damals Aufnahmen aus der Region ein: das Hermannsdenkmal, die Externsteine, ländliche Szenen. Der erste Preis geht an ein Foto des Hermannsdenkmals mit den Hermannsläufern zu seinen Füßen. In der LZ erscheint die Schlagzeile „Auf den ersten drei Plätzen zwei Frauen“. Lippe hat noch mehr zu bieten. Die Einbruchsmeldung aus Lage spiegelt den Zeitgeist hervorragend wider: In der Langen Straße stiegen am 23. Dezember 1975 Diebe in den Marktkauf ein. Dort stahlen sie 80 Stangen Zigaretten, Schmal- und Buntfilme, einen Aktenkoffer, etwa 100 Flaschen Spirituosen, Schlager- und Jazz-Langspielplatten sowie Modeschmuck. Gesamtschaden: 10.500 Mark. „Einer der Täter muss sich an einem Diplomatenkofferschild verletzt haben. Blutspuren am Koffer und auf dem Boden deuten darauf hin. Trotz Auslösung der automatischen Signalanlage bei zwei Angestellten blieb der Diebstahl unbemerkt, bis um 5.45 Uhr Passanten auf das Loch aufmerksam wurden. Wegen der Spurensicherung konnte der Marktkauf’ erst später geöffnet werden, so daß sich endlose Käuferschlangen am Tag vor Weihnachten stauten“, heißt es in dem Bericht.Besonders eindrücklich sind auch die Weihnachtsberichte über Russlanddeutsche, die in Lippe eine neue Heimat suchen. Sie erzählen von Entwurzelung, aber auch von starkem Zusammenhalt, von Weihnachtsliedern und Traditionen, die Halt geben. „Was sie vermissen, ist die christliche Resonanz. Ihnen bedeuten Weihnachtslieder und -gedichte unvorstellbar viel“, heißt es an einer Stelle – ein Satz, der den Ton der Zeit trifft. Einkaufstipps und Anzeigen – besonders interessant ist die Sonderseite „Frau und Mode“, zudem die feierliche Eröffnung des Audi-Vertriebszentrums in Lage-Ehlenbruch, Ehejubiläen, ein Porträt des Libanesen Galeb Saleh, der in Detmold seine zweite Heimat fand. Eine bunte Mischung. Blomberger JU-Helfer kehren vom Katastropheneinsatz in der Türkei zurück – auch das ist der LZ einen Bericht wert. Dazu noch die Nachricht: “TSV Kirchheide wird Herbstmeister“. Diverse Polizeimeldungen und Veranstaltungsankündigungen runden die Ausgabe ab. Die LZ-Weihnachtsausgabe 2000 Die Weihnachtsausgabe 2000 erscheint einen Tag zu früh. Nicht zu ändern, wenn Heiligabend auf einen Sonntag fällt. Auf jeden Fall steht die Ausgabe im Vergleich zu der von vor 25 Jahren unter anderen Vorzeichen. Das beherrschende Thema ist die BSE-Krise. Mehrere Seiten widmen sich Rückrufen, politischen Entscheidungen und gesundheitlichen Einschätzungen. Auch Lippe ist betroffen: Ein Rind aus Bad Salzuflen wird untersucht – alle sind in Alarmbereitschaft. Daneben prägen bundes- und weltpolitische Themen die Ausgabe: der Nahost-Konflikt, politische Entwicklungen in den USA, gesellschaftliche Debatten über Zusammenleben und Toleranz. Weihnachtsansprachen von Bundespräsident Rau und Präses Sorg werden dokumentiert. Dazu der Bericht über die Hochzeit von Madonna mit Regisseur Guy Ritchie. Auf den Lokalseiten bleibt der Blick natürlich auf Lippe gerichtet. Die Geschichte über Meik Marks ist besonders spannend. Der Häftling der JVA Detmold schreibt Geschichten und lyrische Kurztexte, die er wahllos an Menschen in Lippe verschickt, indem er im Telefonbuch auf einen Namen tippt. Zumtobel Staff beleuchtet mit einem ausgeklügelten Licht-Lametta-System einen 25 Meter hohen Tannenbaum vor dem Roten Rathaus in Berlin. Die LZ berichtet darüber sogar mit Foto. LZ-Redaktionsleiter Michael Dahl kommentiert in seinem Leitartikel die „Woche historischen Ausmaßes“, die hinter den Lippern liegt. Denn der Kreistag entschied nur eine Woche vor Weihnachten über die Verwendung der Wesertal-Gelder und sicherte dadurch nicht nur das enorme Vermögen von 30 Millionen Mark fürs Lipperland, sondern auch die Existenz des Landesverbandes Lippe. Dazu kam der Bewilligungsbescheid für den Bau des Gemeindenahen Psychiatrischen Zentrums in Detmold und als schlechte Nachricht die erwähnte BSE-Krise, die auch Lippe traf. Lesen Sie auch: Vor 50 Jahren in der LZ: „Super-Sex-Knallbombe“ und eine Menge Baustellen Ein Bericht über das Familienbetreuungszentrum der Augustdorfer Bundeswehr ist genauso lesenswert wie die Geschichte über Alfred Kittel, der „im Land der Kängurus Weihnachten feiert“. Auf der Salzuflen-Seite berichtet Autor Wilfried Beermann über die „alte Knetterheider Schule“, die 1900 erbaut wurde. Auf Lemgo ist ein Interview mit Michael Wendtland, Pfarrer in St. Nicolai, zu lesen, wie er die Vorweihnachtszeit erlebte. Eine Geschichte über Walter Fickermann fällt noch ins Auge, der im Weihnachtskostüm durch Blomberg-Brüntrup ging, um alleinstehende Senioren und Junggesellen mit einem kleinen Präsent zu überraschen. Genau richtig für eine Weihnachtsausgabe. Sportlich hat die LZ ebenfalls viel zu bieten: So trat der TBV Lemgo am 23. Dezember noch gegen Großwallstadt an. Unklar war, ob Daniel Stephan mit seiner Daumenverletzung mit von der Partie sein würde. Genauso tauchen die Sendezeiten von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf den weiteren Seiten auf. Jede Menge Anzeigenseiten runden die Ausgabe ab. Kommen Sie mit auf Zeitreise Wie sahen die lippischen Innenstädte in den 50er Jahren aus? Welche sportlichen Veranstaltungen haben in den 70ern tausende Besucher in die Region gezogen? In mehr als 50 Artikeln blicken wir auf die spannendsten, emotionalsten und wertvollsten Erinnerungen der lippischen Geschichte. Unser Zeitreise-Film entführt Sie außerdem in zwölf Minuten durch sechs Jahrzehnte. Hier geht’s zur Themenseite.