Erster Prozess um Massenschlägerei in Lage endet

Lage/Detmold. Eigentlich sollte es nur eine harmlose Feier zum 15. Geburtstag mit etwa zehn Freundinnen werden. Ohne Alkohol, ohne Jungs. Dafür hatte eine Mutter am 5. September 2020 extra einen kleinen Saal in der Gaststätte Friedenseiche gemietet. Als die Mädels vermutlich aus Langeweile doch noch ein paar männliche Partygäste per Whatsapp einluden, nahm das Unglück seinen Lauf. Fast wäre ein junger Mann erstochen worden. Nach zähen Ermittlungen ist es jetzt zum ersten Prozess gekommen.

Die Situation soll sich damals unkontrolliert hochgeschaukelt haben: Nachdem die Neuankömmlinge laut Oberstaatsanwalt Ralf Vetter von der Aufsichtsperson wieder rausgeschmissen wurden, entwickelte sich aus Testosteronüberschuss und Krawall vor der Tür nach und nach eine waschechte Massenschlägerei mit etwa 40 beteiligten Personen. Befreundete Jugendliche aus Bad Salzuflen/Herford (alle etwa 16 bis 18 Jahre alt) gerieten dabei mit erwachsenen Mitgliedern eines Lagenser Fußballvereins aneinander. Zeugen berichten laut Vetter, es seien im Tumult Stühle geflogen, zerbrochen und teilweise als Schlagstock benutzt worden. &bdquo;Es muss wohl recht unübersichtlich gewesen sein“, sagt Vetter. Selbst nach dem Polizeieinsatz seien in Lage immer wieder streitende Grüppchen aufgegriffen worden.

Beteiligte schützen sich gegenseitig

Mehrere Personen wurden in der Nacht teils schwer verletzt im Krankenhaus behandelt. Ein heute 27-Jähriger musste nach einem Messerstich in die Flanke sogar notoperiert werden. &bdquo;Er hat den Stich gar nicht als solchen realisiert, nur einen stumpfen Schlag von hinten wahrgenommen“, berichtet Oberstaatsanwalt Ralf Vetter nach dem Prozess. Ohne Operation hätte der junge Mann die nächsten Stunden wohl nicht überlebt. Den Täter habe er im Tumult nicht wahrgenommen.

Die folgenden Ermittlungen nach dem Messerangriff hätten sich als äußerst schwierig dargestellt, da beide Gruppen nicht sonderlich daran interessiert gewesen seien, sich selbst oder aber die Gegenseite zu belasten. &bdquo;Wir haben nicht den Eindruck, dass irgendwem daran gelegen ist, die Tat aufzuklären“, sagt Vetter. Teilweise würden sich die Gruppenmitglieder auch untereinander kennen und möglicherweise schützen wollen.

Zeugin wenig glaubwürdig

Nach langwierigen Ermittlungen kam es daher erst jetzt vor der großen Jugendkammer des Landgerichts zur einer Hauptverhandlung, um den mutmaßlichen Messerstecher doch noch überführen zu können. Angeklagt war ein heute 20-Jähriger aus Lage, der beide Gruppen gekannt haben soll. Doch die Zeugin, die den Angeklagten als einzige von etwa 20 geladenen Zeugen belastete, stellte sich nach Angaben von Landgerichtssprecher Wolfram Wormuth in der Verhandlung als wenig glaubwürdig heraus. &bdquo;Die Kammer war nach der Sitzung ganz klar von der Unschuld des Angeklagten überzeugt“, erklärt Wolfram Wormuth. Der Freispruch sei daher klar gewesen.

Genauso sieht es auch Oberstaatsanwalt Ralf Vetter nach der Verhandlung. Die Zeugin habe den Angeklagten nicht mal mehr eindeutig wiedererkannt, außerdem sei es ausgerechnet der angeklagte Lageneser gewesen, der nach mehreren Zeugenaussagen noch erfolglos versucht haben soll, den Streit zwischen den beiden Gruppen zu schlichten.

Dass es angeblich Zahlungen oder Entschuldigungen gegeben haben soll, um die Sache außergerichtlich beizulegen, hätte vor Gericht ebenfalls nicht bewiesen werden können. &bdquo;Es gab Hinweise darauf, aber alles wurde abgestritten“, sagt Vetter. Der Oberstaatsanwalt schließt jedoch nicht aus, den Verantwortlichen doch noch identifizieren zu können. Gegen einige Beschuldigte liefen noch weitere Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung . Der Fall sei daher nicht vom Tisch.

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