Lemgo-Kirchheide. Er war im Job immer Pastor Adam, selten Hermann Adam und nie Hermann. Der frühere Theologische Leiter der Stiftung Eben-Ezer ist zwar seit Juni 2013 im Ruhestand, aber von einem ruhigen Leben kann keine Rede sein. Adam hat mit seiner zweiten Frau einen neunjährigen Sohn. Der hält ihn auf Trab.
Der gebürtige Siegerländer kommt vom Dorfe. Und heute wohnt er wieder dort. Nach der Pensionierung hatte es ihn samt Frau und Kind allerdings zunächst ins Rhein-Main-Gebiet gezogen. In der Nähe von Mainz lebt die Familie seiner Frau. Doch die Umsiedelung war nicht von Dauer. „Nach nicht einmal zwei Jahren kamen wir zurück nach Lippe."
Persönlich
Hermann Adam, Jahrgang 1947, wurde in Freudenberg-Oberfischbach (Siegerland) geboren. Sein Vater war schon Pfarrer, und auch Adam studierte Theologie. Er war anfangs Gemeindepfarrer in Siegen, danach Leiter des Bildungszentrums „Haus Nordhelle" in Meinerzhagen, arbeitete später für Bethel und ab 1992 als Theologischer Direktor und Vorstandsprecher für die Stiftung Eben-Ezer in Lemgo. Im Juni 2013 ging der Theologische Direktor in den Ruhestand.Heute wohnt der 69-Jährige mit der Familie in Kirchheide. „In Haus und Hof habe ich zuletzt so viel körperliche und handwerkliche Arbeit verrichtet wie das Jahrzehnt davor nicht zusammen", sagt der „gelernte Pfarrerssohn".
Über die Station Bethel hatte Adam 1992 Eben-Ezer erreicht. Als er ging, zählte die Stiftung rund 900 Bewohner, fast 500 Schüler und 855 Kinder in angeschlossenen Kitas. Längst hat der ehemalige Chef Abstand zu seiner Arbeit. Ein wichtiger Faktor: Adam wurde mit 60 noch einmal Vater. Constantin, sein neunjähriger Sohn, geht in die örtliche Grundschule und (O-Ton) „will alles wissen".
Zu vielen Bewohnern und früheren Kollegen hat der Mann aus der Spitze der Stiftung immer noch gute Kontakte, die institutionellen Abläufe hingegen sind passé. Adam wollte in den Jahren seines Wirkens die Barrieren zwischen den Behinderten und der Lemgoer Bevölkerung abbauen. „So viel Teilhabe wie möglich. Unser Leitwort von der Vielfalt war damals schon ein Trendsetter. Es wurde im profanen Marketing schon fast inflationär eingesetzt – bis heute", erinnert er sich.
Adam galt stets als ein Chef, der seine Ziele energisch zu vertreten wusste. Mit dem Abstand von vier Jahren sagt er trotzdem: „Ich denke, ich habe als Vorgesetzter immer auf eine größtmögliche Beteiligung gesetzt. Keine wichtige Veränderung, ohne das Für und Wider vorher gründlich mit den Betroffenen zu erörtern. Diesen Grundsatz habe ich bei allen Verantwortlichen immer mit Nachdruck eingefordert."
2004 ging seine erste Ehe auseinander, 2007 heiratete er erneut. Seine deutlich jüngere Frau brachte ein Jahr später Constantin zur Welt, der den Siegerländer Jungen im fortgeschrittenen Alter erneut in die Vaterrolle schickte. „Die Kinder meiner erwachsenen Söhne sind ungefähr so alt wie der Nachzögling. Jetzt erlebe ich diese Zeit zwischen Vater und Sohn viel intensiver, als in jungen Jahren. Das ist sicherlich der Unterschied zu damals."
Adam fährt seinen Sohn zum Karate, zum Ballett, er liest in Kinderbüchern – ein Geheimtipp von ihm ist „Der starke Wanja" von Otfried Preußler –, war neulich auf der Eisbahn mit ihm und spielt mit 69 noch Fußball, wenn die Knochen es hergeben. „Mich mit den Fußballkollegen im Eben-Ezer-Betriebssport jede Woche auszutoben, war wirklich über Jahre eine Art Lebenselixier", analysiert der bekennende Dortmund-Fan. Wenn Champions-League nicht im Free-TV übertragen wird, setzt er sich ins Auto und fährt in die Kneipe, um das Spiel nicht zu verpassen.
Ansonsten fand er sich zuletzt mit der Familie im Gasometer Oberhausen, im Freilichtmuseum Detmold, vor der Küste Lissabons oder unregelmäßig bei den Sippen im Siegerland und Bayern wieder. Ab und an geht er nach Talle in die Kirche, oft ins „VitaSol", und ein Buch samt Rotwein runden den Tag bisweilen ab. „Ich bin nicht der Prototyp eines Asketen", zieht er ein Fazit seiner Lebenseinstellung. Hermann Adam ist im Kopf und im Körper jung geblieben. Mit dem jungen Sohn wird das auch noch eine Weile so bleiben.