Lage. „Manta-Platten", Schaschlik oder Frikadellen können in Lage ab sofort in einem Bus an der Triftenstraße 92 verspeist werden. Familie Kölsch hat diesen witzigen Trend in die Zuckerstadt geholt und ist damit Vorreiter in ganz Lippe. Wo vorher Kinder nicht mal ihr Butterbrot verspeisen durften, sind jetzt Bratwurst, Pommes & Co. erlaubt.
„Die Kunden sind von dieser Idee begeistert", freut sich Mathias Kölsch, der für seine Currywurst-Lounge einen ausgedienten Schulbus zum Imbiss umgebaut hat. Ein Großteil der Zweier-Sitze wurde neu arrangiert, Tische eingebaut, kleine Theken samt Barhocker machen das Innere zu einem gemütlichen Diner. „Und endlich muss bei uns niemand mehr im Nassen und in der Kälte stehen", freut sich Ehefrau Jana über das funktionierende Heizgebläse.
Woher die Currywurst stammt
Der Ursprung der Currywurst lässt sich kaum noch rekonstruieren. Es wird vermutet, dass die Imbissbudenbesitzerin Herta Heuwer die Spezialität kreiert hat. Am 4. September 1949 soll sie die Currywurst in Berlin erstmals zum Verkauf angeboten haben. Jene Lebensmittel, die in den Nachkriegsjahren besonders beliebt waren, darunter der von den amerikanischen und britischen Besatzungsmächten eingeführte Ketchup und Curry, kombinierte Herta Heuwer mit einer preisgünstigen Wurst nach deutscher Art. Historiker zweifeln die Entstehungsgeschichte jedoch an, sie vermuten hinter der Currywurst mehrere Imbissbudenbesitzer, deren Rezepturen sich vermischten, bis eine Variante daraus hervorging. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die erste Currywurst nicht in Berlin, sondern bereits 1947 in Hamburg verkauft worden ist.Eigentlich sei die Sache mit dem Bus zunächst nur eine Notlösung gewesen, erzählt das Paar. „Wir sind im August vergangenen Jahres mit unserem kleinen Verkaufswagen von der Edisonstraße hier in die Triftenstraße gezogen und wollten eine Art isoliertes Doppelcarport errichten mit entsprechenden Sitzgelegenheiten", so die beiden Köche aus Leidenschaft.
„Doch der alte Bus sorgte bei unseren Gästen für solch eine Begeisterung, dass wir in den vergangenen drei Wochen viel Geld und Energie in den eigenhändigen Umbau gesteckt haben", verrät Mathias Kölsch, der von seiner Tochter Alena sowie seinem Sohn Pascal tatkräftig unterstützt wurde. „Das Fahrzeug war noch voll fahrtüchtig und TÜV-geprüft, doch der Umwelt zuliebe haben wir Getriebe und Motor ausgebaut und sämtliche Flüssigkeiten abgelassen", so der rührige Geschäftsmann.
Das Bauamt der Stadt Lage machte ihn darauf aufmerksam, dass für diese Nutzungsänderung ein Bauantrag gestellt werden müsse. „Solch ein Imbiss-Bus ist aber durchaus genehmigungsfähig und wir freuen uns, solch eine Attraktion in Lage zu haben", möchte Technischer Beigeordneter Thorsten Paulussen als Vertreter der Stadt und Leiter der Baubehörde diesem Vorhaben keine Steine in den Weg legen.
Das Geschäft mit der Wurst und den selbst gemachten Curry-Soßen in verschiedenen Schärfegraden floriert, Familie Kölsch zählt durchschnittlich 150 Gäste am Tag. „Am Wochenende kommen die sogar von Bielefeld und Gütersloh", sind die Betreiber stolz. Sie planen, dass ihre Location auf Rädern demnächst auch für kleinere Feiern gebucht werden kann. „Aber unserer größter Traum ist ein zweiter Gelenkbus, der dann als Party-Bus durch Lippe cruist", plant Mathias Kölsch schon die Currywurst-Lounge-Expansion.
Sechs Fakten zur Currywurst
- In Neuwied wird jährlich ein Wochenende lang das „Festival der Currywurst" gefeiert. 2017 findet es vom 27. bis 29. Januar statt
- 2011 brachte die Deutsche Post eine Briefmarke mit einer Currywurst im Motiv heraus
- In Berlin gibt es in der Nähe des Checkpoint Charlie, Schützenstraße 70, das Deutsche Currywurst Museum
- Die Original Currywurst ist ohne Pelle (Darm)
- 1982 singt Herbert Grönemeyer sein Lied "Currywurst"
- 2008 wird Uwe Timms Roman "Die Entdeckung der Currywurst" von 1993 auch im Deutschunterricht gelesen