Die Realschule Lemgo steht jetzt unter Denkmalschutz

Lemgo. Die alte Hansestadt ist um ein Denkmal reicher: Die Realschule an der Kleiststraße hat es auf die Liste der Stadt geschafft. Damit wird dem Architekten Harald Deilmann Ehre gezollt, der mit dem Gebäudekomplex den Zeitgeist der 50er und 60er Jahre widerspiegele. So zumindest liest es sich in der Vorlage von Verwaltung und Denkmalbehörde – und damit dürfte sich der geplante Umbau deutlich verzögern.

In zwei Abschnitten von 1966 bis 1971 erbaut, gehöre die Schule unter den zeitgenössischen Sichtbetonbauten zu den herausragenden Beispielen und lege zudem ein wichtiges Zeugnis für das Werk des Architekten ab, schreibt Dr. Knut Stegmann von der Denkmalbehörde. Die Stadt ist damit nicht nur um ein Denkmal, sondern auch um einige Probleme reicher. Denn der Um- und Ausbau der Realschule, die seinerzeit dreizügig geplant wurde, es mittlerweile aber auf fünf Klassen pro Jahrgang bringt, sollte eigentlich schon im kommenden Jahr beginnen.

Noch mehr Abklärungsbedarf nötig Ein Großprojekt, für das ersten Konzepten zufolge etwa 15 Millionen Euro eingeplant sind – und die Ernennung zum Denkmal macht die Planungen nicht unbedingt einfacher, wie Regine Schmelzer, zuständige Mitarbeiterin von der Gebäudewirtschaft erklärt. Denn das Vorhaben muss jetzt nicht nur mit Schule und Politik, sondern auch mit Denkmalbehörde und den Nachlassverwaltern (Baukunstarchiv NRW) des 2008 verstorbenen Architekten abgeklärt werden. Für das Bauprojekt bedeutet das deutlichen Mehraufwand, einem Ping Pong-Ball gleich, müssen die Pläne immer wieder aufs Neue überarbeitet und abgesprochen werden – und das schlage sich natürlich auch zeitlich nieder: &bdquo;Das hat uns rund ein Jahr gekostet."

Da die Denkmalpläne schon länger bekannt sind, laufen die Absprachen bereits seit einigen Monaten. Derzeit befinde man sich aber noch in der Phase Null, das heißt die Grundlagen und Raumkonzepte werden ermittelt. Was brauchen wir? Wie kann es umgesetzt werden? Diese Fragen seien mit Baukunstarchiv und Denkmalbehörde im Wesentlichen abgeklärt worden. Jetzt gehe es darum, wie diese Vorgaben in einem Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben werden könnten, der nach Möglichkeit, noch in diesem Jahr eingestielt werden soll.

Frühestens ab 2022 rollen die Bagger Dabei steht zunächst vor allem der geplante Neubau im Fokus, der auf dem Gelände errichtet werden soll – und zwar so, dass die architektonische Einheit des Gesamt-Schulkomplexes möglichst wenig Schaden nimmt. Denn nicht nur das alte Realschul-Gebäude steht unter Denkmalschutz, sondern zu großen Teilen der ganze Schulkomplex samt Außenanlage mit Pilzdächern, Sitzelementen und Grünanlagen. Erst wenn geklärt ist, was und wo beim Neubau möglich ist, gehe es mit der Sanierung des vorhandenen Hauptgebäudes weiter, wie Regine Schmelzer erklärt.

&bdquo;Was dürfen wir, was bleibt im Denkmal erhalten? – diese Fragen sollen dann ab dem kommenden Jahr geklärt werden. Und das dürfte die Planer vor weitere Herausforderungen stellen. Denn in der Realschule stehen nicht nur der Ausbau an sich, sondern unter anderem auch die dunklen Holzverkleidungen, der Großteil der farbigen Innentüren und auch die Einbauschränke unter Schutz. Sicher scheint nur, dass die bislang offen gehaltene Halle aus Brandschutzgründen von den Fluren und Treppenhäusern abgetrennt werden muss.

Frühestens ab 2022 könnten an der Kleiststraße die Bagger anrollen, um mit dem Neubau zu starten, so Regine Schmelzer. Erst im Anschluss werde dann mit der Sanierung des Altbaus begonnen – auch um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.

Ein Bau und seine Geschichte Für die einen ein großer Betonkasten, für andere ein &bdquo;skulputurales Bauwerk" mit Vorzeigecharakter für die 50er und 60er Jahre. Der Architekt Harald Deilmann konzipierte die Realschule Lemgo 1964 im Rahmen eines Architekturwettbewerbes. In zwei Abschnitten wurde der Schulkomplex von 1966 bis 1971 an der Kleiststraße gebaut. Dabei spiegelt der Bau die Neuordnung des Schulwesens nach dem Zweiten Weltkrieg wider, wie Dr. Knut Stegmann von der Denkmalpflege schreibt.

Im Rahmen der &bdquo;Demokratisierung des Bildungswesens" schienen damals neue Architekturformen nötig. Deilmann setzte dabei weniger als seine Kollegen auf kindgerechte organische Formen, sondern auf Funktionalität. Vorspringende Fassaden (etwa die Naturwissenschaftlichen Räume) sollten dem Sichtbeton-Gebäud seine einschüchterne Monumentalität nehmen. In offener Bauweise plante er im Inneren um den großen Saal, das Pädagogische Zentrum, herum – weg von aufgereihten Klassenräumen, hin zur neuen pädagogisch geforderten Transparenz.

Mit Betonträgern an den Decken, freitragenden Treppen und ornamentalen Gestaltungen an Aufgängen und Wänden schuf er eine helle, offene Begegnungsstätte. Flure ohne Türen und großflächige Verglasungen der Klassenräume entsprechen dem Konzept. Das wird auch im Außenbereich aufgegriffen: Pilzdächer verknüpfen die Gebäude und selbst Sitzelemente, Hochbeete in Sichtbeton oder die Fahrradüberdachungen fügen sich in das Gesamtmodell ein.

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