Tierschützerin Marianne Rautenberg erzählt von ihrer ehrenamtlichen Arbeit

Lage-Hörste. Marianne Rautenberg ( 67 ) ist eine Institution in Sachen Tierschutz in Lippe. Die Vorsitzende des Vereins &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten" engagiert sich seit mehr als vier Jahrzehnten ehrenamtlich für Tiere. Kürzlich in den beruflichen Ruhestand gegangen, gesteht sie: &bdquo;Ich habe immer noch einen 14 Stunden-Tag". Die LZ sprach mit Lippes Tierschützerin Nummer Eins über Meilensteine, Sorgenfalten, Wünsche und Hoffnungen.

&bdquo;Ich habs mir und anderen nie leicht gemacht", gesteht Marianne Rautenberg lächelnd. Im Sternzeichen Steinbock geboren, scheint ihr diese Durchsetzungskraft in die Wiege gelegt. Zum Tierschutz kam die zweifache Mutter mit Anfang zwanzig. &bdquo;Ich schaute eine Sendung im Fernsehen über Tierversuche an Ratten, die vor laufender Kamera ertränkt wurden. Die Bilder haben mich entsetzt. Ich konnte die Vorstellung, dass Menschen Tieren so etwas zufügen, nicht ertragen", sagt die gelernte Arzthelferin. Rautenberg wurde aktiv nach dem Motto, an das sie auch heute noch ganz fest glaubt: &bdquo;Tierschutz ist Menschenschutz".

Dabei geht der erste Blick in Richtung &bdquo;industrielle Tierhaltung". Rautenberg: &bdquo;Sie ist verantwortlich für die hohen Nitratwerte im Grundwasser, multiresistente Keime im Krankenhaus, die Vernichtung des Regenwaldes zur Soja-Tierfutterproduktion. Wir Menschen sägen an dem Ast, auf dem wir selbst sitzen."

"Aufgeben ist keine Option"

Rautenberg: &bdquo;Ich habe nichts gegen bäuerliche Landwirtschaft, wenn die Tiere dort artgerecht gehalten, schonend transportiert und regional geschlachtet werden." Selbst Vegetarierin, weiß sie: &bdquo;Nicht alle Menschen wollen auf Fleisch verzichten. Aber sie sollten wissen, wo ihr Schnitzel herkommt". Dem Verbraucher mag die Tierschützerin nicht den &bdquo;Schwarzen Peter" zuschieben.

&bdquo;Die Menschen sind sensibler gegenüber dem Tierwohl geworden. Die Zahl der Vegetarier steigt. Vegetarische Lebensmittel finden sich heute bei jedem Discounter und auf jeder Restaurant-Speisekarte. Ich sehe eine große Bereitwilligkeit, die Belange der Nutztiere zu berücksichtigen – auch, wenn es an das eigene Portemonnaie geht", konstatiert die Tierschützerin. Der &bdquo;Bremskeil" liege ganz woanders: &bdquo;bei der Fleischlobby und den Agrar-Funktionären. Transparenz für den Verbraucher ist nicht gewollt", ist sich Rautenberg sicher.

Zu den Erfolgen ihrer jahrzehntelangen Tierschutzarbeit befragt, wird sie still, zuckt die Schultern. &bdquo;Es gibt eigentlich nur kleine." Sie denkt an die Rinder, die sie gemeinsam mit dem Veterinäramt des Kreises, dem sie unter Tierärztin Ricarda Rottmann &bdquo;eine hervorragende Arbeit" konstatiert, vor dem Transport nach Marokko bewahren konnte. Wenige Tiere, wenige Einzelschicksale. Vieles bleibt zu tun. Die wichtigsten Baustellen kann Rautenberg sofort benennen: &bdquo;Der Tierschutz muss raus aus dem Landwirtschaftsministerium. Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. Das Baurecht im Außenbereich muss geändert werden und kleinteilige Landwirtschaft ermöglichen. Ein eindeutiger Bundesratsbeschluss zum sofortigen Ende von Langzeit-Tiertransporten ist überfällig. Es gibt Gesetze. Sie werden nicht angewendet. Dafür gibt es massenhaft Beweise".

Ihr Fazit nach gut vierzig Jahren Tierschutz-Engagement ist ernüchternd: &bdquo;Ich habe alles gemacht, was ich konnte, mit ganz vielen tollen Leuten. Trotzdem treten wir auf der Stelle. Aber aufgeben ist keine Option", sagt Rautenberg, die morgen mit ihrem Verein eine Protestaktion &bdquo;Lasst die Sau raus" am Lemgoer Kanzlerbrunnen organisiert.

"Diabolo" darf bleiben In all den Jahren der Tierschutzarbeit sind Marianne Rautenberg und ihrer Tochter Verena (39) viele Schicksale quasi &bdquo;vor die Füße gefallen". Eines davon ist der 25-jährige Araber-Wallach &bdquo;Diabolo". Zusammen mit seinem Ponyfreund wurde er im Oktober 2020 vom Veterinäramt des Kreises beschlagnahmt. &bdquo;Halb verhungert, um Luft ringend, kam er zu uns in den Verein", erinnert sich Verena Rautenberg, die sich um das Tier kümmert. Während das Pony noch am Ankunftstag eingeschläfert werden musste, hat sich Diabolo dank veterinärmedizinischer Behandlung und der Arbeit einer Tierheilpraktikerin zu einem lebensfrohen Pferde-&bdquo;Rentner" entwickelt. &bdquo;Mit Inhalation und Akupunktur haben wir seine Luftprobleme in den Griff bekommen", erklärt Verena Rautenberg. Mit der Ablehnung des Widerspruchs der Ex-Besitzerin gegen die Beschlagnahmung ist nun auch klar: &bdquo;Diabolo" kann für immer bleiben.

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