Frederik Topp (CDU) will Lages Schulden abbauen und die Kommunikation verbessern

Lage. In 2009 war es die Bundespolitik, die Frederik Topp dazu gebracht hat, in die CDU einzutreten. Sein Hauptaugenmerk liegt jetzt allerdings um einiges näher: Er will seine Heimatstadt voranbringen und als Bürgermeister Weichen stellen. Weniger Schulden, mehr Gewerbegebiete, eine offenere Kommunikation - in der Politik, mit den Bürgerinnen und Bürgern und mit den Verwaltungsmitarbeitern - sind für ihn wichtige Ziele. Lage, so findet er, muss eine Identität entwickeln und viel mehr mit seinen Stärken werben.

Herr Topp, Sie haben das Ziegeleimuseum als Lieblingsort ausgewählt - ist Lage für Sie die Zieglerstadt?

Frederik Topp: Die Ziegler gehören zur Geschichte der Stadt, und ja, dieses Museum besuche ich häufig. Lage ist aber noch viel mehr. Wir haben tolle Sportanlagen, die Zuckerfabrik ist etwas Besonderes - ich finde, es gehört alles zu unserer Identität.

Wie sehen Sie Lage im Verhältnis zu den Nachbarkommunen?

Topp: Bad Salzuflen will Gesundheitsstandort sein, Lemgo hat die Technische Hochschule - Lage hat diese Schwerpunkte so nicht. Aber hier gibt es ebenfalls Pluspunkte. Es liegt zentral, auch nah an der Autobahn, die Grundstücke sind bezahlbarer, wir haben Ortsteile, in denen es viele Vereine gibt. Wir haben Schulen, arbeiten daran, die medizinische Versorgung zu verbessern. Ich finde es schön, in Lage zu leben. Wir müssen unsere Stärken mehr herausstellen.

Das klingt nach Paradies, aber einiges hängt an den Finanzen - und da sieht es gerade nicht rosig aus...

Topp: Ja, das ist auch ein Grund, warum ich für das Amt des Bürgermeisters kandidiere. Lage steht vor großen Herausforderungen, denn im laufenden Jahr sprechen wir von einem Defizit in Höhe von 15,5 Millionen Euro. Wir gehören zu den höchstverschuldeten Kommunen in OWL, 4180 Euro pro Einwohner Schulden - da müssen wir gegensteuern.

Wer streicht, macht sich bei Wählern meist unbeliebt. Wo möchten Sie ansetzen?

Topp: Nicht bei den freiwilligen Leistungen, denn wenn wir da ansetzen, zerstören wir Strukturen.

Ein Beispiel?

Topp: Wenn wir einem Verein 5000 Euro streichen, dann ist das für den ein massiver Einschnitt. Angebote brechen dann weg, Ehrenamtliche werfen das Handtuch. Das lässt sich im Nachhinein nicht wieder ohne Weiteres aufbauen. Im Gesamthaushalt fallen die 5000 Euro aber auch nicht ins Gewicht.

Wo würden Sie also sparen?

Topp: Wir sollten uns fragen, ob wir immer den Standard 1+ haben müssen oder ob nicht auch einmal eine 3 reicht. Nehmen Sie den Marktplatz - müssen wir das Pflaster komplett tauschen? Reicht es nicht, aufzufrischen, also mehr Grün reinzubringen, den Brunnen wieder zum Laufen zu bringen? Auch wenn wir Fördergelder bekommen, auch das sind Steuergelder. Und wir müssen einen erheblichen finanziellen Eigenanteil beisteuern.

Und in den Kernstrukturen - wo sehen Sie Potenzial?

Topp: Sicher auch in der Verwaltung. Wir müssen uns auf die Kernaufgaben konzentrieren, entscheiden, wo wir Personal einsetzen und Synergieeffekte nutzen.

Wenn Sie Personal flexibler einsetzen wollen, also über Umbesetzungen nachdenken, dann birgt das Konfliktpotenzial..

Topp: Ja, es setzt alles eine andere Kommunikation voraus. Ich möchte regelmäßig mit den Leitern der Fachteams und Fachgruppen Gespräche führen und hören, was gut oder nicht so gut läuft. Ich sehe auch in der KI große Chancen, auch wenn der Mensch am Ende immer wichtig bleibt.

