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Lemgo

An der Hochschule sind Kinder willkommen

Das Studium mit Nachwuchs soll in Lemgo noch einfacher werden

Lemgo. Studium und Kind - das klingt nach Stress. Trotzdem entscheiden sich einige junge Frauen und Männer dafür, schon während ihrer Ausbildung eine Familie zu gründen. Die Hochschule OWL in Lemgo möchte daher für Eltern noch attraktiver werden.

Viele Kriterien spielen bei der Auswahl des Studienorts eine Rolle. Für Jonas Kaatze war eine Frage besonders wichtig: Wo ist der nächste Kindergarten? So hatte die Hochschule in seiner Heimatstadt Lemgo für ihn die Nase vorn. Der zweifache Vater hat an der Hochschule OWL gute Erfahrungen gemacht. Da seine Frau in Vollzeit berufstätig ist, stemmte er von Anfang an Studium und Familie. Damit das klappt, sind Verständnis und Unterstützung nötig. Etwa Kommilitonen, die Informationen und Materialien weitergeben, und Professoren, die nicht auf eine Anwesenheitspflicht bestehen. Dazu eine Portion Gelassenheit: „Man macht Abstriche bei der Note, das geht nicht anders“, räumt Jonas Kaatze ein. Denn nach den Seminaren noch ein paar Stunden lernen, das geht mit Kindern nicht so einfach.

Studium mit Nachwuchs, das klingt für viele nach einem „Unfall“ in der Lebensplanung. Falsch: „Ich habe festgestellt, dass es einen neuen Trend zum Kind im Studium gibt“, sagt Meike Seidel-Kehde, Gleichstellungsbeauftrage der Hochschule OWL. Offenbar gehen einige Studierende davon aus, dass sie im Studium mehr Zeit für ein kleines Kind haben als später im Beruf: Urlaubssemester oder zusätzliche Semester seien möglich, die eine flexiblere Zeiteinteilung erlauben. Einige Inhalte könnten zu Hause erarbeitet werden.

Wie viele der 3700 Studierenden in Lemgo Kinder haben, ist nicht erfasst, Jonas Kaatze schätzt die Quote aber auf knapp zehn Prozent; ein Anteil, der Gewicht hat und haben soll. Denn Familienfreundlichkeit ist zu einem entscheidenden Standortfaktor für Hochschulen geworden.

Auf dem lippischen Campus sind daher weitere Angebote für Familien in Vorbereitung. Im Rahmen des „Audits Familiengerechte Hochschule“ (siehe Info unten) sind jetzt Spielkisten angeschafft worden, die in einem „Eltern-Kind-Raum“ bereitgestellt werden. Da können Eltern Spielzeug ausleihen, um die Kleinen zu beschäftigen; etwa, wenn sie in Ruhe lernen möchten. Ergänzende Betreuungsangebote für Randzeiten werden erarbeitet, um den Besuch von Lehrveranstaltungen nach 16 Uhr auch für Eltern zu ermöglichen.

Dazu kooperiert die Hochschule bei der Betreuung mit der Stiftung Eben-Ezer und der Familienbetreuung Lippe (FABEL), um Mitarbeitenden und Studierenden gute Bedingungen zu bieten. Bei der Suche nach geeigneten Betreuungsangeboten hilft Helene Kriwoscheew vom Familienservice der Hochschule. „Wir sind auf einem guten Weg“, meint Seidel-Kehde. Jonas Kaatze lässt seine Söhne Emil (3) und Justus (5) inzwischen die Spielkisten ausprobieren. Er bedauert fast, dass er sein Studium bald abschließen wird: „Solche Angebote hätte ich sonst sicher viel genutzt“, meint er zu den neuen Plänen

Info: Weitere Ziele

2014 ist die Hochschule OWL mit dem Zertifikat "Audit familiengerechte Hochschule" der Hertie-Stiftung ausgezeichnet worden. Die Zertifizierung steht unter Schirmherrschaft der Bundesministerien für Familie und Wirtschaft. Die Hochschule hat dafür Ziele für drei Jahre formuliert: Nach den Spielkisten soll es Spielelemente auf dem Gelände und Spielecken in der Mensa geben. Dazu sollen ein digitales Familienforum und Konzepte für Teilzeitstudiengänge entwickelt werden. Die Ziele richten sich auch an Hochschulmitglieder mit pflegebedürftigen Angehörigen.

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