Schafe zurück auf Hochwasser-Koppel: Nach Ertrinken folgt der nächste Verlust

Lemgo . Was Karla Ebert im Frühjahr erleben musste, möchte kein Tierhalter mitmachen. Die Schafszüchterin sah mehr als drei Dutzend ihrer Tiere im Bega-Hochwasser ums Leben schwimmen. Etliche Schafe ertranken. Monatelang wollte Ebert nichts vom Bierweg, wo die Herde grasend von der Welle überrascht wurde, wissen. Lieber Vergessen. Der Pachtvertrag? Sollte auslaufen. Doch jetzt sind Eberts Tiere zurück, der größte Schreck verdaut. Landesverband Lippe, Stadt Lemgo und die Züchterin selbst sprechen von einer Verlängerung der Nutzungsvereinbarung. Auch wenn die Rückkehr von einer unschönen Sache überschattet wird.

Weil die fixen Zäune am Bierweg durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden sind, hängen sie an zahlreichen Stellen nur noch schief und schlaff herum. Für die Tiere nicht genug Sicherheit, sagt die Besitzerin und hat Mobil-Zäune aufgestellt.

Auf das Unwetter folgt der Diebstahl Die sind aber nicht so widerstandsfähig wie fest in den Boden gerammte, und müssen deswegen unter Strom gesetzt werden. &bdquo;Bald, nachdem die Tiere zurück hinterm Schloss waren, bekam ich auch schon den Anruf: Die Tiere sind draußen." Was war passiert? Karla Ebert: &bdquo;Man hat mir dort mein nigelnagelneues Weidezaungerät gestohlen."

Der 500 Euro teure Kasten versorgt die Maschen mit Elektrizität. Mit dem Gerät verschwand also auch die abschreckende Wirkung des Zauns auf die Tiere, die kurzerhand ausbüxten. Ebert musste sie wieder einfangen, ein Schaf, das sich verheddert hatte, sogar aus dem Zaun selbst befreien. Jetzt hat die Züchterin wieder ein älteres Weidezaungerät am Bierweg hängen – nicht so gut wie das extra angeschaffte, aber auch nicht so diebstahlgefährdet, glaubt die Lemgoerin.

Im kommenden Jahr wird die Stadt nach Angaben von Gewässer-Abteilungsleiter Immo Henneberg den stabilen, festen Zaun erneuern. Zumindest, wenn die Pacht tatsächlich weiterlaufen soll, wie Henneberg sagt. &bdquo;Zunächst klang das ja anders, aber jetzt sind wir wieder in guten Gesprächen", bestätigt der Gewässer- und Bega-Experte. Der alte Zaun hatte übrigens 20 Winter auf den Pfählen.

Bald, wenn es zu kalt wird, als dass noch Gras wächst, kommen die Tiere bei Ebert erst einmal in den Stall. Letzte Fragezeichen zur künftigen Verpachtung sollen und können dann nach Worten von Henneberg im Frühjahr geklärt werden. Denn momentan plant die Stadt den Bega-Umbau zwischen Pagenhelle und den Wehren (die sogenannten Drei und Sieben Löcher) hinter dem Schloss Brake. Weil auch hier der Fluss, der im Frühjahr seine Muskeln spielen ließ, zum Schutz Lemgos teilweise mehr Platz bekommen soll, müsse abgewartet werden, wie viel Fläche als Pachtland übrig bleibe, stellt Henneberg in Aussicht.

Schafe sind die besseren Mäher Auch Peggy Pfaff, Sprecherin des Landesverbandes Lippe als Eigentümerin der Fläche, sagt: &bdquo;Sobald der Bega-Umbau klar ist, werden wir über die Flächen neu verhandeln." 2020 sollen dazu die Vermessungen laufen, kündigt sie an. Der eigentliche Umbau solle 2021 über die Bühne gehen. Weitere Pächter am Bierweg sind der Anglerverein, der das Waschhaus hinter dem Schloss nutzt, und der Nabu, der die Streuobstwiese zwischen Bierweg und Waschhaus in Schuss hält. Die Stadt hat die Weiden gepachtet und an Ebert weitervermietet.

Apropos in Schuss halten: Darum geht es bei der Pacht von Karla Ebert auch. Denn: Nach Meinung das Schafzüchterin lassen sich die Wiesen in der Bega-Niederung eigentlich nur mit Schafen pflegen. &bdquo;Für den Mäher ist es zu Nass, und es liegt auf den Streuobstwiesen viel zu viel Obst herum", weiß die Tierhalterin.

Eine Pferde- oder Milchviehbeweidung ist nach Ansicht der Lemgoerin ebenfalls keine Option. &bdquo;Die Tiere sind zu schwer, es ist zu matschig. Die würden alles zusammentrampeln", sagt Ebert. Wenn hingegen nichts getan wird, stünden schon bald die Brennnesseln an dem beliebten Fußweg einen Meter hoch. Die Maßnahmen gegen die künftigen Hochwasser sieht Karla Ebert daher mit großer Hoffnung – auch mit Blick auf ihre 1,3 Hektar. &bdquo;Nur ein neuer Zaun, der muss her", sagt sie.

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