Lemgo. Nanopartikel sind fürs menschliche Auge unsichtbar und begleiten uns dennoch täglich – ob im Kaffeeweißer, im Ketchup oder Deo. Die Hochschule OWL forscht im Bereich der winzigen Teilchen und bekommt in Kürze ein besonderes Gerät.
Professorin Anja Kröger-Brinkmann (39) hat ihr Büro im neuen Laborgebäude des Fachbereichs „Life Science Technologies“. Sie untersucht, wie Nanoteilchen im menschlichen Körper aufgenommen, transportiert und freigesetzt werden. „Ich möchte herausfinden, wie die Nanopartikel in die Zelle gelangen, was sie dort machen und welche Folgen dies haben könnte – positiv wie negativ“, so Kröger-Brinkmann. Die Wissenschaftlerin, die seit September vergangenen Jahres an der Hochschule OWL tätig ist, muss dafür die molekularen Eigenschaften unterschiedlicher Materialien untersuchen. „Unsere Ausstattung erlaubt es uns leider nicht, Nanopartikel zu untersuchen“, sagt sie.
Deswegen ist sie froh, bald mit einem neuen Lichtstreugerät arbeiten zu können. Dieses kostet rund 82.000 Euro, wobei rund 70.000 Euro vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen beigesteuert werden. Den Rest der Kosten übernimmt die Hochschule. Mit dem Apparat, der voraussichtlich noch bis Ende des Jahres geliefert wird, kann laut Kröger-Brinkmann bestimmt werden, wie groß und wie schwer die Nanopartikel etwa in einer Flüssigkeit sind, wie sie verteilt sind und wie sie sich bewegen.
In der Labor-Praxis wird dann eine Probe in einem Reagenzglas in das Lichtstreugerät eingesetzt und das Laserlicht auf die Probe gerichtet. An den winzigen Teilchen wird das Licht in verschiedene Richtungen gestreut. Ein beweglicher Arm, der um die Probe kreist, erfasst und analysiert das gestreute Licht.
Schon während ihrer Tätigkeit am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz hat Anja Kröger-Brinkmann mit ihrem Team das Modell einer menschlichen Zelle entwickelt und herausgefunden, dass das Zellmodell Nanopartikel aufnehmen kann. „Diese Erkenntnis kann man sich zunutze machen: Sie ermöglicht zum Beispiel die Entwicklung von neuartigen pharmazeutischen Mitteln in der Krebstherapie, die gezielt am Tumor angreifen“, so die Wissenschaftlerin.
Das Lichtstreugerät soll nicht nur zu Forschungs-, sondern auch zu Lehrzwecken eingesetzt werden. Es werde in projektbezogenen Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten sowie in eigenständigen Forschungsprojekten zum Beispiel im Praktikum auch den Studierenden zugute kommen, erläutert Kröger-Brinkmann. Aber auch andere Kollegen im Fachbereich „Life Science Technologies“ können den Apparat nutzen. „Im Bereich Umweltingenieurwesen kann das Gerät beispielsweise in der Gewässer- und Umweltanalytik eingesetzt werden“, so Kröger-Brinkmann. „Durch die Förderung können wir die physikalisch-chemische Analysekapazität der Hochschule deutlich ausbauen.“