Lemgo. Die geplante Umgestaltung des Langenbrücker Tors wird auf historischem Grund stattfinden: Das Langenbrücker Tor wurde erstmals 1369 schriftlich erwähnt. Auch die Brücke bestand wohl schon im 14. Jahrhundert, obwohl sonst nicht viel über ihre Geschichte bekannt ist. Tor und Brücke waren einst Teile der Befestigungsanlagen, mit denen Lemgo vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) umgeben wurde.
Gut zu erkennen ist der vermutliche damalige Zustand auf einer Animation, die über die städtische Internetseite zugänglich ist (www.lemgo.net) und die auf Grundlage der Grabungsergebnisse des Archäologen Guido Nockemann entstand. Dieser hatte den Bereich in den Jahren 2010 und 2011 untersucht.
Demnach führte vom mittelalterlichen Langenbrücker Torturm, dem Durchlass in der Stadtmauer, eine Steinbrücke über den Wallgraben nach Süden in einen Zwinger. Dieser war entstanden, um das Tor und die Mühle zu schützen. Vom Zwinger aus führte eine Brücke weiter nach Süden auf eine Bastion, die eine künstliche Insel in der Bega bildete, weil sie im Süden von einer Umflut umschlossen wurde. Diese Brücke verband also einst Zwinger und Bastion. Ihr heute noch erhaltener Unterbau entstand indes wohl erst im 18. Jahrhundert als Neubau, während Türme und Stadtbefestigungen nach und nach abgetragen wurden, wie es bei Nockemann heißt.
Der jetzige Zustand der Brücke, die nun vor dem Abriss steht, ist laut Stadtarchivar Marcel Oeben ein Ergebnis von Umbaumaßnahmen der Neuzeit. 1896 wurden die steinernen Brüstungen an der Brücke abgebrochen, die sich noch auf alten Fotos im Stadtarchiv erkennen lassen. Stattdessen entstand eine überkragende Stahlkonstruktion, die neue Fußwege zu beiden Seiten der Brücke ermöglichte. Der Brückenvorplatz in der Biegung Paulinenstraße mit einer steinernen Balustrade und Sitzbänken soll um das Jahr 1910 angelegt worden sein.