„Aktenzeichen XY“ sucht Mordvideo des verschwundenen Ex-Hells-Angels aus Bielefeld

Bielefeld/Oldenburg. Abdullah Rezan Cakici galt 2013 bis 2014 als Rockergröße in Bielefeld. Wie aus dem Nichts war er damals mit einer neuen Hells Angels-Gruppe – den &bdquo;Turkey Nomads“ – in der Stadt aufgetaucht und hatte schnell auf der Bielefelder Amüsiermeile Boulevard erste Duftmarken hinterlassen. Von Schutzgelderpressung und der versuchten Übernahme der Türstehergeschäfte war damals die Rede. Die Polizei reagierte mit einem massiven Polizeieinsatz auf die neue Gruppierung.

Mehr als zehn Jahre später beschäftigte sich Rudi Cerne in seiner jüngsten ZDF-Sendung &bdquo;Aktenzeichen XY...ungelöst“ am 5. November nun mit dem Ex-Bielefelder. Denn seit acht Jahren ist Cakici spurlos verschwunden.

Ehemaliger Bielefelder verschwindet von der Bildfläche Am 3. Juli 2017 wurde der mehrfach vorbestrafte Rezan Cakici das letzte Mal gesehen. Damals befand er sich in seiner Shisha-Bar &bdquo;Smokingz“ im Oldenburger Stadtteil Nadorst. Zeugen berichten, dass er sich gegen 20 Uhr an diesem Abend plötzlich ungewöhnlich verhalten habe. Er suchte offenbar dringend etwas in der Bar. Im Mitarbeiter-Chat schreibt er zwei Nachrichten: &bdquo;Wo ist das schwarze Rohr?“ und &bdquo;Was unterm Tresen im Koffer liegt, ist auch weg“. Bis heute ist unklar, was der 29-Jährige damals suchte.

Dann ließ er Handy, Geldbörse, Porsche-Schlüssel und eine Pistole in der Bar und verabschiedete sich mit dem Hinweis, gleich wieder zurückzukehren, durch den Hinterausgang. Seitdem ist der zweifache Vater nie wieder gesehen worden. Die Mordermittler der Kripo in Oldenburg gehen davon aus, dass er ermordet wurde, haben dafür aber noch immer keine Hinweise.

Stolzer Kurde fällt bei Bielefelder Hells Angels in Ungnade In dem nachgestellten Fernsehfilm, der für Aktenzeichen XY aufgenommen wurde, ist davon die Rede, dass Cakici möglicherweise Geldgeber um 500.000 Euro betrogen haben soll. Möglich, dass es dabei um Drogengeschäfte ging. Rudi Cerne fragt aber auch nach der Bielefelder Vergangenheit des Ex-Rockers.

Nicht nur die Polizei war dem stolzen Deutsch-Kurden damals auf der Spur: Weil sich Rezan Cakici in einem Facebook-Video öffentlich für den Kampf der PKK und anderer kurdischer Freiheitskämpfer ausgesprochen hatte und dabei auch den türkischen Rockerclub angegriffen hatte (&bdquo;Meine Familie ist zehnmal so groß wie Hells Angels Türkei. Ich habe Eier aus Stahl“), fiel er bei den Chefs des türkischen Hells Angels-Ablegers in Ungnade.

Zwischenzeitlich galt er deshalb als vogelfrei (engl.: &bdquo;Out in bad standing“). Damit war es nach den Regeln der Rocker nicht auszuschließen, dass Ex-Brüder ihn angreifen oder töten könnten. Mit einem weitverbreiteten Entschuldigungsvideo soll er diese Gefahr schließlich abgewandt haben. Anschließend musste er die Hells Angels aber verlassen. Das Bielefelder Charter der &bdquo;Turkey Nomads“ überließ er anschließend einigen seiner damaligen Mitstreiter, die später in das Charter &bdquo;Hells Angels Bielefeld“ übertraten.

Rudi Cerne fragt nach Bielefelder Vorgeschichte Cakici selbst zog mit seiner Frau und den zwei Kindern zurück nach Bremen, wo er auch schon eine längere und kompliziertere Rocker-Vergangenheit hatte. Drei Jahre später verschwindet er. Rudi Cerne fragt den ermittelnden Kripobeamten Jens Zander auch explizit nach der Bielefelder Rockervergangenheit des 29-Jährigen: &bdquo;Wir haben keine Hinweise darauf, dass das Video von damals noch eine Rolle spielt“, sagt der Ermittler der Kripo.

Die Kripo Oldenburg glaubt vielmehr, dass es unmittelbar Probleme in Oldenburg gab. So sei das Appartement, das direkt über der Shisha-Bar des Ex-Rockers liegt, nach seinem Verschwinden wiederholt und gründlich renoviert worden. Warum das passierte, weiß die Kripo bis heute nicht. Das Milieu spricht nicht mit der Polizei. Passierte in dieser Wohnung ein Verbrechen?

Darüber hinaus halten sich in der Szene Gerüchte um ein angeblich existierendes Video, dass den Mord an Rezan Cakici zeigen soll oder zumindest die Minuten unmittelbar davor. Der Mordermittler Jens Zander bittet in der ZDF-Sendung um Zusendung dieses Videos, das als wichtiger Beweis dienen könnte. Auch ein anonymer Upload sei möglich.

Tödliche Schüsse auf Onkel, Handgranate explodiert beim Vater Die Mordermittler glauben, dass es zu einem heftigen Streit um Geld innerhalb des weiteren Familien-Clans, der in Bremen und Oldenburg ansässig ist, gekommen sein könnte. Wie berichtet, wurde eineinhalb Wochen nach Cakicis Verschwinden der Onkel des 29-Jährigen in der Nähe der Shisha-Bar erschossen. Dem Schützen, einem Cousin (38) des 29-Jährigen, wurde später vor Gericht Notwehr zugestanden. Im November 2017 zündeten Unbekannte unter dem VW Passat von Rezan Cakicis Vater (60) in Bremen-Vahr eine Handgranate. Die Polizei spricht von einer Warnung aus dem Gewaltmilieu.

Für Hinweise auf den Verbleib von Rezan Cakici oder seiner Leiche hat die Kripo eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt. Der muskulöse Mann war 1,97 Meter groß, hatte sehr auffällige Tätowierungen, die vor allem an Hals und Armen gut zu sehen waren, und trug am Tag seines Verschwindens eine goldene Kette mit einem Kreuz. Das belegen Aufnahmen einer Bank in Oldenburg, die er um 19.23 Uhr, also etwa 40 Minuten vor seinem Verschwinden, besucht hatte.

Die Kripo bittet Zeugen um Hinweise Die Kripo Oldenburg ordnet die zahlreichen seit der ersten Ausstrahlung der ZDF-Sendung am 5. November eingegangenen Hinweise als vielversprechend ein. Die Ermittlungen werden entsprechend wieder intensiviert. Hinweise im Fall Rezan Cakici gehen an die Kripo Oldenburg unter Tel. 0441-7900. Über das Hinweisportal der Polizei Niedersachen lassen sich zu dem Fall Dateien oder Beweisvideos hochladen.

Nochmals zum Ansehen : Die ganze Aktenzeichen-XY-Sendung

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