Schauen Sie bei dem Thema auch in Richtung Kreis?

Topp: Ja, wir müssen auf Verwaltungsebene und bei Projekten mehr Synergieeffekte nutzen, denn letztlich wirkt sich das, wenn wir sparen, auf die Kreisumlage aus. Wir müssten dann weniger zahlen.

Was würden Sie als Bürgermeister vorantreiben?

Topp: Bezahlbarer Wohnraum ist wichtig, dabei geht es nicht nur um Einfamilienhäuser. Wohnungen für Familien, aber auch für Seniorinnen und Senioren oder Alleinstehende sind wichtig. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft wäre für mich Chefsache. Dabei geht es nicht nur um das Bauen, sondern auch um Missstände, die wir beseitigen müssen. Mehr Gewerbeflächen in Lage sind wichtig, zum Beispiel in Richtung Kachtenhausen. Die Anbindung an die Autobahn ist ein Plus.

Und die Umweltpolitik - wie soll es in Lage weitergehen?

Topp: Die Bewahrung der Schöpfung ist im Grundsatzprogramm der CDU verankert. Bei Neubauprojekten ist Klimaresistenz gesetzt. Wer im Bestand saniert, für den ist Umweltschutz auch Eigennutz. Wir haben viele PV-Anlagen, wir müssen an Speicherlösungen interessiert sein. Im Bereich der Fernwärme sollten wir mehr machen, aber dann nicht die Blockheizkraftwerke mit Diesel betreiben.

Sie werben auf Ihren Plakaten für eine andere Schulpolitik. In Sachen Gesamtschule haben Sie Ihre Meinung geändert? Auch wenn diese eine Bekenntnisschule wäre, also der Träger der christliche Schulverein August-Hermann-Francke wäre?

Topp: Die Entscheidung für eine Gesamtschule habe ich vor Jahren anders getroffen, ich war dagegen, weil ich die städtischen Schulen nicht schwächen wollte. Aber mittlerweile sehen wir, was die AHF geschaffen hat, es gibt Grundschulen und Kitas in Lage - und die städtischen Schulen und Kitas haben trotzdem weiterhin großen Zulauf.

Und das Gymnasium? Da haben Sie sich kritischer geäußert...

Topp: Das ist ein Thema, das wir gemeinsam mit der Schulleitung angehen müssen. Wir müssen uns ergebnisoffen die Frage stellen, ob das Dalton-Konzept wirklich das richtige ist oder ob wir etwas verändern wollen. Dass jedes Kind nach der Grundschule am Gymnasium selbst entscheiden soll, was es lernt und sich selbst strukturiert, dass kann auch eine Überforderung sein. Wir haben tolle Sportanlagen am Schulzentrum, vielleicht ist das ein Ansatz für eine Spezialisierung des Gymnasiums - oder auch etwas anderes. Wir haben ebenfalls eine sehr gute Musikschule. Außerdem bieten sich in Zusammenarbeit mit einer AHF-Gesamtschule auch Synergieeffekte an. In der Oberstufe könnten mehr Kurse realisiert werden.

Wobei die AHF schon einige grundsätzliche Besonderheiten mitbringt, zum Beispiel das christliche Bekenntnis. Was also, wenn Gymnasiasten das nicht wollen?

Topp: Auch das ist eine Sache der Kommunikation. Reden wir darüber, treffen wir klare Vereinbarungen. Nur so kommen wir vorwärts und schaffen gute Lösungen.

Persönlich Frederik Topp (42) hat erst an der Hagenschen Straße gewohnt, jetzt aber mit seiner langjährigen Lebensgefährtin ein Haus in der Innenstadt saniert. Er ist Volljurist, hat also das 1. und 2. Staatsexamen, und außerdem einen Master im Wirtschaftsrecht absolviert. Seinen beruflichen Mittelpunkt hat er noch in Gütersloh, wo er im Bereich Finanzen tätig ist. In Lage engagiert er sich seit vielen Jahren in der Kommunalpolitik, unter anderem leitet er den Bau- und Planungsausschuss. In seiner Freizeit steht er im Winter auf dem Snowboard, eine Leidenschaft, die er bereits als Siebenjähriger für sich entdeckt hat. Reisen mit dem Wohnmobil und das gemeinsame Kochen mit seiner Partnerin gehören ebenfalls zu seinen Hobbys.

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