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Citizen-Science-Projekt

Zählen für die Artenvielfalt: Unterwegs mit der Schmetterlingsgruppe des BUND-Lage

Lage. Vergangene Woche in Lage: Die Sonne scheint, es ist bereits sehr heiß, doch für Naturschützerin Petra Kuhfus ist das kein Grund im kühlen Schatten zu verweilen, denn sie ist heute unterwegs, um Schmetterlinge zu zählen. Ihr Revier ist die von der Stadt Lage neu angelegte Wiese gegenüber dem Schulzentrum Werreanger. Hier schwirrt und summt es überall, denn neben Tagfaltern tummeln sich noch unterschiedlichste Insekten und Kleintiere in dem Biotop.

Heute geht es aber um die Tagfalter, denn Kuhfus ist Teil einer neuen Gruppe des BUND in Lage, die sich dem Projekt „VielFalterGarten“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig angeschlossen hat. Die Zählungen fließen in die Forschung ein und sollen damit zum Schutz von Schmetterlingen in Städten beitragen - und somit auch bessere Lebensbedingungen für viele andere Insekten schaffen.

„Wir sind heiß darauf, dass es eine große Diversität gibt, nicht nur die Weißlinge“, erläutert Kuhfus. Der Kohlweißling ist laut Kuhfus die am weitesten verbreitete Art in der Gegend. Bei Gärtnern und in der Landwirtschaft seien die kleinen Sommerfalter allerdings nicht so gerne gesehen, da sich ihre Larven an den Kohlpflanzen gütlich tun. „Es gibt aber noch andere Falter und umso mehr es davon gibt, umso besser ist eigentlich auch die Fläche“, sagt Kuhfus. Das sei zwar sehr pauschal ausgedrückt, doch einige Rückschlüsse auf die Biodiversität ließen sich dadurch dennoch ziehen.

Mit Stift, Zettel und App

Ausgerüstet mit Stift, Zettel und Smartphone macht sich Kuhfus an diesem Vormittag auf ihre Runde um die etwa 500 Quadratmeter große Fläche, auf der sie alle ein bis zwei Wochen für 15 Minuten die Schmetterlinge erfasst, die sie dort sehen kann. Die Zählungen ihrer Gruppe, die über eine App des Helmholtz-Zentrums gespeichert und nach Leipzig übermittelt werden, fließen in die Forschung ein und sollen zum Schutz von Schmetterlingen in Städten beitragen. Dafür haben die Naturschützer noch Weitere, zum Teil deutlich weniger grüne Flächen in der Stadt im Blick. Zum Beispiel einen Friedhof und eine Brachfläche in Heiden.

Die Wiese an der Werre betritt Kuhfus nur so weit wie eben nötig, denn sie will die heimischen Tiere weder verschrecken noch gefährden. Die Schmetterlinge auszumachen und der richtigen Art zuzuordnen ist nicht einfach. Kann Kuhfus ein Exemplar nicht genau zuordnen, gibt sie im Zweifelsfall nur die Färbung an. Doch sie versucht auch, sich immer weiter mit den Tieren vertraut zu machen, um die Arten sicher bestimmen zu können. „Ich arbeite mich da ein und werde immer besser“, erläutert Kuhfus. Doppelzählungen versucht sie durch akribische Beobachtung zu vermeiden.

Wissenschaft für jedermann

Da es sich um ein sogenanntes „Citizen-Science“-Projekt handelt, sind die Beteiligten meist ohne professionellen Hintergrund in dem Forschungsgebiet unterwegs und können sich selbstständig in das Feld einarbeiten - und am Anfang auch eher grobe Angaben zu den Schmetterlingsarten machen. Kuhfus selbst ist als Kinder- und Jugendtherapeutin tätig.

In Leipzig selbst waren laut Kuhfus schon im Jahr 2022 etwa 400 Menschen in das Projekt eingebunden. Auch in Berlin und Manheim wurden ähnliche Projekte initiiert. Ziel sei es, die Vorkommen der verschiedenen Arten zu erfassen. So können auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger über den Zustand der städtischen Ökosysteme und der biologischen Vielfalt informiert werden und ihnen bei der Gestaltung einer lebenswerten und nachhaltigen Stadt geholfen werden, heißt es auf der Projekthomepage des Helmholtz-Instituts.

Am Ende ihrer Runde kann Kuhfus 14 Schmetterlinge in ihre App eintragen. Darunter mindestens sechs Weißlinge, ein Zitronenfalter und ein großes Ochsenauge. Wer sich selbst auf die Pirsch machen möchte, ist willkommen und kann sich gern per E-Mail bei Petra Kuhfus unter info@bund-lage.de melden.

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