Am historischen Rathaus Lage rückt bald der Abrissbagger an

Lage. Rund 160 Jahre ist es alt, das historische Rathaus der Stadt Lage am Marktplatz, Lange Straße 72. Anfang des 20. Jahrhunderts und in den 1960er Jahren hat es jeweils sein Antlitz verändert. Selbiges passiert aktuell, wenn auch &bdquo;nur“ nach hinten raus. Seit Februar laufen an der Sankt-Johann-Straße die Umbauarbeiten zum &bdquo;Haus der Stadtgesellschaft“. So soll das alte Rathaus künftig heißen. Die Redaktion hat hinter die Fassade der Großbaustelle geschaut.

&bdquo;Wir liegen in dem Zeitplan, den wir uns vorgestellt haben“, sagt Technischer Beigeordneter Thorsten Paulussen zu dem Projekt. Geht alles weiter glatt, soll das &bdquo;neue“, alte Rathaus Ende 2026 fertig sein und Anfang 2027 öffnen. Bis dahin sollen laut Kostenplan rund 5,4 Millionen Euro am Marktplatz investiert werden, 4,1 Millionen davon werden gefördert. Kernpunkt der Maßnahme ist der Abriss und Neubau des Gebäudeteils, das sich am kleinen Parkplatz hinter dem Haupthaus befindet, der für die Zeit der Maßnahme gesperrt ist.

Anbau ist abgängig Auch wenn dieser Anbau mit seiner Nutzfläche von gut 120 Quadratmetern optisch dem alten Rathaus ähnelt, ist er noch nicht mal halb so alt. Er stammt aus den 1960er Jahren, und für seine Substanz ist das schöne Adjektiv &bdquo;abgängig“ erfunden worden.

Da für den Anbau auch kein Denkmalschutz existiert, ist er für den Abriss in den vergangenen Monaten sachgerecht entkernt worden. Und allzu viel Zeit bleibt ihm nicht mehr: &bdquo;Wir gehen von einem Beginn der Abrissarbeiten in den nächsten 14 Tagen aus“, sagt Paulussen. Und auch auf der Kostenseite sieht es aktuell nach einer Punktlandung aus. &bdquo;Im Moment sehen wir bei den Baupreisen eine Entspannung. Die Ergebnisse von Ausschreibungen liegen zum Teil unter den Schätzungen. Das haben wir auch schon anders erlebt“, so Paulussen.

Fahrstuhl für Barrierefreiheit Der energetisch auf modernem Stand geplante Nachfolgerbau an der Sankt-Johann-Straße wird mit rund 200 Quadratmetern Nutzfläche etwas größer sein als sein Vorgänger. Dazu erhält die Rathaus-Rückseite einen Fahrstuhl, damit unter anderem die Gäste von Trauungen künftig barrierefrei ihr Ziel im ersten Obergeschoss des Haupthauses erreichen können. Auch ein neuer Notausgang ist an der Stelle vorgesehen.

Im ersten Obergeschoss im Haupthaus entsteht ein multifunktionaler Saal mit einer Maximalkapazität von bis zu 100 &bdquo;Trauzeugen“. Es wird für Eheschließungen laut Paulussen aber auch noch zwei kleinere Räume im historischen Rathaus geben. Das Standesamt ist für die Zeit des Umbaus im Bürgerhaus am Clara-Ernst-Platz untergebracht.

Der alte Ratssaal bleibt, wie er ist Doch zurück zum alten Rathaus mit seiner Nettogrundfläche von rund 720 Quadratmetern : Seine prägende Fassade zum Marktplatz hin wird sich trotz energetischer Sanierung nicht verändern. Das letzte Mal, dass sich hier in Sachen Optik Gravierendes getan hat, war 1904/1905. Damals ist das Rathaus um ein Geschoss aufgestockt worden. Lage prosperierte um die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert. Also musste auch mehr Platz für die wachsende Verwaltung her. Der Ratssaal wiederum befand sich seit Beginn im etwas höher liegenden Erdgeschoss des Repräsentationsbaus. Er steht unter Denkmalschutz und wird so belassen, wie er ist.

Der letzte Bürgermeister übrigens, der sein Büro im historischen Rathaus hatte, ist der Vorgänger des heutigen Stadtoberhaupts Matthias Kalkreuter (SPD): Christian Liebrecht packte 2019 seine Bürosachen und zog in den nur einen Steinwurf entfernten Neubau &bdquo;Am Drawen Hof“ um. Der Stadtrat wiederum tagt schon viel länger nicht mehr im historischen Rathaus, seine angestammte &bdquo;Heimat“ ist die Aula im Schulzentrum Werreanger.

Inaktueller Online-Dienst Das neue &bdquo;Haus der Stadtgesellschaft“ soll Vereinen und Initiativen offen stehen, so sagt es Bürgermeister Matthias Kalkreuter. Das verspricht ab 2027 einiges: So einen schicken &bdquo;Treffpunkt“ mit reichlich Geschichte gibt es nicht an jeder Ecke. Vielleicht aktualisiert sich bis dahin auch noch Google Maps: In dem Online-Kartendienst wird die Lange Straße 72 nach wie vor als Sitz der &bdquo;Stadtverwaltung Lage“ geführt.

Wechselvolle Historie Der Grundstein für das historische Rathaus wurde am 4. September 1863 gelegt. Der Lagenser Magistrat gab damals 10.000 Reichstaler dafür frei, wie einer Festschrift aus dem Jahr 1988 zum 125-jährigen Bestehen des Repräsentationsbaus zu entnehmen ist, die im Stadtarchiv Lage aufbewahrt wird. In der Zeit der Einweihung des Rathauses lebten demnach rund 2000 Bürgerinnen und Bürger in der Stadt. Heute sind es laut Angaben des Statistischen Bundesamts knapp 35.000. Etwa ab 1904 wurde das Gesamtgebäude durch ein Dachgeschoss (heute zweiter Stock) aufgestockt. Außerdem folgte ab 1904 der Bau des Rathausturms mit Uhr, heißt es weiter in der Festschrift.

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