Der Umbau des historischen Rathauses in Lage beginnt

Lage. Die, die im historischen Rathaus früher gearbeitet hatten, hatten noch einige Anekdoten auf Lager. Zum Beispiel die, dass ein Maler innen eine Stelle etwas ausspachteln wollte, auf einmal ein Stückchen Himmel sah, weil der Mörtel zwischen den Steinen nicht mehr hielt. Oder die, dass es Büros gab, wo ein Stift, der auf den Boden fiel, schon mal gefällig in Richtung Ecke rollte, weil alles krumm und schief war. Doch das wird alles anders. Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling hat am Freitag einen dicken Scheck überreicht - 4,1 Millionen Euro sollen in den Umbau fließen. Am Ende wird das alte Rathaus ein &bdquo;Haus der Stadtgesellschaft“.

Im Bürgerhaus überreichte die Regierungspräsidentin den Scheck, überbrachte die Glückwünsche zu diesem Großprojekt von NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein.

Lange schon sind die Verwaltungsbereiche ausgezogen, einzig Trauungen fanden noch im historischen Rathaus statt. Im hinteren Gebäudeteil gab es Vereine, die einzelne Räume nutzten. Dass saniert und umgebaut wird, bedeutet trotzdem nicht, dass der alte Charme verschwindet. Vielmehr, so erklärte Andreas Rimkeit vom Architekturbüro Rimkeit und Wendler, gelte es, &bdquo;sich zurückzuhalten, das Alte zu bewahren und es in die moderne Zeit zu bringen“. Das historische Rathaus ist ein Baudenkmal - und das wird es bleiben. Die Fassade in Richtung Marktplatz wird so bleiben, wie sie ist. Allerdings werde das Mauerwerk auf Schwachstellen untersucht und diese auch fachgerecht saniert, so Rimkeit. Gleiches gelte für das Dach.

Wärmepumpen-Technik fürs Gebäude Denn das Ziel sei, das alte Rathaus energetisch auf den neuesten Stand zu bringen. Beheizt werden soll das Gebäude mit Wärmepumpentechnik. Dazu brauche es einige Anpassungen der Substanz, nach außen hin soll die Ansicht aber bleiben, wie sie ist.

Allerdings gilt das nicht komplett für den hinteren Teil. Dort stehen bereits Mulden, es folgt der Abriss des Anbaus. &bdquo;Wir hoffen, dass das vor Ostern erledigt ist“, erklärte der Beigeordnete der Stadt Lage, Thorsten Paulussen.

Der Gebäudeteil sei in den 1960er-Jahren angebaut worden. &bdquo;Damals hat man Wert darauf gelegt, dass man nicht sieht, dass es ein Anbau ist. Heute ist das ganz anders, da macht man es bewusst anders“, so Paulussen. Und das stellten die Planer ebenfalls vor. Der Anbau wird komplett modern gestaltet und ist ein bewusster Kontrast zur restlichen Bruchsteinoptik.

Moderner Anbau auf der Rückseite Ein wichtiges Ziel sei die Barrierefreiheit, Menschen mit Beeinträchtigungen sollen über den hinteren Bereich den Zugang zu allen Räumlichkeiten bekommen.

Denn, so stellte Bürgermeister Matthias Kalkreuter, heraus, das neue &bdquo;Haus der Stadtgesellschaft“ soll Vereinen und Initiativen offen stehen. &bdquo;Wir haben wenig historische Bausubstanz in unserer Stadt, und insofern ist es richtig und wichtig, dass wir an dieser besonderen Stelle das alte Rathaus erhalten.“ Es sei ein prägendes Gebäude für die Innenstadt, das künftig ein Ort der Begegnung werden soll. &bdquo;Wir wollen es für Menschen in Lage öffnen.“

Sein Dank galt auch den Fraktionen im Rat, die den Beschluss für die Sanierung mit großer Mehrheit mitgetragen hatten. Denn letztlich hat das alles einen Preis.

Insgesamt sind 5,4 Millionen Euro für das Projekt veranschlagt worden, allerdings zahlt die Stadt nicht den kompletten Deckel. Die Europäische Union, Bund und Land tragen 76 Prozent der Summe. Zwei Förderprogramme konnten angezapft werden: ISEK, das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept, und EFRE, der Europäische Fonds für regionale Entwicklung. Wobei der Weg zum Scheck keineswegs einfach war.

&bdquo;Das Projekt ist dreimal abgelehnt worden, aber im vierten Anlauf hat es zum Glück geklappt“, sagte Kalkreuter. Anna Katharina Bölling bezeichnete es als &bdquo;etwas Besonderes, einen Begegnungsort zu schaffen“. Und sie erklärte, warum diese gerade jetzt wichtig sind. &bdquo;Ich mache mir große Sorgen um unsere Demokratie. Es fehlt uns, dass wir miteinander reden, dass ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen, dass das Miteinander von Respekt geprägt ist. Wo Menschen miteinander reden und gemeinsam etwas tun, haben Hass und Hetze, wie wir sie in den sozialen Medien erleben, keinen Platz“, sagt Bölling. Mit dem Programm &bdquo;Wohnviertel im Wandel“ solle die Aufenthaltsqualität auch in den Innenstädten verbessert werden.

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