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Warum Lemgo einmal einen Oberbürgermeister hatte

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Fotoaufnahme Ernst Höland, o. D. (Stadtarchiv Lemgo N 1/2220) - © Stadtarchiv Lemgo
Fotoaufnahme Ernst Höland, o. D. (Stadtarchiv Lemgo N 1/2220) (© Stadtarchiv Lemgo)

Lemgo. In der konstituierenden Sitzung des Lemgoer Rates ist Markus Baier in sein Amt als neuer Lemgoer Bürgermeister eingeführt und vereidigt worden. Zwischen 1905 und 1916 hatte die Alte Hansestadt aber sogar einen Oberbürgermeister, weiß Stadtarchivar Marcel Oeben. Er hat den historischen Ausnahmefall anlässlich der Amtseinführung aufgeschrieben.

Der Titel „Oberbürgermeister" ist in Nordrhein-Westfalen ausschließlich den Oberhäuptern der kreisfreien Städte vorbehalten. Im August 1886 wurde der gebürtige Thüringer und Jurist Dr. Ernst Höland (1854 – 1923) zum Bürgermeister der Stadt Lemgo gewählt. Diesen Posten sollte er bis August 1916 behalten, insgesamt also über 30 Dienstjahre. „Auch drei Jahrzehnte einer rasanten Umbruchphase, in der sich die Moderne in Lemgo Bahn brach." In seine Amtszeit fallen laut des Buches von Roland Linde („Lemgo auf dem Weg in die Moderne") der Bau des Krankenhauses Wolffsche Stiftung (1900), des Elektrizitätswerks (1911), mehrerer Schulen – unter anderem der damaligen Bürgerschule an der Echternstraße 1891 und der Wallschule 1911. Eine zeitgemäße Wasserversorgung wurde geschaffen. Es gab die Neugestaltung der Wallanlagen und den Bau beziehungsweise die Erneuerung von zahlreichen Straßen und nicht zuletzt die Eröffnung der Bahnlinie und des Bahnhofs 1896.

Verleihungsurkunde Oberbürgermeister, 1905 (Stadtarchiv Lemgo NL 46) - © Stadtarchiv Lemgo
Verleihungsurkunde Oberbürgermeister, 1905 (Stadtarchiv Lemgo NL 46) (© Stadtarchiv Lemgo)

Er ließ sich nicht vom Weg abbringen 

Höland setzte die Ablösung der sogenannten „Bürgernutzungen" in der ehemaligen städtischen Feldmark durch, dazu zählte auch die gemeinsame Viehweide. Fortan konnte die Stadt die Flächen nutzen und als Bauland veräußern. Der Stadtwald wurde professionell bewirtschaftet, überhaupt zeigte sich eine zunehmende Professionalisierung der Lemgoer Stadtverwaltung, deren Mitgliederzahl bis 1916 deutlich anwuchs und zunehmend differenzierter wurde. Diese Reformen durchzusetzen, brachte auch Widerstand und Kritik in der Stadt und in der damaligen Stadtverordnetenversammlung hervor. Dr. Ernst Höland ließ sich dadurch aber nicht von seinem Weg abbringen.

1905, ein Jahr nach der Wiederwahl Hölands zum Lemgoer Bürgermeister für zwölf Jahre, verlieh Fürst Leopold IV. dem „langjährigen Bürgermeister der alten Hansestadt Lemgo" den Charakter als Oberbürgermeister, dies war also letztlich eine Ehrenauszeichnung durch das Fürstenhaus. Bis zu seiner Pensionierung 1916 wurde Höland offiziell als Oberbürgermeister angeschrieben. Heute erinnert noch eine gleichnamige Straße in Lemgo an diesen ersten und einzigen Oberbürgermeister der Stadt.

Eine ausführliche Würdigung Hölands verfasste Professor Günter Laue bereits 2001. Diese ist im Internet über den Link http://bit.ly/hoeland auf der Website der Stadt Lemgo nachzulesen.

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