Ingo Kermbach überprüft Lagenser Erdgasnetz nach Lecks

Lage . Ein Ratschen ist in den Straßen Lages zu hören. Gasspürer Ingo Kermbach von der Firma Schütz Messtechnik ist seit zwei Wochen mit seiner Teppichsonde unterwegs. Im Auftrag von Westfalen Weser überprüft er damit das Erdgasnetz der Stadtwerke Lage in der Kernstadt und in den Ortsteilen Billinghausen, Ehrentrup, Hagen, Hardissen, Hedderhagen, Heiden, Heßloh, Hörste, Kachtenhausen, Müssen, Ohrsen, Pottenhausen, Waddenhausen und Wissentrup. Noch voraussichtlich bis Mitte Dezember wird er im Einsatz sein. Die LZ hat ihn ein Stück begleitet.

Die Sonne strahlt vom Himmel, ein leichter Wind weht, das Thermometer zeigt 14 Grad, der süßliche Duft der Zuckerfabrik steigt in die Nase. Ein guter Tag für Ingo Kermbach. Der Gasspürer ist auf trockenes und frostfreies Wetter angewiesen, sonst funktioniert sein Messgerät nicht, sagt er, und schnallt sich eine Art großes Tablet mit Riemen um den Hals. &bdquo;Dort ist der gesamte Plan drauf. Auch Grundstücksgrenzen sind eingezeichnet. Per GPS wird mein Laufweg aufgezeichnet." Im Schnitt komme er auf sieben bis neun Kilometer pro Tag – je nachdem, ob er zum Beispiel in einem Wohngebiet, an einer Hauptverkehrsstraße oder mitten durch ein Feld müsse. Oft seien es sogar weitaus mehr Kilometer, weil er diverse Strecken doppelt gehen müsse – zum Beispiel in Sackgassen oder zu Hauseingängen. &bdquo;Man muss eben gut zu Fuß sein. Ein Fitnessstudio kann ich mir wohl sparen", sagt er und lacht.

Elektrische Geräte zur Überprüfung Wir gehen zu einem GPS-Punkt auf einem Parkplatz am Eschenweg. Hier hatte Kermbach gestern aufgehört. Er dreht einen Knopf an einem elektrischen Gerät, dass an seiner Schulter hängt. Es surrt. &bdquo;Wenn Gas austritt, fängt es an zu piepen", sagt er. Dann wandert sein Blick auf das Tablet, das waagerecht vor seinem Bauch hängt. Er geht zügig voran in Richtung eines Zaunes – zum Glück ist das Tor offen, sonst hätten wir einen Umweg gehen müssen.

Auf dem Boden führt er die Teppichsonde. Sie sieht aus wie ein weißes, rechteckiges Stück Kunststoff mit Rädern rechts und links sowie einem Gelenk, an dem sich eine Stange mit Griff am Ende befindet. Der Kunststoff schabt über den Asphalt. Im Inneren befindet sich ein Halbleiter, der auf brennbare Gase reagiert. Bereits geringste Ausströmungen von Methan – dem Hauptbestandteil des Erdgases – lassen sich damit aufspüren. Im Sommer komme es daher ab und an vor, dass die Sonde bei Benzinspritzern von Rasenmähern anschlage, so Kermbach.

"Mit Gas ist nicht zu spaßen" Bürger würden die Lecks in den Gasleitungen nicht merken, so winzig, aber dennoch gefährlich seien sie. &bdquo;Mit Gas ist nicht zu spaßen", sagt Kermbach vor einem Mehrfamilienhaus. Wenn er ein Leck an Gebäuden entdecke, müsse er sofort reagieren, ins Haus gehen und den Gashahn abdrehen. &bdquo;Im schlimmsten Fall hat sich Gas im Keller gesammelt", so der Gasspürer. Und was ist, wenn keiner zuhause ist, um die Tür aufzumachen? &bdquo;Dann rufe ich die Polizei."

