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Johannistor bleibt offen aber dicht

Till Brand

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Versenkbare Poller für die Zufahrt zur Mittelstraße sind vom Tisch. Jetzt verlangen die Anlieger freie Fahrt.
Versenkbare Poller für die Zufahrt zur Mittelstraße sind vom Tisch. Jetzt verlangen die Anlieger freie Fahrt.

Lemgo. Die Wochen andauernde Sperrung der Echternstraße am Ostertor ist Geschichte. Aber sie hat Diskussionsstoff hinterlassen. Der Schleichweg von der Alten Post zur Herforder Straße, als Alternative zum Stop-and-Go-Verkehr auf Bruchweg, Wagner-Straße und Gosebrede, sowie der Verkehr rund um das Johannistor (Stadtbus-Treffpunkt) sind Gegenstand gleich mehrerer Anträge oder Anregungen von Bürgern.

Leggestraße: Da wäre die Leggestraße – von der Echternstraße ist sie auf Höhe Lippegarten der kurze Durchstich zum Rampendal. Mit einem Schönheitsfehler, so zumindest die Ansicht, wie sie in einer Bürgeranregung vertreten wird: Das Rechtsabbiegen am Ende der Leggestraße Richtung Parkhaus Wüste ist verboten. Wer also von der Echternstraße kommt, kann demnach lediglich wieder in umgekehrter Richtung am Waisenhausplatz vorbei gen Ostertor fahren, sprich: man dreht sich Kreis.

Für eine Umgehung des verstopften City-Rings (Gosebrede & Co.) taugt die Leggestraße also nicht. Bleibt als einziger Ost-West-Schleichweg die Echternstraße plus Leuchte. Dort gestaltet sich das Abbiegen nach links im Kreuzungsbereich Gosebrede/Herforder Straße nicht nur zu Stoßzeiten schwierig. Wäre da eine zusätzliche Entlastung via die Leggestraße, Rampendal und Engelbert-Kämpfer-Straße nicht sinnvoll?

Nein, meint die Verwaltung, namentlich Abteilungsleiter Heiko Fischer von den Straßenplanern. Er fürchtet, eine Öffnung des Rampendal auf dem kurzen Stück zum Parkhaus Wüste hätte den unerwünschten Effekt, noch mehr Schleichverkehr in die historische Innenstadt zu ziehen. „Ziel ist es, die Bewohner vom Durchgangsverkehr zu befreien und ein attraktives Umfeld zu schaffen", sagt er. Auch würde an der „Käsekiste" zusätzlicher Verkehr die Mittelstraße queren – der Attraktivität der Fußgängerzone insbesondere auf Höhe Lippegarten wäre das abträglich.

Außerdem wirft Fischer Baukosten ein, die auf die Stadt zukämen. Auf dem Rampendal müsste die nur einspurige Fahrbahn verbreitert werden, um entlang der neuen EKG-Turnhalle Verkehr in beiden Richtungen zuzulassen.

Johannistor I: Im Dezember hatte der Verkehrsausschuss den Bürgerantrag abgelehnt, zwischen Herforder Straße und Pastorenstraße einen elektrisch versenkbaren Poller in den Asphalt einzulassen. Die Anwohner wollten damit den Autofahrern Einhalt gebieten, die immer öfter das Fußgängerzonenschild ignorieren. Im Bauamt hegt man allerdings keine Sympathien für einen Poller. Das Beispiel Bad Salzuflen, wo ein solcher auf Höhe des alten Haus Schuseil an der Wenkenstraße steht, zeige, dass es immer wieder zu Kollisionen mit Autos komme.

Die Folge: Defekte und Reparaturkosten. Im Falle Lemgos hätte ein kaputter Pollersogar das Potenzial, den kompletten Stadtbusverkehr lahm zu legen. Die Stadt versprach, den Anfang der Fußgängerzone am Johannistor noch deutlicher kenntlich zu machen.

Johannistor II: Sache abgehakt, so schien es. Doch nun kommt aus der Anwohnerschaft rund um den Treffpunkt der gegenteilige Wunsch: Mündlich wurde nach Aussagen von Lemgos Baudirektor Markus Baier der Wunsch vorgebracht, nicht nur auf einen Poller zu verzichten, sondern im Gegenteil dazu sogar am Johannistor die Einfahrt von der Engelbert-Kämpfer- in die Mittelstraße zu erlauben – zumindest für die Anlieger.

Doch auch da winkt die Stadt lieber ab. „Wir wollen möglichst wenige Begegnungen mit dem hier viel fahrenden Stadtbus", unterstreicht Markus Baier. Und die Regelung „Anlieger frei" würde seiner Ansicht nach dann auch wieder die Eltern anlocken, die den Kirchhof hinter St. Johann eine Zeit lang genutzt hatten, um ihre Kleinen ins gleichnamige Familienzentrum zu bringen.

Wie es weiter geht? Nach LZ-Informationen haben die Leserbriefseiten der LZ in den vergangenen Tagen wohl einigen Eindruck im Rathaus und in den Fraktionsbüros hinterlassen (siehe Kasten): Der Plan, die Fußgängerzone künftig „Radfahrer frei – Schritttempo fahren" zu beschildern, hat reichlich Widerspruch bei den Lemgoern hervorgerufen.

Widerspruch, der das Bauamt ins Grübeln gebracht hat. Diesen Monat soll der Vorschlag daher noch einmal aufgerollt werden. Gut möglich, dass die Verwaltung eine neue Idee präsentieren wird. Die würde dann auch am Johannistor gelten, womit die Anwohnerwünsche vorerst erledigt wären. Ob ein offizieller Antrag der Nachbarschaft auf „Anlieger frei" kommt, bleibe aber abzuwarten, unterstreicht Baudirektor Markus Baier.

Radeln in der Fußgängerzone: Neuer Vorschlag kommt

Nach dem gewaltigen, ablehnenden Echo auf den Leserbriefseiten der LZ stellt Bürgermeister Dr. Reiner Austermann klar: Das letzte Wort zum Radverkehr in der Fußgängerzone ist noch nicht gesprochen. Wie berichtet hatte das Bauamt vorgeschlagen, das Radfahren künftig rund um die Uhr freizugeben – mit der Einschränkung: Schritttempo fahren. Eine Idee, die nicht nur einige der Lemgoer Verkehrspolitiker skeptisch sahen, sondern offensichtlich auch viele LZ-Leser. In den Ratsfraktionen ist die Sache daher momentan das Thema Nummer 1.

„Ich gehe davon aus, dass die Fraktionen eine vernünftige Kompromisslösung finden, mit der alle leben können", stellt Bürgermeister Dr. Reiner Austermann eine neuerliche Diskussion – möglicherweise mit einem angepassten Verwaltungsvorschlag – für die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses in Aussicht. Das Gremium tagt am Mittwoch, 15. Mai, ab 18 Uhr im Rathaus.

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