Nachbarschaftsstreit um Blutbuche in Lage entschieden - jetzt liegt es an der Stadt

Lage/ Detmold. Rötliche Blätter gepaart mit einer gewaltigen Statur: Blutbuchen können Hingucker und Ärgernis zugleich sein - besonders, wenn sie sich dort ausbreiten, wo sie nicht sollen. Die ausufernden Wurzeln eines dieser Exemplare haben in Lage zu einem jahrelangen Rechtsstreit geführt. Inzwischen gibt es sogar ein rechtskräftiges Urteil. Das eigentliche Problem ist dadurch aber längst nicht gelöst.

Zwar hat das Landgericht Detmold eine Entscheidung getroffen, diese ist aber an eine wichtige Bedingung geknüpft: Die Nachbarn dürfen die störenden Wurzeln auf ihrem Grundstück entfernen – aber nur auf eigene Kosten und nur, wenn die Stadt Lage dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Verpflichtend ist das für die Stadt nicht, erklärt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth, schließlich könnte der Baum durch das Kappen der Wurzeln absterben. &bdquo;Der Fall ist besonders verzwickt, weil hier zivilrechtliche Ansprüche auf öffentliches Recht treffen“, erklärt Wormuth. In Detmold wäre die Sache weniger kompliziert, da es dort schon seit Jahren keine Baumschutzordnung gebe. In Lage verhält sich das Ganze anders.

Wurzeln richten offenbar Zerstörung an Aber von vorne: Die Blutbuche steht seit 1972 auf dem Grundstück der Beklagten und ist nach der Baumschutzsatzung der Stadt Lage besonders geschützt, darf also nicht gefällt werden. Ihre Wurzeln reichen allerdings auf das Nachbargrundstück hinüber.

Dort verursachten sie nach Angaben der sich gestört gefühlten Nachbarn Schäden an einer Voliere, an einer Beet-Einfriedung und an Sichtschutzelementen. Erst handelte es sich offenbar &bdquo;nur“ um Stolperfallen, mit der Zeit sollen die Wurzeln auch das Betonfundament angegriffen haben, heißt es. Der Baum sollte also weg.

Bereits 2018 hatten die späteren Kläger die Eigentümerin auf die Probleme hingewiesen, heißt es vom Landgericht. Einen Antrag auf Fällung des Baumes lehnte Lage im Jahr 2022 jedoch ab. Das bestätigt die Stadt auf Anfrage. Es kam daher zum Klageverfahren: Anfang 2024 verpflichtete das Amtsgericht Detmold die Eigentümerin zunächst dazu, die Wurzeln auf dem Nachbargelände selbst zu beseitigen - allerdings nur, falls die Stadt dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Dagegen legte die beklagte Grundstückeigentümerin Berufung ein.

Baumschutzsatzung steht im Fokus Die 3. Zivilkammer des Landgerichts entschied nun teilweise anders: Ein Anspruch auf Beseitigung durch die Eigentümerin sei verjährt, da die Kläger schon 2018 von den Schäden wussten. Den Antrag hätten sie daher innerhalb von drei Jahren stellen müssen. Allerdings dürften die Kläger im Rahmen ihres Selbsthilferechts nach § 910 BGB die Wurzeln auf ihrem Grundstück selbst entfernen, heißt es vom Gericht. Voraussetzung bleibt aber auch hier eine Genehmigung der Stadt, da sonst die geschützte Blutbuche absterben könnte.

Nach Ansicht der Kammer spricht im konkreten Fall nichts gegen eine solche Ausnahmegenehmigung, das letzte Wort hat aber die Stadt. Und die scheint das weiterhin anders zu sehen. Schon beim Versuch, den Streit außergerichtlich in einem Schiedsverfahren beizulegen, hatte die Stadt eigenen Angaben nach ihre Bedenken zu einem etwaigen Vorschlag geäußert. &bdquo; Auch dieses Vorhaben fand keine Befürwortung durch die Stadt Lage, da eine pauschale Wurzelkappung den Baum schädigen und die Standfestigkeit massiv beinträchtigen kann“, erklärt Pressereferentin Ulrike Busse dazu.

Nach der Baumschutzsatzung dürften erhaltenswerte Baumarten nur dann gefällt werden, wenn sie eine Gefahr darstellten oder von ihnen eine nachweisbare unzumutbare Belastung ausgehe, schreibt Busse. Gleiches gelte auch für eine pauschale Kappung von Wurzeln. Eine solche Ausnahmegenehmigung erteile die Stadt im angesprochenen Fall nicht pauschal. &bdquo;Eine Genehmigung dieser Art ist individuell im Einzelfall zu betrachten und zu bewerten.“

Bisher liegt der Stadt allerdings kein entsprechender Antrag vor. Ob die Wurzeln am Ende also tatsächlich gekappt werden dürfen, ist noch völlig offen.

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