Lage. Im Rahmen der Reihe „Right, before I die" hat das Landestheater Detmold rund 60 Gäste in der Marktkirche mit der Kinderoper „Kannst du pfeifen Johanna?" beeindruckt. Nach dem gleichnamigen schwedischen Kinderbuch von Ulf Stark hat der russische Komponist Alexander Stessin 2013 eine Geschichte über Großväter und Enkel, Freundschaft und Abschied vertont, die auch das Thema Tod nicht ausklammert. Den titelgebenden schwedischen Schlager „Kannst du pfeifen, Johanna?" (1932) machten die Comedian Harmonists in Deutschland bekannt. Mika (Sopranistin Annina Olivia Battaglia) und Chris (Mezzosopranistin Dorothee Bienert) sind beste Freundinnen. Mika ist traurig, dass sie keinen Opa wie Chris hat, den sie regelmäßig besuchen kann. Im Altenheim finden sie den pfeifenden Opa Nils (Bassist Irakli Atanelishvili), den Mika kurzerhand zu ihrem Opa erklärt. Es entsteht eine schöne Freundschaft. Mika will unbedingt pfeifen lernen, und als sie es endlich kann, ist der Sessel des Opas leer, weil er gestorben ist. Die Botschaft des Stückes, dass jede Generation von einer anderen etwas lernen kann und Menschen aufeinander angewiesen sind, erreicht die Kinder, die unter den Gästen sitzen. Opa Nils lebt neu auf und die Kinder erfahren, dass es manchmal keine zweite Chance gibt. Im praktischen Bühnenbild von Pascal Seibicke symbolisiert ein großes Wandgestell mit leeren Bilderrahmen das Altenheim. Es wirkt wie ein Gitter, das die Kinder aufbrechen, und die leeren Bilderrahmen füllen sich mit neuem Leben. Später dienen sie dem gemeinsamen Drachenbau. Strahlender Stimmklang Dahinter sitzt das kleine Orchester, das unter der Leitung von Hye Ryung Lee exzellent und punktgenau aufspielt. Die Musik erinnert an „Die Geschichte vom Soldaten von Strawinsky". In strahlendem Stimmklang und bester Textverständlichkeit verleihen beide Sängerinnen des Opernstudios dem Werk viel Glanz und überzeugen im pointierten schauspielerischen Ausdruck. Eine Schwachstelle ist, wenn sie zur Musik sprechen, da sie in der Akustik der Kirche leicht unverständlich werden. In der Rolle des Opas beeindruckt der imposante Bassist mit seiner sonoren Stimme, der seine Partien souverän füllt. Eine Blume bringt das Eis zwischen ihm und den Kindern zum Schmelzen und eine Blume liegt hinterher auf seinem Grab. Unter der Regie von Sascha Theis sowie der Dramaturgie von Elisabeth Wirtz und Anna Neudert ist ein poetisch anrührendes Werk entstanden, das über den Tod erzählt und über den Tod hinausgeht. Am Ende glückt es mit der Hilfe des verstorbenen Opas, der den Kindern von oben zuschaut und ihnen hilft, den gemeinsam erbauten Drachen in die Lüfte zu bringen. Das Stück gehört zur Reihe des Landestheaters „Junges Theater unterwegs".