Gerettet: 100 Jahre alte Eichen dürfen in Lemgo stehen bleiben

Lemgo. Was haben sie mit den Schäden am Familienzentrum Bodelschwinghstraße zu tun? Viel, meint der Eigner des Gebäudes. Wenig, meint die Stadt - und hat damit das Leben der zwei alten Bäume vorerst gerettet.

Die beiden Bäume stehen direkt an der Kindertageseinrichtung an der Bodelschwinghstraße. Die Stiftung &bdquo;Evangelische Kindergärten in Lemgo“ als Eigentümer des Gebäudes vermutet, dass die beiden Eichen zu Schäden am Gebäude geführt hätten und beantragte, die Bäume zu fällen. Die Begründung: Die Bäume hätten vor allem in trockenen Sommern dem Boden so viel Wasser entzogen, dass es zu Setzungen am Gebäude und in Folge zu Rissen gekommen sei. Eine Firma wolle nur dann die Sanierung mit Gewährleistung übernehmen, wenn die Bäume gefällt würden, so heißt es im Antrag der Stiftung an die Stadt.

Viele Ursachen möglich Diese Argumentation aber konnte weder Verwaltung noch die Mehrheit der Politik im Umweltausschuss nachvollziehen. So gebe es keine hinreichenden Gutachten, die bewiesen, dass die Eichen die Ursache für die Schäden am Gebäude seien. Das sei den Verantwortlichen bereits bei einem Ortstermin 2021 und telefonisch 2024 besprochen worden. Die beiden über 100 Jahre alten Bäume seien zudem vital und stünden unter der Baumschutzsatzung.

Die Verwaltung weist außerdem darauf hin, dass es auf dem Grundstück von 1972 bis 2010 immer wieder An- und Umbauten gegeben habe. Der westliche Gebäudeteil, der die Schäden aufweise, sei 1991 angebaut und im Anschluss noch mehrmals erweitert worden. Unterlagen über den Ausbau von Schmutz- oder auch Regenwasserkanälen lägen allerdings nicht vor, obwohl auch hier Ursachen für die Schäden am Gebäude liegen könnten.

Neues Unternehmen gefunden Die beiden Eichen, so argumentiert die Stadt zudem, standen bereits über 70 Jahre vor Ort, als das betroffene westliche Gebäude 1991 errichtet wurde. Damit hätten sie bereits damals ihre volle Kraft und Saugwirkung erreicht und den Boden austrocknen können. Überdies gebe es im direkten Umfeld etliche weitere Bäume und Gehölze. Austrocknungen in tieferen Schichten seien im Übrigen auch bei reinem Grasland in Dürrezeiten nachgewiesen worden.

Die Verwaltung wurde darüber hinaus aktiv und machte ein Unternehmen aus, das die Sanierung angehen wolle, ohne die Eichen zu fällen, wie Ausschussvorsitzender Dr. Burkhard Pohl auf Nachfrage erklärte. Dem Eigentümer der Immobilie sei jetzt empfohlen worden, Gespräche mit dem Bauunternehmer zu führen und gegebenenfalls noch weitere Untersuchungen durchzuführen. Dem stimmten die Politiker im Ausschuss zu - und entließen die beiden Eichen damit von der Todesliste.

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