In Lages Riesenheizung ist 24/7 Feuer unterm Dach

Lage. Es duftet nach frischem Holz - kein Wunder, denn der riesige Haufen Hackschnitzel liegt trocken unter einem Dach. Eine Kamera an der Dachkante überwacht den Bereich, am anderen Ende in Hövelhof sitzen Mitarbeiter der Firma Rodehut. Denn die Hackschnitzel werden im Blockheizkraftwerk verfeuert, und weil es um Fernwärme geht, niemand frieren oder kalt duschen möchte, wird zeitig nachgeliefert. Aber nicht nur das garantiert die Versorgungssicherheit.

Das Hackschnitzellager ist mit dem Heizkraftwerk unterirdisch verbunden. Das Holz wird mit einem Förderband in Richtung der beiden großen Kessel nebenan gezogen. Betritt man die Halle, hört man Summen, vielleicht mal ein Klacken, aber sonst läuft alles in einem geschlossenen Kreislauf ab. 20 Tonnen Holzhackschnitzel reichen für eine gute Woche, sagt Peter Grote, Experte für Wärmelösungen und Mitarbeiter des Energieservice Westfalen Weser. Diesem Unternehmen gehört das Blockheizkraftwerk, die bislang 2,5 Kilometer lange Fernwärmeleitung, das Netz, ist Eigentum der Stadtwerke Lage.

Es ist der Einstieg in die Fernwärme und lohnt sich, weil städtische Einrichtungen angeschlossen sind und bereits die Wärme abnehmen. Das Schulzentrum, Kindergarten und Grundschule in Ehrentrup gehören dazu, der Bauhof später, nach dem geplanten Um- und Neubau der Feuerwehr soll auch diese versorgt werden. Im Leitungsnetz wäre noch Platz für private Kunden.

&bdquo;Erst hatten wir auch Nachfragen, aber das realisiert sich noch nicht“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Lage, Christopher Sceplik. Immerhin wird das neue Baugebiet mit den 50 Grundstücken an der Oberen Bült mit Fernwärme versorgt. Und &bdquo;endlich kann dort gebaut werden“, heißt es unisono beim Rundgang, den Andreas Fritz organisiert hat, noch ist der SPD-Kommunalpolitiker Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. Der neue Rat wird am 20. November entscheiden, wer den Posten künftig übernimmt.

Der noch amtierende Rat hatte entschieden, dass es einen Anschlusszwang im neuen Gebiet geben soll, &bdquo;und da haben sich auch schon Familien gemeldet, die dort bauen möchten“. Was sie zahlen? Den Anschlusskostenbeitrag, der für eine Anschlusslänge bis maximal zehn Meter und einer Anschlussleistung bis maximal zehn Kilowatt netto bei 5500 Euro liegt. Die Wärmeübergabestation kommt mit 6000 Euro dazu - es gibt allerdings auch einen Baukostenzuschuss von 4000 Euro. Für die Kilowattstunde werden brutto 16,42 Cent fällig, der Grundpreis pro Jahr liegt bei 315,35 Euro, ein Messpreis von 138,04 Euro kommt dazu.

&bdquo;Wir hören dann bei Nachfragen, dass das ja nicht viel günstiger ist. Aber bei Fernwärme entfallen zum Beispiel die Wartungskosten, die Anschaffungskosten für eine neue Heizung müssten in die Kalkulation einberechnet werden, die Energieträger sind nicht vergleichbar“, zählt der Geschäftsführer der Stadtwerke auf.

Preise für Gas und Öl werden steigen Das Heizen mit Holz in einem Blockheizkraftwerk mit einer optimierten Verbrennung und Filterung sei umweltfreundlich und spiele in der Diskussion rund um den Klimaschutz eine wichtige Rolle. &bdquo;Die Anlage ist in jedem Detail zertifiziert. Das ist für den Endverbraucher und Hauseigentümer für den Energieausweis wichtig.“

Und wer jetzt noch den günstigen Gas- oder Ölpreis im Blick habe, der werde in Zukunft erleben, dass sich das drastisch ändern werde. &bdquo;Die CO?-Bepreisung allein wird dazu führen, dass die Energie teurer wird“, sagt Grote. Zum Jahr 2026 erhöht sich die CO?-Abgabe von bisher 55 auf bis zu 65 Euro. Die CO?-Abgabe führte 2025 zu einem Preisanstieg von etwa 1,19 Cent pro Kilowattstunde bei Gas und etwa 17,52 Cent pro Liter Heizöl inklusive Mehrwertsteuer.