Wir steuern auf eine große Pfütze zu – laut Kermbach &bdquo;der Feind der Gasspürer". Er hebt die Sonde an. &bdquo;Normalerweise wird die Überprüfung zwischen März und Oktober gemacht. Wir sind ein wenig in Verzug", gesteht Reinhard Schnittker von der Westfalen Weser Netz GmbH, der ausnahmsweise bei der Kontrolle dabei ist. Im Regelfall ist der Prüfer allein unterwegs. &bdquo;Früher war man zu zweit. Einer konnte sich dann auf den Plan konzentrieren und den Verkehr im Blick behalten", führt Schnittker aus.

Überraschte Bürger

Weiter geht es über eine Hofzufahrt, direkt vor ein Fenster. Zwei Sekunden verharrt der Gasspürer mit seiner Sonde über dem Hausanschluss, dann ist er schon wieder weg. Ein Haus weiter fegt eine Frau das Laub zusammen. &bdquo;Guten Tag Firma Schütz Messtechnik. Ich überprüfe Ihren Gasanschluss", sagt Kermbach, während er an der Frau vorbei zu einer gelben Plakette an der Hauswand mit einem &bdquo;G" darauf geht. &bdquo;Haben Sie einen Termin?", fragt diese. &bdquo;Nein, den brauche ich nicht. Ich bin schon fertig", sagt der Mann in der orangenen Warnweste und geht weiter.

Es raschelt, wir gehen durch Herbstlaub. Ein Sieb schützt das Messgerät vor Dreck. Kermbach reinige es jeden Tag vor seiner Tour. Ein Autofahrer schaut nach uns, das stört den Gasspürer jedoch nicht. An einem Mehrfamilienhaus muss er über den Rasen gehen. Ein Mann fragt scherzhaft: &bdquo;Suchen Sie eine Mine." Kermbach antwortet schlagfertig: &bdquo;Ich nehme alles, was ich kriegen kann." An einer Hecke bleibt er mit dem Gurt seines Laptops hängen, bevor es weitergeht.

Der nächste Hausanschluss ist eine kleine Herausforderung: Die Leitung verläuft unter einem Blumenbeet entlang. Kermbach bemüht sich sichtlich, den Pflanzen nicht zu schaden, und führt die Sonde zwischen den Gewächsen entlang. &bdquo;Man muss auf sämtliche Gartenzwerge aufpassen", scherzt der Mann aus Magdeburg, der im gesamten Bundesgebiet und im Ausland im Einsatz ist. Plötzlich fragt eine andere Frau: &bdquo;Was prüfen Sie?"

Zutritt muss gewährleistet werden Nicht alle Bürger würden die Kontrolle einfach so hinnehmen. Erst am Tag zuvor habe ihm ein Mann gedroht, als er dessen Grundstück betreten habe. Für solche Fälle hat der Gasspürer sein kleines Notizbüchlein dabei. Er notiert sich die Adresse und gibt diese dem Energienetzbetreiber weiter. Denn die routinemäßigen Überprüfungen der Hauptleitungen und Hausanschlüsse sind vorgeschrieben, der Zutritt muss gewährt werden. Westfalen Weser bittet dafür um Verständnis. &bdquo;Fünf bis zehn Mal im Jahr muss sogar die Polizei kommen", schätzt Alexander Meier zu Evenhausen, Betriebsstellenleiter von Westfalen Weser in Lage.

Doch wie oft werden Gaslecks eigentlich entdeckt? &bdquo;Das ist sehr unterschiedlich, aber mit Einführung der Kunststoffleitungen ist es deutlich weniger geworden", sagt der Gasspürer, der seinen Beruf seit 19 Jahren ausübt.

Früher habe es mehr Stahlrohre gegeben, die anfälliger für Rost seien. Daher variierten die Kontrollintervalle je nach Material der Leitung, Druckstufe und Leckstellenhäufigkeit, erklärt Schnittker. In Lage gibt es laut Meier zu Evenhausen ein 145 Kilometer langes Mitteldrucknetz und ein 130 Kilometer langes Niederdrucknetz. Beide seien zuletzt vor zwei Jahren überprüft worden. Aktuell habe Kermbach zum Glück noch kein Leck entdeckt.

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