Lage. Über den Rückgang der Artenvielfalt wird viel geredet. Pfeifer & Langen hat gehandelt: In Zusammenarbeit mit der „Stiftung Pro Artenvielfalt“ in Bielefeld ist ein Wanderfalken-Nistkasten in der Höhe von 30 Metern auf dem Werksgelände der Zuckerfabrik angebracht worden. Wo tonnenweise heimische Rüben verarbeitet werden, sind Wanderfalken und ihr Nachwuchs willkommen.
Vor rund 50 Jahren galt der Wanderfalke als größter heimischer Falke in NRW bereits als ausgestorben. Schuld daran war vor allem das Insektizid DDT. Dieses Mittel wurde oftmals in der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und wies vorher nicht bekannte eklatante Nebenwirkungen auf: „Das Gift reicherte sich in den Nahrungsketten an“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung.
Auch die Greifvögel hätten DDT über ihre Beutetiere mit der Nahrung aufgenommen. „Als Folge wurden die Eierschalen immer dünner und konnten nicht mehr bebrütet werden.“ Erst durch konsequente Schutzmaßnahmen und dem Verbot von DDT habe sich der Bestand allmählich erholt. Trotzdem sei diese Greifvogelart nach wie vor in ihrer Existenz bedroht, ihr Vorkommen sei selten.
Freier Anflug ist wichtig
„Der Standort ist hervorragend geeignet“, sagt Malte Backer, Projektmanager Artenschutz der Stiftung Pro Artenvielfalt, „in der Umgebung von Lage werden regelmäßig Wanderfalken gesichtet.“ Ein Mitarbeiter der Stiftung hatte im Oktober einen Wanderfalken gesehen, der über dem Werksgelände kreiste. Der Stiftungs-Mitarbeiter nahm Kontakt mit Pfeifer & Langen auf und bat darum, in Zusammenarbeit mit der Stiftung einen Nistkasten auf dem Werksgelände anbringen zu dürfen. Beim Zuckerhersteller fand diese Idee großen Anklang, und so wurde Anfang April ein Nistkasten an einem Silo auf knapp 30 Meter Höhe installiert. Denn ein freier Anflug des Brutplatzes ist wichtig.
„Nun hoffen wir, dass der Brutkasten spätestens zur nächsten Brutsaison bezogen wird“, sagt Martin Corbach, Standortleiter Produktion/Technik bei Pfeifer & Langen. „Dies wäre ein schöner Erfolg für die Artenvielfalt.“ Wanderfalkenweibchen legten meist nur einmal jährlich zwei bis vier Eier.
Auch Stadttauben können allein durch die Anwesenheit von Wanderfalken effektiv ferngehalten werden. Eine klassische Win-win-Situation, denn größere Ansammlungen von Stadttauben sind bei Nahrungsmittelherstellern aus Hygienegründen ungern gesehen.
„Wir würden uns freuen, wenn weitere Firmen oder Grundstückseigentümer mit entsprechenden Gebäudestrukturen Interesse hätten, Nistkästen installieren zu lassen“, so Malte Backer .
Stichwort: Wanderfalken
Wanderfalken sind außerhalb der Brutzeit in fast allen Landschaftsformen zu finden. „Sie bevorzugen offene Gelände und Gewässerregionen mit einem großen Vorkommen anderer Vögel“, schreibt die Stiftung Pro Artenvielfalt. Zum Brüten sind sie auf steile Felswände, Steinbrüche oder hohe Gebäude angewiesen. Selten brüten einige Populationen in Bäumen oder am Boden. Die Paare halten lange Zeit zusammen und kreisen gemeinsam über ihrem Brutfelsen.