Eine Busrundfahrt mit Stimmung und Schnittchen durch Entrup

Lemgo-Entrup. Eine Busrundfahrt im eigenen kleinen Heimatdorf, das scheint zunächst eher unnötig. Nicht aber mit dem richtigen Reiseführer, der selbst für die alteingesessenen Entruper noch die eine oder andere, bisher unbekannte Information parat hatte.

Es war wohl die lustigste und unterhaltsamste Dorfrundfahrt, die Entrup je erlebt hat. Die Alt-Herren-Abteilung des FC Union hatte einen historischen Pariser Stadtbus aus dem Jahr 1935 samt Fahrer organisiert und Billets für drei Rundfahrten angeboten. &bdquo;Bereits auf der Jahreshauptversammlung, als die Aktion vorgestellt wurde, waren nahezu alle Karten vergriffen", erinnerte sich Andi Althoff. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Vereins gibt es nämlich jeden Monat eine besondere Veranstaltung, organisiert von den verschiedenen Abteilungen.

Der liebevoll restaurierte Bus fuhr also im Dorfpark vor und all diejenigen, die eine Karte ergattert hatten, durften einsteigen. Mit selten mehr als Schritttempo steuerte Gerhard Paschetag das alte Schätzchen auf die Straße. Besonders wendig ist ein Oldtimer-Bus naturgemäß nicht, dennoch schaffte der geübte Fahrer auch die engsten Kurven und kleinsten Schleichwege zu überwinden. Von einer schnöden Rundfahrt einmal um das Dorf herum waren die Entruper nämlich weit entfernt. Kaum lagen die ersten zwei Kurven hinter ihnen wurde der Bus auch schon geparkt und die knapp 25 Fahrgäste stiegen auf dem Hof Bödeker aus.

&bdquo;Der Hof wurde 1808 erbaut und gehört mit zu den ältesten Gebäuden im Ort. In den 1980er Jahren war hier eine Deckstation des Landgestüts Warendorf", erklärte Reiseleiter Udo Meierjürgen. Die Eheleute Bödeker, die gleichzeitig zu den Fahrgästen gehörten, sprangen schnell in ihr Haus und servierten Hausmacherwurst und Wacholder.

Meierjürgen hatte ein lehrreiches Programm für die Fahrt zusammengestellt. Die Tour wurde so gelegt, dass sie im Grunde an allen für Entrup bedeutenden Gebäuden vorbeiführte. Ganz trocken las er vor – beziehungsweise rief er mit lautstarker Stimme den Fahrgästen seine Informationen zu und regte sie damit an, weitere Anekdoten und eigene Erlebnisse beizutragen.

Weiter ging es über viele Schleichwege zum Hof Hanken, dem größten Hof im Ort. Jens und Meike Hanken hielten für die Ausflügler Pumpernickel, Eierlikör und gekochte Eier bereit. Gut gestärkt folgte kurze Zeit später bereits die nächste Pause auf Höhe des Hauses der ehemaligen Vereinswirtin Anita Nunnensiek.

Sie gab für alle eine Runde Bier aus, welches die 89-Jährige bei der ersten der drei Rundfahrten im Bus sogar selbst zapfte. Das Pils schmeckte und die Fahrt ging weiter über den Obernfeldweg. Vorbei an dem ehemaligen Müllabladeplatz und dem Hof der Familie Imker – &bdquo;Hinter dem Wäldchen am Hof hat die Familie sogar einen eigenen Friedhof", sagte Meierjürgen.

Die Kosten für den Bau der Volksschule 1900 sorgten für staunende Gesichter. Sie betrugen lediglich 9034 Mark. Der Erweiterungsbau war 1933 dann schon für 129 Zentner Getreide und 43 Reichsmark zu haben.

Die letzte Pause legte der Busfahrer am Haus Möller ein. &bdquo;Hier wurde 1963 das Entruper Standesamt eingerichtet. Helmut Möller wurde Standesbeamter", erklärte der Reiseleiter. Im Nebengebäude befand sich zudem das Postamt. Damit sich die Fahrgäste auch am nächsten Tag noch an die Fahrt erinnern können, verteilten die Nachkommen des ehemaligen Standesbeamten Jürgen, Michael und Ulli Möller Postkarten von Entrup – und natürlich eine Runde Schluck. Viel zu schnell ging die Stunde vorbei – von der einige zuvor nicht sicher waren, ob sie mit der Rundfahrt inhaltlich zu füllen wäre. Für die Fahrgäste die beste Tour seit langem – die dringend nach einer Wiederholung verlangt, so der Tenor der &bdquo;Reisegäste".

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