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Lage

Der weiße Dampf der Zuckerfabrik polarisiert die Lagenser

Nicht alle stört der typische süßliche Geruch, der bei der Zuckerproduktion entsteht

Unter Dampf: Dr. Stefan Brinker, Leiter Landwirtschaft im Lagenser Werk von Pfeifer & Langen, bittet um Verständnis dafür, dass die Schwaden nach Melasse riechen. - © Foto: Becker
Unter Dampf: Dr. Stefan Brinker, Leiter Landwirtschaft im Lagenser Werk von Pfeifer & Langen, bittet um Verständnis dafür, dass die Schwaden nach Melasse riechen. (© Foto: Becker)
Süßer Duft in der Luft - © Lage
Süßer Duft in der Luft (© Lage)

Lage. Den einen stinkt’s, die anderen nehmen’s gelassen hin. Der süßliche Geruch des weißen Wasserdampfs, der zurzeit in dichten Schwaden von der Zuckerfabrik aus über die Stadt zieht, polarisiert die Lagenser.

Die mächtigen Wolken begleiten seit je her die Rübenkampagne und sind ein weithin sichtbares Zeichen dafür, dass beim größten Gewerbesteuerzahler der Stadt alles im Lot ist und die Produktion von Zucker im Werk Lage von Pfeifer & Langen auf Hochtouren läuft.

"Bereits seit dem 20. September ist die Kampagne in vollem Gang", erklärt Dr. Stefan Brinker, Leiter Landwirtschaft und Produktmanager beim Werk Lage des Kölner Zuckerherstellers. Seitdem rollen mit Rüben beladene Lastzüge im Minutentakt durch das Tor der Fabrik an der Detmolder Straße.

Pro Tag werden hier an die 7.500 Tonnen der energiereichen Pflanzen angeliefert, aus denen dann in einem aufwendigen Verfahren der begehrte süße Stoff hergestellt wird. 90 Prozent des Transports besorgen Lastwagen, der Rest erfolgt mit Hilfe von Treckern und Anhängern.

"Es riecht eindeutig. Das ist aber auch an den anderen Standorten unseres Unternehmens zurzeit der Fall", unterstreicht Dr. Brinker. Grund ist seinen Worten nach der für diese Jahreszeit untypische Wind aus südöstlicher Richtung. Der Wasserdampf weht direkt über die Stadt und trägt die Partikel mit sich, die einen Geruch von Karamell oder Melasse verbreiten.

Einigen Menschen fällt dieser unverwechselbare Duft auf und finden ihn originell oder - im Gegenteil - ganz abscheulich. "Wahrscheinlich sind jetzt mehr Leute betroffen, die in der Vergangenheit recht wenig tangiert wurden", fährt der Leiter Landwirtschaft fort. Vom Werk zu beeinflussen ist dieser Umstand nicht, der Dampf ist völlig ungefährlich.

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Produktion läuft auf Hochtouren

Eine Ausnahmeernte mit überdurchschnittlichen Qualitäten erwartet Dr. Stefan Brinker, Leiter der Landwirtschaftlichen Abteilung des zu Pfeifer & Langen gehörenden Betriebes. Qualität ist bei den Rüben gleichbedeutend mit dem Zuckergehalt.

Rund 1.300 Tonnen des süßen Energiespenders werden täglich bis Mitte Januar aus den Rüben gewonnen. Bisher galt 2009 als Rekordjahr bei Pfeifer & Langen. "Wir kratzen kräftig an der vor zwei Jahren gesetzten Marke", so Dr. Brinker. 

80 Mitarbeiter plus 20 Saison­kräfte verarbeiten zurzeit die Rüben aus dem Einzugsgebiet von Hameln bis Osnabrück. Am Standort Lage wurden in der Vergangenheit jährlich 110.000 Tonnen Zucker hergestellt. Künftig will die Zuckerfabrik die Länge der Kampagnen optimieren. Wichtig sind dem Unternehmen gezielte Anbauberatung und die Erhöhung der Industrierübenmenge zur weiteren Absicherung des Standorts. 

Weiterer Faktor für die von der Zuckerfabrik ausgehende "Duftmarke" ist die momentan herrschende Witterung, die trockene Hochdruckwetterlage. "Diese kommt uns natürlich bei der laufenden Zuckerrübenernte zu passe", unterstreicht Dr. Brinker. An den Rüben seien kaum Rückstände von Erde zu finden, was den Reinigungsprozess erleichtere und den Energieaufwand reduziere.

Die gesäuberten Rüben werden anschließend zerkleinert. Danach wird mit Hilfe von heißem Wasser aus den Zuckerrübenschnitzeln der Rohsaft extrahiert. Dieser wird dann mittels der Kalk-Kohlensäure-Reinigung von Nicht-Zuckerstoffen getrennt, gefiltert und durch Verdampfen eingedickt.

Mitte Januar nächsten Jahres wird die Rübenkampagne 2011/2012 abgeschlossen sein. Schon jetzt steht fest, dass sie als längste in die Annalen der Lagenser Zuckerfabrik eingehen wird.

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