Lage. Der Schritt hin zur klimafreundlichen Mobilität ist im Kreis Lippe nicht mehr nur Theorie, sondern Realität: Am 2. Juli 2025 hat die KVG Lippe in Lage den ersten Ladepark für ihre neuen Elektrobusse offiziell in Betrieb genommen. Auf dem Gelände des Reisedienstes Motzek in der Akazienstraße wurden zwölf Ladepunkte eingeweiht – ein sichtbarer Auftakt für das Großprojekt „postfossile Mobilität“, mit dem der gesamte öffentliche Nahverkehr im Kreis Schritt für Schritt umgestellt wird.
Dass die Umstellung nicht nur auf dem Papier funktioniert, zeigt bereits der erste von insgesamt 39 geplanten Elektrobussen. Er ist seit Anfang Juli im regulären Linienverkehr unterwegs und wird dort unter realen Bedingungen getestet.
Das Ergebnis fällt aus Sicht der KVG durchweg positiv aus. Der Bus läuft stabil, erfüllt alle Anforderungen und hat viele Erwartungen sogar übertroffen. Sowohl die Fahrerinnen und Fahrer als auch die Fahrgäste reagieren begeistert auf das neue Fahrzeug. „Unser Team hat hier mit großem Einsatz und Herzblut gearbeitet. Das verdient Dank und Anerkennung“, sagt KVG-Geschäftsführer Achim Oberwöhrmeier.
Die Planungen sehen vor, dass nun Woche für Woche weitere Fahrzeuge angeliefert werden. Bis Oktober 2025 soll die gesamte Flotte von 39 Bussen auf Elektroantrieb umgestellt sein. Damit das funktioniert, wird parallel zur Auslieferung die Ladeinfrastruktur in einem hohen Tempo aufgebaut.
Sechs Ladeparks
Insgesamt entstehen im Kreis Lippe sechs Ladeparks, die gleichmäßig auf die Einsatzgebiete verteilt sind. In Lage allein gibt es zwei Standorte: Neben dem gerade eröffneten Ladepark bei Motzek entsteht auf dem Betriebshof der Firma Wellhausen ein weiterer mit sechs Ladepunkten, der sich bereits kurz vor der Fertigstellung befindet.
Das Investitionsvolumen für die gesamte Umstellung beträgt 32,1 Millionen Euro netto. Damit handelt es sich um eines der größten Infrastrukturprojekte, das die KVG Lippe in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht hat. Gefördert wird das Vorhaben mit insgesamt 14,7 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen. Ohne diese Unterstützung wäre die Umstellung auf die neue Technik in dieser Dimension kaum möglich gewesen.
Bis zur Eröffnung des ersten Ladeparks war es ein weiter Weg. Rund 18 Monate lang liefen die Planungsarbeiten, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Büro Alberts Architekten. Im Anschluss daran wurde europaweit ausgeschrieben. Ende November 2024 erhielt schließlich die Firma Westfalen Weser Ladetechnik den Zuschlag für die technischen Komponenten, im April 2025 folgte der Auftrag für die Bauleistungen.
Trotz des eng gesteckten Zeitplans konnten die Arbeiten rechtzeitig abgeschlossen werden. „Das hier ist eines unserer Vorzeigeprojekte in Westfalen-Lippe“, betont Andreas Stoller, Prokurist und verantwortlich für Vertrieb und Bau bei Westfalen Weser. Dass alles termingerecht fertig wurde, sei ein wichtiges Signal für weitere Projekte im ÖPNV und im Schwerlastverkehr, die das Unternehmen in der Region bereits umsetzt.
Wichtiger Schritt
Die notwendige Energie für die Ladeparks liefern die Stadtwerke Lemgo. Auch dieser Auftrag wurde ausgeschrieben, am Ende setzte sich der lokale Versorger durch. Geschäftsführer Matthias Sasse sieht die Beteiligung seines Hauses als wichtigen Schritt: „Wir freuen uns sehr, dass wir als regionaler Energieversorger von Anfang an eingebunden wurden. Für uns ist das ein zukunftsweisendes Projekt, das zeigt, wie Mobilität und Energieversorgung gemeinsam gedacht werden können.“
Für Lage ist die Inbetriebnahme gleich in doppelter Hinsicht ein Erfolg, denn mit Motzek und Wellhausen sind zwei ortsansässige Unternehmen direkt beteiligt. Bürgermeister Matthias Kalkreuter bezeichnet die E-Bus-Einführung deshalb als „Zukunftsprojekt für den lippischen ÖPNV“, das nur gemeinsam mit den mittelständischen Partnern vor Ort gelingen könne. Als Aufsichtsratsvorsitzender der KVG bedankte er sich ausdrücklich bei Geschäftsführer Achim Oberwöhrmeier, Prokurist Thomas Brosig und dem gesamten Team für die erfolgreiche Umsetzung.
Dass die KVG Lippe nun so konsequent auf Elektromobilität setzt, hat nicht nur mit Überzeugung zu tun, sondern auch mit Vorgaben. Die europäische und die deutsche Gesetzgebung machen deutlich, dass der öffentliche Personennahverkehr in den kommenden Jahren weitgehend elektrifiziert werden muss. Bereits ab 2026 müssen neue Verkehrsverträge eine Quote von 65 Prozent elektrischer Fahrzeuge erfüllen.