Burgfrieden bei Isringhausen

Lemgo. Beim großen Lemgoer Automobil-Zulieferer Isringhausen (Isri) kehrt ein Stück weit Ruhe ein. Inzwischen werden Hintergründe zu der Entwicklung bekannt, dass der sogenannte Anerkennungstarifvertrag, mit dem Isri die branchenüblichen Gehalts-, Urlaubs- und sonstigen Regelungen für seine Mitarbeiter anerkennt, rückwirkend zur Jahresmitte wieder eingesetzt wurde. Demnach musste die IG Metall, die sich kämpferisch gezeigt hatte, keine Zugeständnisse machen.

Auf dieser Feststellung besteht auch der IG-Metall-Bevollmächtigte im Kreis Lippe, Erich Koch. &bdquo;Wir haben keinen Hehl daraus gemacht, dass wir zum Äußersten greifen werden – auch Streiks haben wir nicht ausgeschlossen." Für die Geschäftsleitung ist die Wiederbelebung des Vertrages die Grundlage, über die Zukunft der Tarifverträge im Werk zu verhandeln. Denn Isri muss sich strecken.

Wie berichtet, hatte das Unternehmen den Anerkennungstarifvertrag einseitig gekündigt und das mit stetig steigenden Personalkosten sowie der wirtschaftlichen Schieflage begründet. Schritt für Schritt wolle sich das Unternehmen von Errungenschaften der Arbeitnehmer verabschieden, lautete seinerzeit der Gegenvorwurf der IG Metall. Ebenfalls geht es um den Ergänzungstarif von 2019. Mit ihm hat die Arbeitnehmerseite in zweieinhalb unbezahlte Überstunden pro Woche und damit einen Sparkurs eingewilligt. Der Kfz-Zulieferer profitiert davon momentan allerdings nicht. Die Lage in der Branche ist mau und Kurzarbeit ein Thema. Tatsächlich stamme die Übereinkunft aus einer Zeit, &bdquo;in der die Geschäftsleitung davon ausgehen durfte, dass es einen erheblichen Bedarf für den Abruf der zusätzlichen Arbeitszeit geben würde", teilt Christin Schling, Leitung Marketing, mit.

Insofern herrscht bei Isringhausen faktisch Burgfrieden. &bdquo;Wenn es tatsächlich eine wirtschaftliche Schieflage gibt, werden wir uns Gesprächsbedarf der Geschäftsführung nicht verschließen", sagt Koch. Will heißen: Nachdem Isri die Grundbedingung erfüllt hat, das Anerkennungspapier wieder einzusetzen, ist eine Novellierung der 2019er-Zugeständnisse der Arbeitnehmer für die Gewerkschaft denkbar. Erhalt von Jobs und Werk hätten Priorität, sagt Koch.

Auch Isri selbst spricht mit Blick auf den neuen Anerkennungstarifvertrag zu alten Konditionen von der &bdquo;Grundlage für weitere Gespräche über einen (neuen) Ergänzungstarifvertrag". In der Tat stünden das Unternehmen und das Werk &bdquo;unter hohem wirtschaftlichen Druck", heißt es. Die Situation werde verschärft durch die &bdquo;anhaltende Eintrübung der Märkte in der Automobilbranche und die Auswirkungen der Corona-Krise". Mit einer Erholung rechnet Isringhausen frühestens für das Jahr 2023.

Erreicht ist laut IG Metall inzwischen die Zahl von 1600 unbefristeten Jobs bei Isri. Dies hatte die Geschäftsleitung im Gegenzug für die Zugeständnisse von 2019 zugesagt. Insgesamt beschäftigt Isri etwa 1800 Menschen. Die Firma ist Lemgos größter Arbeitgeber.

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