Blomberg. Gold empfahl der Vermögensberater beim letzten Mal. Als Münze oder, je nach Investitionsvolumen, auch als Barren. Egal. Den Schmuck aus den 80er Jahren hatte der Finanzexperte zwar nicht im Portfolio. Bei dem aktuell hohen Goldpreis müssten sich jedoch auch diese Schätze zu ein paar Euro machen lassen.
Zwei Brocken altes Zahngold, ein paar Goldkettchen nebst Anhänger - Mitbringsel aus längst verblassten Reisen in südliche Gefilde - und diverse, mit Steinen verzierte Ringe habe ich im verstaubten Schmuckkästchen gefunden. Jetzt trage ich sie - verstaut in zwei kleinen Schatullen, zum Juwelier um die Ecke. Der wirbt in seinem Schaufenster sogar mit dem Ankauf von Alt- und Zahngold zum aktuellen Tagespreis von 21 Euro pro Gramm Feingold.
Ein wenig verunsichert lege ich die Klunker auf den Tresen - so eine Legierung eines längst gezogenen Backenzahns ist doch eine recht intime Sache. Nicht für Juwelier Joachim Krome. Der ist Schlimmeres gewohnt: "Meistens hängen die Zahnreste noch dran, die müssen wir dann erst ablösen."
Ein Blick auf meinen Goldschatz reicht selbst für eine grobe Schätzung nicht aus. Denn der Goldpreis wird ermittelt nach dem Feingehalt, und den wiederum verrät der Stempel auf dem Schmuck - meistens: "Aus der Türkei haben Sie die Kette? Da muss man vorsichtig sein, manchmal ist nur die gestempelte Öse aus Gold und der Rest wertlos", warnt Bernd Pastern. Die deutschen Bestimmungen gelten im fernen Ausland nicht unbedingt - erst recht nicht bei Billig-
anbietern auf dem orientalischen Basar. Joachim Krome verschwindet mit dem Schmuck ins Hinterzimmer. Nur ein paar Minuten, dann ist er zurück: Mit meinem Goldschatz und einem Ausdruck, der sein Angebot verrät: 32,8 Gramm Material, 15,37 Gramm Feingehalt - macht 148,24 Euro. Wenigstens ist der Schmuck aus der Türkei echt. Das erkennt der Fachmann auch ohne aufwändige Analyse. Dennoch muss ich schlucken: "Der eine Ring hat mal 89 Mark gekostet, die Kette 120 Mark..." Bernd Pastern nickt verständnisvoll, diese Reaktion kennt er von Kunden: "So dürfen Sie das nicht sehen. Wir ermitteln hier nur den reinen Materialwert. Für uns ist das Edelmetallschrott, egal, ob die Kette kaputt ist oder der Ring noch tragbar." Den ideellen Wert eines Schmuckstücks könne der Juwelier selbstverständlich nicht ersetzen: "Aber dafür, dass die Sachen wahrscheinlich schon seit Jahren von einer in die andere Ecke fliegen, sind knapp 150 Euro doch viel Geld", tröstet Joachim Krome.
Dass auch sie an meinem Goldschatz verdienen wollen, verhehlen die beiden Juweliere nicht. Ob sie mir das beste Angebot machen? Ich weiß es nicht. Aber es ist nachvollziehbar. "Manche Käufer verlangen Gebühren, andere kalkulieren Abschläge ein. Entscheidend ist aber der Endpreis", betont Bernd Pastern. Handeln wie auf dem Basar kann man bei den Juwelieren jedoch nicht: Denn auch sie tragen ein gewisses Risiko. So wird das Gold an die Scheideanstalt weiter verkauft, wo es getrennt und verarbeitet wird. Krome: "Das geht aber erst, wenn wir mindestens ein Kilogramm zusammen haben." Ist der Goldpreis bis dahin gesunken, schmilzt auch der Gewinn entsprechend.
So ist auch in diesem Geschäft nicht alles Gold, was glänzt.