Thema "Starkregen" wird auf der Lemgoer Agenda ziemlich unsanft nach oben gespült

Lemgo . Gleich zwei Sturzfluten aus der Kategorie &bdquo;Gibts eigentlich nur alle 100 Jahre" haben Keller, Straßen und Höfe in Leese, Brüntorf, Kirchheide und der Laubke überschwemmt. Die Bürger sehen Eigentum oder Lebensqualität gefährdet. Die Politiker, in dieser Woche namentlich CDU und Grüne, machen klar: Es muss etwas geschehen. Und die Stadt? Sieht sich ebenfalls schon in der Spur, muss aber noch die Vorarbeit des Kreises abwarten. Der hat nämlich Karten und Berechnungen in der Mache, die zeigen werden, wo sturzbachartig wie viel Regen zusammenfließt – und zwar auf kleinteilige fünf mal fünf Meter genau.

Laut Olrik Meyer, Fachbereichsleiter Umwelt beim Kreis Lippe, gehen besagte &bdquo;Starkregen-Kacheln", an denen die Technische Universität Dortmund beteiligt ist, von einem &bdquo;Hundertjährigen Szenario" aus – also dem, was Brüntorf 2021 entgegen aller Statistik gleich doppelt erlebt hat . Zudem gibt die Berechnung aber noch ein zweites, &bdquo;schlimmeres", Szenario her, bestätigt Meyer.

Das wäre die Grundlage für Lemgo, weiterzumachen, sagt Björn Ladage, Leiter des hiesigen Straßen- und Entwässerungsbetriebs: &bdquo;Danach werden wir in der Risikoanalyse sicher tiefer gehen." Genau das empfiehlt auch der Kreis, der beim Ganzen mit sieben weiteren Regionen im Projekt &bdquo;Evolving Regions" arbeitet, um Klimafolgen abzuschätzen und möglichst zu mildern. Der Starkregen aus der Fünf-mal-fünf-Meter-Simulation sei das eine, es gebe aber weitere Faktoren, wie etwa Kanäle, Wälle & Co., die an den heiklen Stellen näher betrachtet werden sollten, schreibt Meyer den Kommunen ins Stammbuch.

Viele weiße Flecken auf der Hochwasserkarte Gute Nachricht für alle Lemgoer, die 2021 Wasser oder Schlamm im Keller hatten: Die Abstimmungsgespräche sind gestartet, und der Fortschritt wäre unstrittig. Denn bisher existieren nur Hochwassergefahrenkarten, die zwar einiges über das mögliche Anschwellen der Bäche und Flüsse verraten, aber kaum etwas übers Wasser, das aus Feld und Flur fließt.

Zudem gibt es, wie Ratsherr Eric Hagedorn sagt, auf der Hochwassergefahrenkarte weiße Flecken. Der CDU-Mann, Chef im Kirchheider Ortsausschuss, verweist exemplarisch auf den Oberlauf der Ilse, die auch von Welstorfer und Jägerbach gespeist wird. Kleine Gräben, die ebenfalls gehörig anschwellen können. Auf der Hochwassergefahrenkarte heißt es bislang zwischen Bredaerbruch und Brüntorf dennoch auf halber Entfernung wortwörtlich: &bdquo;Ende Bearbeitungsstrecke". Hagedorn: &bdquo;Wir brauchen die eine Karte, die das gesamte Stadtgebiet ins Auge fasst."

Ähnlich klingt das bei den Grünen, die nach einer Kartierung mit einem &bdquo;Starkregenkonzept" auch den zweiten Schritt einfordern. Erosionsgefährdete Flächen wie etwa am Tipp (Leese) blieben dies auch nach dem dort geplanten Kanalausbau. Für Dr. Burkhard Pohl, Vorsitzender des Umweltausschusses, zählt hier vor allem der &bdquo;Dialog mit der Landwirtschaftskammer". Landwirte müssten animiert werden, zum Schutz Hecken, Terrassen & Co. anzulegen und zu erhalten.

Doch hundertprozentige Sicherheit für jedes Grundstück? Daran glaubt das Bauamt angesichts der Klimakapriolen ohnehin nicht. Im Zweifel wolle man im Einzelfall weitersehen, welche Schritte schützen könnten – wie etwa jetzt, da sich einige Kirchheider schriftlich beschwert haben. &bdquo;Wir erkennen die Betroffenheit der Lemgoer zweifelsohne an", bekräftigt Entwässerungsbetriebschef Ladage.

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