Risikofaktor Mensch: Waldbrände sind meist selbstverschuldet

Lemgo. Gnadenlos fraßen sich die Flammen durch den Wald. Der Boden war trocken, viele Bäume geschädigt oder gar tot. Idealer Nährboden für die Feuersbrunst. Über 20 Hektar des Forstes in Gummersbach blieben im April 2020 verkohlt zurück. Ein Szenario, das im schlimmsten Fall auch in Lemgo möglich ist. Wie aber sind Forstamt und Feuerwehr gegen Waldbrände gewappnet?

Das fragte sich die CDU und hakte bei Forstamtsleiter Alexander von Leffern und Stadtbrandmeister Klaus Wegener nach. &bdquo;Angesichts der vielen trockenen Bäume stellt sich die Frage, ob es präventiver Maßnahmen gegen Feuer und Windbruch bedarf und wie diese zu ergreifen sind“, präzisiert Eric Hagedorn die Anfrage, schließlich sei der schlechte Zustand des Lemgoer Waldes in vielen Bereichen deutlich sichtbar. Auch Alexander von Leffern macht kein Hehl daraus – der Zustand des Forstes sei besorgniserregend und damit erhöhe sich auch die Waldbrandgefahr. Laut Umweltministerium hat es im vergangenen Jahr 45 große Waldbrände in Nordrhein-Westfalen gegeben, eine Fläche von rund 44 Hektar wurde dabei zerstört. Natürlichen Ursprungs, etwa durch Blitzeinschlag, sind davon lediglich 10 bis 15 Prozent, das Gros geht auf den Menschen zurück. Lagerfeuer, Zigarettenkippen oder auch Müllverbrennung führt der Förster als Gründe an.

Abgestorbenes Holz ist ein Risiko

Der Forst in Lemgo ist davon in den vergangenen Jahren zum Glück weitgehend verschont geblieben. Ein größeres Feuer, so erinnert sich Stadtbrandmeister Klaus Wegener, habe es zuletzt vor einigen Jahren in Höhe der Maibolte gegeben. Andere Großfeuer lägen schon Jahrzehnte zurück, etwa am Biesterberg, als die jungen Tannenschonungen dort vor gut dreißig Jahren wiederholt in Flammen standen.

Vor allem Kiefernbestände und auch die abgestorbenen Fichtenwälder gelten als Risikogebiete, so Alexander von Leffern. Bei den Fichten sind es vor allem die jüngeren Bestände mit bis zu 40 Jahren, die schnell Feuer fangen – davon aber gebe es in Lemgo nur wenige. Auch Heideflächen und karge Oberböden mit wenig Bewuchs bieten den Flammen leichten Zugang. Das Forstamt versuche daher, die Bodenflora zu aktivieren und verstärkt Mischwälder anzubauen. Auch Kontrollen mit Wärmebildkameras seien zur Prävention möglich.

Wassertransport ist eine Herausforderung

Wichtig aber sei es vor allem, die Bevölkerung gerade auch in Trockenzeiten für das Thema zu sensibilisieren. Klaus Wegener verweist zudem auf die gut 25 roten Signalschilder, die im Forst verteilt sind. Wer von dort die 112 anruft, kann gleich die entsprechenden Koordinaten mitgeben. In der Leitstelle klappt dann eine Art Wegenetz auf, das den Einsatzkräften nicht nur die schnellste Anfahrt über die Forstwirtschaftswege, sondern auch mögliche Stellen für die Löschwasserentnahme aufzeigt. Ortskenntnisse bleiben für die Feuerwehr dennoch wichtig, wie Wegener betont, der überlegt, diesbezüglich für seine Kräfte weitere Schulungen anzubieten. Im Ernstfall ständen der Wehr ausreichend geländegängige Fahrzeuge zur Verfügung, denn gerade im Forst sei es oft nicht sinnvoll mit den großen und schweren Löschzügen anzurücken. Zu groß sei die Gefahr, sich in Matsch und Sand festzufahren.

Eine Herausforderung bleibe es, die Schläuche gegebenenfalls von den Teichen über mehrere hundert Meter auszurollen. Bis zu 2,5 Kilometer seien dabei zum Teil auch mit Hilfe von Pumpen mit dem Schlauchwegenetz möglich, das im kommenden Jahr erneuert werden soll. Auch ein Drohnen-Einsatz sei denkbar und die Kräfte der Abteilung Lieme entsprechend geschult. Bezirksregierung und Forstverwaltung böten zudem Waldbrandüberwachungsflüge. Die aber betreffen ganz Ostwestfalen-Lippe, &bdquo;über Lemgo sind die in drei Minuten hinweg“.

Vorsorge im Wald

Werden Spaziergänger oder Radler von herabstürzenden Ästen im Wald oder auf Waldwegen verletzt, so haftet dafür nicht der Waldbesitzer. Das Betreten des Waldes zu Erholungszwecken ist zwar erlaubt, geschieht aber auf eigene Gefahr. Damit hat der Bundesgerichtshof 2012 Rechtssicherheit geschaffen. Waldbesitzer sind dennoch gefordert, öffentliche Plätze wie etwa Ruhebänke oder angrenzende Parkplätze auf ihre Sicherheit zu kontrollieren, wie Forstleiter Alexander von Leffern auf Anfrage der CDU betont. Zu den Aufgaben des Forstamtes zähle es auch, die Wanderwege freizuhalten. Im Rahmen der Kontrollen und Maßnahmen im Forst würden aber mögliche Gefahrenstellen im Forst sukzessive abgearbeitet.

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