Vom Gastronom zum Lehrer: Wie ein gelernter Koch eine neue Berufung in Lage fand

Lage-Hagen. Angefangen hat alles mit bunten Lebkuchen-Häuschen: &bdquo;Kannst du uns ein paar fertigmachen?“, lautete die Frage von Schulleiterin Dorothee Kriener an Kai Dommermuth, den Ehemann einer Kollegin. Der gelernte Koch und Konditor sagte zu und ist inzwischen aus dem Team der Albert-Schweitzer-Schule nicht mehr wegzudenken.

&bdquo;Diesen Mann brauchen wir hier“, da war sich Kriener spätestens dann sicher, als aus den &bdquo;paar Lebkuchenhäuschen“ eine umfangreiche Ausstellung wurde, die das komplette Kollegium begeistert habe. &bdquo;Kai hatte das in Kleingruppen als Projekt umgesetzt und seine offene Art kam bei unseren Schülerinnen und Schülern unglaublich gut an“, so die Schulleiterin weiter. Vier Jahre ist es jetzt her, das Kai Dommermuth sich in den Lehrerberuf sozusagen reingefuchst und dafür die Selbstständigkeit als Gastronomie-Manager auf Fehmarn aufgegeben hat. &bdquo;Nach zehn Jahren hatte ich nun alles auf der Insel gesehen“, nennt der 53-Jährige lachend einen der Gründe.

Dommermuth konnte sich an der Albert-Schweitzer-Schule erfolgreich auf eine Vertretungsstelle als Fachlehrer im Bereich Hauswirtschaft bewerben. &bdquo;Die Schülerinnen und Schüler lieben ihn“, verrät Dorothee Kriener. Die Wahl zum Vertrauenslehrer sei der beste Beweis, wie gut er in die große Familie der Förderschule mit Schwerpunkt Lernen hineinpasse. Die klassische pädagogische Ansprache liegt Kai Dommermuth fern. &bdquo;Ansagen“ mache er auf seine eigene Art und Weise: respektvoll, verständnisvoll und authentisch. Dabei zeigt der Koch aber durchaus klare Kante. &bdquo;Wer Blödsinn macht, muss bei mir auch mal strammstehen“, sagt der Gütersloher, der zugibt, dass er sich zunächst eine Strategie für den Umgang mit seinen Schützlingen zurechtlegen musste. Eigene Kinder hat er keine. Aber den nötigen Draht, Geduld und enorm gute Nerven.

Unterricht fürs Leben Ernährung, Wäsche, Putzen und Aufräumen sind Themen, die er in Kleingruppen im Fach Hauswirtschaft unterrichtet. Um die Theorie in die Praxis umzusetzen, hat Kai Dommermuth das Projekt &bdquo;Schüler-Kiosk“ ins Leben gerufen. &bdquo;Albert´s Bude“ - wie die Mitwirkenden den Kiosk getauft haben - hat an zwei Tagen in der Woche während der ersten großen Pause geöffnet. Verkauft werden selbst gemachte Leckereien, angefangen von belegten Brötchen über Muffins und Waffeln bis hin zu Milchreis, Pizza oder Geflügelschnitzel. &bdquo;Das bedeutet, dass die Hauswirtschaftsgruppe in den ersten beiden Schulstunden alles fertigstellen muss, um es in den Verkauf zu bringen“, erläutert Dommermuth das Prozedere. Ein gewisser Zeitdruck gehöre ebenso dazu wie die Übernahme von Verantwortung. &bdquo;Keine Ware, keine Einnahmen“, bringt es der Lehrer auf den Punkt. Mit dem erwirtschafteten Geld werde ein gemeinsamer Ausflug finanziert, sodass alle Beteiligten genau wissen, wofür sie arbeiten.

&bdquo;Solch eine Multiprofessionalität gehört unbedingt in die Schule“, findet Dorothee Kriener, die die verschiedenen kreativen Talente ihres Kollegen gerne noch viel mehr fördern und einsetzen würde - und ihn auch gerne zu pädagogischen Fortbildungen schicken möchte. Das darf sie oft aber nicht, denn Dommermuth hat nur eine befristete Vertretungsstelle, auf die er sich jährlich neu bewerben muss. &bdquo;Wir zittern jedes Jahr“, gibt die Schulleiterin zu. Bei der Bezirksregierung hat sie längst nachgefragt, wie man den Kollegen dauerhaft ins Schulsystem einbinden könnte. &bdquo;Nach sieben Jahren kann man über eine Entfristung der Stelle nachdenken“, heißt es seitens der Oberen Schulaufsichtsbehörde.

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