Philip Hameier (23) will auf Tierwohl und mehr Öko setzen

Lage-Ehrentrup . Dass er ein Händchen für Ackerbau und Viehzucht besitzt, hat Philip Hameier zuletzt auf Landesebene bewiesen. Im Team mit Gerrit Asbrock aus Wellingholzhausen ( Kreis Osnabrück ) holte er den zweiten Platz beim Berufswettbewerb &bdquo;Mit Herz und Hand – smart fürs Land“. Unter anderem ging es dabei um Schweinezucht. Dass er dabei gut abschnitt, ist nicht unbedingt überraschend. Neben seinem Studium zum Agrarbetriebswirt arbeitet der 23-jährige auf dem Hof seiner Eltern.

Brandings Hof an der Dorfstraße in Ehrentrup habe eine lange Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreiche , so der Lagenser. &bdquo;Wir bewirtschaften rund 200 Hektar“, sagt Philip Hameier, der vor sich auf dem Tisch ein Laptop und ein Tablet liegen hat – die Digitalisierung hat schon lange Einzug gehalten in die Landwirtschaft. Der Betrieb wird von seinen Eltern als GbR geführt, neben einem festangestellten Mitarbeiter sind es vor allem in der Spargelzeit Saisonkräfte, die auf den Feldern arbeiten. Unaufhörlich klingelt beim Gespräch das Telefon. &bdquo;Das sind meistens Leute, die schon jetzt Spargel vorbestellen wollen“, sagt Hameier und lacht. Dabei sei der Anbau von Spargel im Grunde für den Betrieb gar nicht mehr so lukrativ. Ein Grund seien die gestiegenen Mindestlöhne.

Vorausschauende Kalkulation Wer heutzutage als Landwirt bestehen will, der muss rechnen können. Ein guter Teil seines Studiums ist daher der Betriebswirtschaft gewidmet, berichtet Hameier. Ob ein Hof sich trägt, hänge nicht zuletzt von vorausschauender Kalkulation ab. Seit zwei Jahren etwa zieht seine Familie Duroc-Schweinefleisch auf der Weide groß. In den Aufbau dieses neuen Betriebszweiges haben sich auch Philip und eine seiner Schwestern stark eingebracht.

Das Fleisch ist einmal pro Monat im eigenen Hofladen erhältlich. Während der Spargelsaison wird das Sortiment außerdem um Kartoffeln und Eier von befreundeten Höfen ergänzt. Die Schweine haben einen großzügigen Auslauf und dazu Hütten und einen Stall, in den sie sich zurückziehen können. Etwa neun Monate werden die Tiere alt, so Hameier, dann treten sie ihre letzte Reise in Richtung Schlachter an. Bis zu 24 Tiere zeitgleich führen bis zu dem Moment ein gutes Dasein. &bdquo;Die Arbeit mit ihnen zaubert mir jeden Tag ein Lächeln aufs Gesicht.“ Jetzt muss er erst mal die Schweine von der Weide in den Stall holen, denn vier der Tiere werden heute noch zum Schlachter gebracht. Tut ihm das nicht leid? &bdquo;Klar, zu den Tieren baut man ja eine Bindung auf, weil man viel Zeit mit ihnen verbringt, aber am Ende sind es Nutztiere“, sagt er.

Am Ende entscheidet der Verbraucher In Zukunft wolle die Familie neben dem Tierwohl noch verstärkt ökologische Aspekte berücksichtigen, sagt der junge Landwirt. So werde der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum reduziert und Unkraut auch mechanisch bekämpft. Allerdings gelte: &bdquo;Am Ende des Tages entscheidet eben auch der Verbraucher mit seiner Kaufentscheidung und dem Preisbewusstsein“, sagt Hameier. Die Weichenstellung für die Zukunft sei aber auch stark von politischen Entscheidungen geprägt.

Derzeit halten die Hameiers auf einer weiteren Hofstelle auch noch Schweine auf konventionelle Art und Weise, bis zu 300 Tiere werden dort aktuell gemästet. Sie leben sozusagen in einem Altbau, eine Umrüstung auf die neuen verschärften Tierschutzbestimmungen würde sich wirtschaftlich nicht lohnen, sagt Hameier. Daher sei es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Art der Haltung für die Hameiers Geschichte sei. Im Prinzip findet er es richtig, dass die Tiere besser gehalten werden sollen.

Was er kritisiert, ist, dass die politischen Rahmenbedingungen kaum berechenbar seien. &bdquo;Oft ändern sie sich innerhalb von zwei oder vier Jahren.“ Für Landwirte, die es gewohnt seien, eher in Generationen zu denken, sei das eine erhebliche Umstellung. Die wollten viele nicht mehr mitgehen. Viele Familien in Lage und Umgebung hätten ihre Betriebe aufgegeben. Hameier: &bdquo;Jeder Landwirt ist auch Unternehmer und muss sich überlegen, ob er 500.000 oder 1 Million Euro in einen neuen Stall investieren will, wenn nicht klar ist, wie lange er diesen betreiben kann.“

Zwei Ausbildungen vor dem Studium Er selbst sieht seine Zukunft trotzdem in der Landwirtschaft. Gerne würde er den Hof irgendwann führen, eventuell gemeinsam mit einer seiner drei Schwestern, die sich ebenfalls für ein landwirtschaftliches Studium entschieden hat. &bdquo;Aber natürlich muss man gucken, ob ein Hof dann zwei Familien ernähren kann.“ Vor seinem Studium hat Philip Hameier bereits zwei Ausbildungen absolviert – zum Landwirt und noch davor zum Land- und Baumaschinen-Mechatroniker. &bdquo;Mein Vater hat gesagt, mach erst mal Abi oder eine Ausbildung, die nicht direkt mit der Landwirtschaft zu tun hat.“

Dennoch: &bdquo;Seit ich klein war, wollte ich in die Landwirtschaft.“ Aus der Kindheit ist wohl auch die Begeisterung für große Maschinen geblieben: &bdquo;Es macht einfach Spaß damit zu arbeiten.“ Wenn er von der &bdquo;Höla“ kommt, der Fachschule für Agrarwirtschaft Herford, packt er auf dem Hof mit an. Zwölf-Stunden-Tage seien da keine Seltenheit. Als Landwirt ist Work-Life-Balance nicht unbedingt das erste, was man von seinem Job erwarten sollte, sagt Hameier.

Gegen 2 Uhr morgens ins Bett Je nachdem, was ansteht, komme er in der Erntezeit auch mal erst gegen 2 Uhr morgens ins Bett. Dennoch: Zwei- bis dreimal in der Woche schaffe er es, sich mit Freunden zu treffen. Allerdings kommen die auch vom Bauernhof und haben eine ähnliche Lebenstaktung. &bdquo;Mit vielen der Höfe arbeiten wir auch zusammen“, sagt Hameier. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen, die man haben muss, um Landwirt zu werden? &bdquo;Man muss offen für Neues sein“, sagt Philip Hameier. &bdquo;Wo es hingeht, steht in den Sternen.“

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