Lemgo. „Wer kann sich nicht an den ersten Wacholder erinnern?“, fragt Autor Karl-Heinz Richter im Vorwort des 77 Seiten starken Heftes über unvergessene „Lemgoer Traditionsbetriebe“. 140 Jahre lang hat die Familie Wippermann in der Kramerstraße den edlen Schnaps (wahlweise auch mit Boonekamp) gebrannt.
Und auch wenn die Produktion in der alten Hansestadt bereits 1976 eingestellt worden ist, der Betrieb bleibt Teil des städtischen Gedächtnisses. Kein Wunder also, dass der Pressetermin zur Heftvorstellung an historischer Stelle im großen Renaissancebau des Wippermannschen Hauses stattfindet.
Co-Autor Karl-Heinz Richter und Heft-Organisatorin Ursula Quante sind zufrieden mit dem Ergebnis, das Beiträge einer zehnjährigen Reihe in einem Heft bündelt. „Es war eine ganz spontane Idee, die Artikel aus den vergangenen Vereinsmitteilungen zusammenzufassen“, erklärt Quante. Ziel sei es gewesen, die Erinnerungen an die traditionellen Betriebe in einer ansprechenden Form aufrechtzuerhalten.
„Es ist fantastisch, wie viele Menschen ich während der Recherche kennenlernt habe und wie vielen spannenden Geschichten ich lauschen durfte“, schildert Richter seine Eindrücke. Jeder Aufsatz basiere auf persönlichen Erinnerungen, das Heft „Lemgoer Traditionsbetriebe“ sei daher zu einem großen Teil „erlebte Geschichte“. Neben der historischen Einordnung hätten ehemalige Mitarbeiter auch über allerhand skurrile Anekdoten berichtet.
Zum Beispiel habe ein ehemaliger Mitarbeiter der Polstermöbelfabrik Wrenger erzählt, dass seine Einstellung einen Eintritt in den Hühnerzuchtverein voraussetzte. Anders hätte der Arbeitssuchende den Job nicht bekommen können. „Adolf Wrenger war ein großer Fan der Hühnerzucht, da mussten seine Mitarbeiter einfach mitziehen“, erläutert Richter. Der Lemgoer habe sich dem Wunsch seines Chefs gebeugt und daraufhin sogar einige Preise mit der gefiederten Zucht abgeräumt.
„Das sind Geschichten, die das Leben schreibt. Es ist schön, dass solch persönliche Erinnerungen in unserem Heft weiterleben können“, fügt der Autor hinzu.
Vereinsvorsitzender Udo Golabeck ist vom Erfolg des neuen „Gelben Hefts“ überzeugt. „Für Stadtgeschichte ist definitiv ein Markt da. Viele Nachlässe sind über die Jahre verloren gegangen und landen gar nicht erst im Archiv. Es ist deshalb klasse, dass wir so viele Zeitzeugenberichte gesammelt haben“, findet Golabeck. Insbesondere für ältere Lemgoer sei das Heft daher ein perfektes Weihnachtsgeschenk, empfiehlt er.
77 Seiten voller Erinnerungen
Ab dem kommenden Samstag, 5. Dezember, ist die 52. Ausgabe der „Gelben Hefte“ im Vereinshaus Alt Lemgo an der Breiten Straße 7 erhältlich. Von 10 bis 12 Uhr können die „Lemgoer Traditionsbetriebe“ für 4,50 Euro erworben werden, auch andere Veröffentlichungen aus der langjährigen Reihe „Rund um die Wälle“ sind dann verfügbar. Das Vereinshaus hat jeden ersten Samstag im Monat geöffnet.
Das Heft „Lemgoer Traditionsbetriebe“ will auf 77 Seiten die Erinnerung an alteingesessene Betriebe wie die Zigarrenfabrik Schmidt, das Hotel Wülker oder auch die Maschinenfabrik August Burre aufrechterhalten. Neben Karl-Heinz Richter haben die Autoren und Vereinsmitglieder Hermann Hentschel und Georg Kramer an der Veröffentlichung des „Gelben Hefts“ mitgewirkt.