Lemgo. Von der alten Hansestadt ins tiefste Bayern: Lasse Weicht lebt mit seiner Frau und den Kindern nicht nur dort, wo andere Urlaub machen, er hat auch seinen Traumjob gefunden. Seit einem Jahr ist der 33-Jährige Leiter des Forstbetriebs Schliersee. Was dort anders ist als im heimischen Lemgoer Wald. „Ich wollte schon immer gerne im Wald arbeiten“, sagt Weicht, dessen Elternhaus in der Nähe des Stadtwaldes liegt. Nach dem Abitur begann er daher 2012 ein Studium der Forstwissenschaften in Göttingen. Dort lernte er seine spätere Frau kennen, die das gleiche studierte und aus Oberbayern kommt. Daher entschied er sich im Anschluss für ein Referendariat im höheren Dienst und bewarb sich 2020 bei den Bayerischen Staatsforsten. Dort werden die Wälder bewirtschaftet, die dem Staat Bayern gehören. „Es hat direkt geklappt“, freut sich der Ex-Lemgoer noch heute. Von München bis Tirol Seit einem Jahr ist er nun in Führungsverantwortung am Schliersee. Der Forstbetrieb umfasse 35.000 Hektar und reiche von den Toren Münchens bis an die Tiroler Grenze und liegt östlich des bekannten Tegernsees. Vom einen zum anderen Ende seines Einsatzgebietes brauche er schon mal eineinhalb Stunden mit dem Auto. Zum Vergleich: Der Lemgoer Stadtwald umfasst lediglich 1200 Hektar. In Bayern kümmern sich 77 Mitarbeiter um die Bewirtschaftung, davon zehn Förster, sieben Berufsjäger und 44 Waldarbeiter. „Das ist natürlich eine riesen Verantwortung“, weiß der 33-Jährige. Die wichtigste Aufgabe für ihn und sein Team sei es, die Schutzfunktion des Waldes zu erhalten. „Der Wald schützt die Ortschaften vor Lawinen, Muren, Steinschlägen und Hochwasser“, sagt der Forstwissenschaftler. Bei Muren handelt es sich um einen Strom von Schlamm und Gestein, der durch starken Regen oder Schneeschmelze in Gebirgsregionen ausgelöst werden kann. „Um die Ortschaften schützen zu können, muss der Wald aber intakt sein - besonders in den Höhenlagen. Uns geht es daher um den Walderhalt.“ Wintereinbruch im September Doch das Wetter bereitet Sorgen: „Durch den Klimawandel haben wir zum einen lange Trockenperioden und zum anderen hohe Niederschläge. Auch Sturm- und Schneebruch haben unheimlich zugenommen. Im September vergangenen Jahres hatten wir einen Wintereinbruch, der 25.000 Festmeter Holz zerstört hat. Das Problem war, dass die Bäume noch belaubt waren. Solche Extreme nehmen zu.“ Für die Waldarbeiter sei es dann wichtig, das kaputte Holz zu entfernen. „Das ist bestes Brutmaterial für den Borkenkäfer“, weiß Weicht. Mit dem gibt es auch in Lemgo Probleme. Betroffen seien vor allem Fichten, die im Forstbetrieb Schliersee überwiegen. Zusammen mit Buchen und Tannen wachsen sie auch im Gebirgsteil. Dazwischen befinden sich Bergahorn und Zirben, eine seltene Kiefernart. Der Stadtwald in Lemgo ist von Fichten und Buchen geprägt, dazwischen stehen Eichen, Eschen, Ahorne und Douglasien. Besucherströme lenken Weicht versuche, so oft wie es geht draußen zu sein und nicht im Büro. Oft sei er aber auch unterwegs und spreche mit Bürgermeistern und Landräten. „Wir sind eine große Tourismusregion. Daher geht es auch darum, wie wir Besucherströme lenken können, damit der Wald keinen Schaden nimmt und seine Erholungsfunktion erhalten bleibt“, sagt der gebürtige Lemgoer. In seiner Heimat dient der Wald natürlich auch der Naherholung, muss aber weit weniger Touristen aushalten. Eine Attraktion, die beide Wälder seit Kurzem gemeinsam haben: ein Mountainbike-Trail. Seit April können die Lemgoer die Strecke im Stadtwald nutzen, für die der TV Lemgo verantwortlich ist. Am Schliersee haben die Bayerischen Staatsforste sogar selbst einen Mountainbike-Trail angelegt, sagt Weicht. „Außerdem arbeiten wir mit den Vereinen zusammen, die das hier einrichten.“ Die Tierwelt Die Tierwelt unterscheidet sich doch ein wenig von der alten Hansestadt: „Wir haben viele Huftiere, wie Steinböcke, Gämse, Rehe, und Rothirsche, die das Gebirge durchstreifen. Darüber ziehen Steinadler ihre Kreise. Und wenn man Glück hat, kann man Auerhühner sehen“, weiß der 33-Jährige. In Lemgo gibt es ein Wildschwein- und ein Rotwildgehege. Rotmilane kreisen häufig über der Stadt. Weicht gefällt nicht nur sein Job, sondern auch sein Wohnort Schliersee und überrascht mit einer Aussage: „Es ist eigentlich vergleichbar mit Lemgo, ähnlich ländlich geprägt.“ Aber zu Kläschen, da komme er natürlich heim.