Mountainbike-Strecke im Stadtwald zu laut für die Tierwelt?

Lage-Hagen. Kontroverse Diskussionen hat die Anlage und Nutzung eines Mountainbike-Areals durch Jugendliche im Lagenser Stadtwald hervorgerufen. Die einen befürworten die Freizeitbeschäftigung, andere sehen sie kritisch. Erlaubt ist das Betreten des Waldes abseits der Wege nämlich nicht. Peter-Friedrich Krietenstein aus Hagen kann die Jugendlichen verstehen, doch er hat vor allem die eigentlichen Bewohner des Waldes im Blick.

Der Landwirt ist ein begeisterter Jäger – aber kein Schießer. &bdquo;Wer schießen möchte, gehört auf den Schießstand in der Eichenallee", erklärt er. Krietenstein ist Mitglied der Hege- und Jagdgenossenschaft Hagen. Die zwei Jagdpächter kümmern sich um ein 380 Hektar großes Gebiet, das direkt an den Stadtwald angrenzt. Es betrifft auch Bereiche an der Liemer- und Lückhauser Straße sowie der Sprickernheide – ein Niederwaldrevier mit freien Flächen. Aufgabe sei, einen gesunden, artenreichen Wildbestand zu erhalten, erklärt er. Und den sieht er im Stadtwald gefährdet; er sorgt sich um das Wild.

Stadtwald ist gefährdet

Als Jagdpächter muss er Tiere töten, wenn sie sich zu stark vermehrt haben. Rund 30 bis 35 Rehe leben in Wald und Flur, dazu Hasen, Kaninchen, Rebhühner und Fasane. Es sei ihr Zuhause und das der Pflanzen. Dezimiert werde das Wild, wenn es – von Hunden gehetzt – auf der Bundesstraße oder Hagenschen Straße unter die Räder gerate. &bdquo;Jedes Jahr finden hier sieben bis zehn Stücke Rehwild ihr Ende", resümiert der Jagdpächter.

Sein Revier grenzt an den Stadtwald, er darf Teile der Flächen bejagen, etwa bei Waddenhausen, Hagen und Hardissen. Den Bestand der Tiere, kann er aber inzwischen nur schlecht abschätzen, weil sich diese durch die menschlichen Freizeitbeschäftigungen bis zur Dunkelheit zurückziehen. &bdquo;Das Kernproblem ist: Im Wald ist es zu laut." Der 68-Jährige erinnert sich noch, als er als Sechsjähriger mit seinem Vater durch den Wald ging, der ihn anwies, ruhig zu sein; es handele sich um ein Gebiet der Tiere.

Zur Dämmerung raus aus dem Forst

Der Mensch solle mit Beginn der Dämmerung den Wald verlassen, damit die Rehe äsen können. &bdquo;Man darf natürlich im Wald spazieren gehen, auch mit Hund", sagt Krietenstein. &bdquo;Aber bitte an der Leine." Die Realität sehe so aus: Hundebesitzer gingen bis gegen 22 Uhr noch in den Wald, den ersten Jogger hat er bereits um 5 Uhr morgens herauslaufen sehen. Dieser sei aber zumindest leise. Das seien die Jugendlichen nicht, die sich etwas zuriefen, und die Räder machten auf dem Waldboden für die empfindlichen Ohren der Tiere auch Lärm.

Der 68-Jährige hat Verständnis für die Freizeitbeschäftigung der Mountainbiker, &bdquo;doch der Wald ist der falsche Ort dazu." Rehe und Co. brauchten Ruhe zum Äsen und dürften möglichst nach 19 Uhr nicht mehr gestört werden. Für die Jugendlichen könne doch andernorts ein Parcours eingerichtet werden.

Als weiteren Aspekt nennt der Hagener die Schädigung des Naturhaushalts. Wenn der Stress groß sei, knabberten Rehe verstärkt an Baumrinden und fräßen Jungpflanzen; der Verbiss nehme zu. Die Ricke gebe dieses Verhalten an ihre Kitze weiter. In der Folge schädige das die Pflanzen, die schließlich für das Klima eine wichtige CO 2 -Quelle seien.

Ulrich Junginger vom Regionalforstamt OWL kennt den Lagenser Stadtwald schon seit Jahren. Dieser habe relativ viel Wild. Das brauche zur Energiegewinnung viel Pflanzennahrung und Zeit zum Äsen. Je mehr Freizeitaktivitäten sich in den Wald verlagerten, gehe das auf Kosten der Umwelt. Wo Trails durch den Wald führten, wüchsen naturgemäß keine Pflanzen mehr. Das Wachstum hänge aber immer auch vom Licht ab, so der Forstbeamte. Sei viel Wild vorhanden, würden bestimmte Pflanzen stark angefressen, auch Beerenarten.

So sehr er auch die jugendlichen Mountainbiker verstehen könne, die sich bewegen wollten – aber eben nicht im Stadtwald. &bdquo;Es wäre gut, wenn mehr Ruhe in den Wald einkehren könnte", so seine Meinung. Verstanden als Appell an die Vernunft.

Mountainbike-Trails seien an vielen Orten in Nordrhein-Westfalens problematisch. Im Sauerland etwa würden auf privatem Grund Strecken eingerichtet – auch eine Aktion zur Ankurbelung des Tourismus. Diese seien natürlich für Spontanfahrer ungeeignet, gibt er zu. Ulrich Junginger hat in seinem Berufsleben einige Trends im Wald kommen und gehen sehen und verweist auf das Landesforstgesetz NRW.

Danach ist das Radfahren im Wald auf breiten Wegen (die mit dem Auto auch befahren werden können, so Junginger) erlaubt. Allerdings gelte das nicht für Bereiche links und rechts der Wege.

Hunde dürfen unter Kontrolle auch frei auf den großen Wegen laufen, wenn sie dort bleiben und entsprechend gehorchen. In Naturschutzgebieten gilt jedoch grundsätzlich, dass die Vierbeiner an der Leine bleiben müssen. Für den Stadtwald hat die Stadt entschieden, dass auch hier Hunde angeleint sein müssen, was laut Förster auch sinnvoll ist.

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