Lemgo. Bernd Rossmann kann sich an viele Eindrücke seiner Kindheit erinnern... etwa den Geruch von Kohlebriketts. Auch das Rumpeln von Rädern auf Kopfsteinpflaster hat er noch im Ohr: Der „Kleine Lemgoer“ hat Spuren hinterlassen.
Zum Stadtjubiläum will Rossmann an den Bollerwagen erinnern, der unter dem Namen „Der kleine Lemgoer“ in den 1950er Jahren seine Blütezeit hatte und in zahlreichen Haushalten in der alten Hansestadt gute Dienste leistete. Etwa beim Transport von Kartoffeln, Kohlen oder anderer schwerer Lasten. Mit dem „Lemgoer“ waren sie mühelos zu „wuppen“. Genau ein halber Zentner Briketts passte auf den praktischen Handkarren – ohne zusätzliche Sicherung, wie sich Rossmann erinnert.
Oft zog der Lemgoer den kleinen Wagen gemeinsam mit seinem Bruder durch die halbe Innenstadt vom Kohlenhändler nach Hause. Vom ersten größeren Familienausflug samt eigenem „Kleinen Lemgoer“ gibt es sogar noch eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die Mutter Ursel Rossmann (90) stolz hervorholt. Am Tag nach dem Kauf ging es so mit dem grünen, gummibereiften Gefährt über die Bega zum Bahnhof.
Der „Kleine Lemgoer“ befindet sich immer noch im Familienbesitz und beschert Bruder Detlef und vor allem den Enkelkindern viel Spaß. Als Bernd Rossmann kürzlich in Bünde durch die Innenstadt ging und einen echten „Kleinen Lemgoer“ in rot-blauer Originallackierung sah, war sein Sammlerinstinkt geweckt. Ein Geschäft hatte darin Verkaufswaren dekoriert, die ruhig nass werden durften, so dass der Wagen bei Wind, Wetter und Regen draußen stand. „Ich musste den Kleinen Lemgoer aus Bünde zurück nach Hause holen“, erzählt der Stadtführer, der das Schmuckstück erst nach zähen Verhandlungen und nur gegen einige Scheine auslösen konnte.
Gut investiertes Geld: Das Exemplar verfügt noch über Speichenräder aus Metall. „Handwerklich top, das könnte man heute nicht mehr bezahlen“, zeigt sich Rossmann begeistert. Da mit der Patina aber leider auch der Holzwurm eingezogen ist, hat Rossmann den Bollerwagen jetzt in fachkundige Hände übergeben und lässt ihn bei Kramp & Kramp in Lieme aufarbeiten.
In der Zwischenzeit hat Rossmann so viel positives Feedback zum „Kleinen Lemgoer“ erhalten, dass er weitere Fans sucht und eine eigene Facebook-Gruppe „Der kleine Lemgoer“ gegründet hat. Ziel ist ein Treffen zu den 825-Jahr-Feierlichkeiten der alten Hansestadt auf dem Marktplatz.
Am Samstag, 27. Juni, treffen sich motorisierte Oldtimer zu einer Rallye. In diesem Rahmen möchte Rossmann auch „Kleine Lemgoer“ zeigen. Die ältesten Handwagen aus dem Hause Scheidt wären um die 70 Jahre alt, die neuere Generation bringt es auf stolze 60 Jahre.
Wer noch einen Wagen im Besitz hat, erreicht Bernd Rossmann per Mail bero11@unitybox.de oder unter Tel. 0171-2929725. Auch ein Beitritt zur Facebook-Gruppe ist möglich.