Ab dem Jahr 2026 steigen die CO?-Kosten auf bis zu 1,55 Cent pro Kilowattstunde Gas an. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden in einem wenig sanierten Einfamilienhaus kann das laut der Verbraucherzentrale NRW zwischen 263 und 311 Euro im Jahr ausmachen. Und Öl? Ab 2026 steigen die CO?-Kosten auf bis zu 20,70 Cent pro Liter Öl. Bei 2000 Litern Verbrauch im Beispielhaus kommt die Verbraucherzentrale NRW auf Mehrkosten zwischen 349 und 412 Euro im Jahr.

Ist die Fernwärme das Allheilmittel? &bdquo;Nein, sie ist dort sinnvoll, wo sie ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist“, sagt Christian Kracht, Vertriebsleiter von Westfalen Weser. Denn der Ausbau des Netzes sei teuer, die Kosten für den Tiefbau hätten sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. Viele Abnehmer entlang der Strecken - das rechne sich. In Lage plane man in Richtung Ehrentrup und hat die Innenstadt im Blick. Dort gebe es viele ältere und größere Gebäude. &bdquo;Da ist es auch nicht so einfach, Wärmepumpen aufzustellen. Insofern wird hier die Priorität liegen“, sagt Bürgermeister Matthias Kalkreuter.

Kommunen interessieren sich für Lagenser Modell Das Blockheizkraftwerk und die Leitungen seien entsprechend ausgelegt. Seien größere Baumaßnahmen geplant, werde die Fernwärme mitgedacht. Lob gibt es vom Energieversorger: &bdquo;Die Zusammenarbeit mit der Stadt läuft da sehr gut.“ Mittlerweile gebe es auch Anfragen anderer Kommunen, die man kurzerhand nach Lage eingeladen habe, so Grote.

Sie sehen sehr viel Technik auf kleinem Raum, unter anderem zwei große Heizkessel, Rohre, die die Wärme in die Verteiler schicken, einen Tank der 40.000 Liter fasst. Sie hören, dass bei der Verbrennung nur noch sehr wenig feiner Staub übrig bleibt, dass die Filteranlage die Abgase reinigt - man sieht keinen Rauch aufsteigen. Vier Millionen Kilowattstunden Wärme stehen jährlich im Plan der neuen Heizzentrale.

1,8 Millionen Euro wurden investiert. &bdquo;Die Investition ist ein starkes Bekenntnis zu Klimaschutz und regionaler Verantwortung. Sie stärkt unsere lokale Energieinfrastruktur, nutzt heimische Ressourcen und leistet einen wichtigen Beitrag für eine zukunftsfähige Stadt“, betont Kalkreuter. Und wenn die Kessel ausfallen würden? Immerhin würden dann gleich viele Betroffene frieren.

Grote: &bdquo;Es wird alles elektronisch überwacht. Wir sehen in der Schaltzentrale genau, was in der Anlage passiert. Sollte ein Kessel ausfallen, haben wir den großen Pufferspeicher. Wenn der genutzt wird, arbeiten wir bereits an der Fehlerbehebung. Außerdem gibt es dann auch noch ein Gas-Backup, wir garantieren schließlich 24/7 Wärmelieferung.“

Perspektivisch soll das Netz dichter werden. Gespräche mit der Zuckerfabrik, die ebenfalls Wärme liefern könnte, gebe es auch. Allerdings müsse man die &bdquo;ja auch erstmal ins Netz bekommen“. Und Leitungen unter einer Bahntrasse her zu legen, da fange das Problem schon an. Die Idee, wie in anderen großen Städten auch oberirdische Lösungen in Erwägung zu ziehen, was sehr viel Geld sparen würde, reizt Grote zum Lachen: &bdquo;Da stelle ich mich in die zweite Reihe, wenn Sie das in einer öffentlichen Versammlung in der Stadt vorschlagen.“

Erst einmal bleibe man beim Erdeinbau. Im kommenden Jahr werde der Fokus auf Ehrentrup gelegt und geschaut, wie groß das Potenzial wäre, dort weiter auszubauen. Außerdem soll eine Photovoltaikanlage auf dem großen Dach des Blockheizkraftwerkes installiert werden, um den Stromeigenbedarf zu decken.

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