Tierschützer kritisieren Hobby-Jäger in Lemgo

Lemgo. Tierschützer haben am Sonntag vor der Kirche St. Nicolai in Lemgo gegen die Hobby-Jagd protestiert. Als Fuchs verkleidet, mit Transparenten wie &bdquo;Mein Gott segnet keine Hobby-Mörder" und &bdquo;Jagd ist eine menschliche Geisteskrankheit" dazu als Tod und Leichnam mit Fuchsfell auf dem Arm gestylt, wollten sie &bdquo;aufmerksam machen und in den Dialog kommen", so Organisatorin Sonja Allington ( 54 ) aus Lemgo.

Der zeitliche Anlass war die von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Nicolai veranstaltete Hubertusmesse, bei der die Kreisjägerschaft Lippe mit der Rollenden Waldschule sowie der Jagdhornbläserchor &bdquo;Alte Hansestadt Lemgo" ein Rahmenprogramm boten.

Aufmerksamkeit gab es für die rund zwölf Tierschützer aus den Reihen der Vereine &bdquo;Schliefenanlage schließen" und &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten" sowie einzelner Privatpersonen genug. Neugierig blieben Passanten stehen, zumeist in gebührendem Abstand zu den Tierschützern, die betonten, eine Kunst-Performance und keine anmeldepflichtige Demo zu veranstalten.

Meinungen der Besucher sind unterschiedlich

Einer dieser Passanten war der Lemgoer Christoph Eller. Seine Meinung zur Jagd: &bdquo;Die Jäger glauben, die Natur in Ordnung halten zu müssen. Aber der Mensch ist nur ein Teil der Schöpfung. Er sollte sich nicht so wichtig nehmen." Ebenso sieht es die von Halle (Westfalen) nach Lemgo gezogene Karola Siegmund: &bdquo;Tiere jagen und töten ist nicht gut. Die Natur soll das regeln. Bei uns kam früher der Fuchs auf den Hof. Wir waren immer schneller und hatten die Hühner schon in Sicherheit gebracht." Aus einem ganz anderen Grund gesellten sich Wilhelm und Christine Zeddies aus Pattensen nahe Hannover zu den Umstehenden. Sie waren als Touristen gekommen, in der Hoffnung, anlässlich der Hubertusmesse wie vor zwei Jahren die Bläser Open Air mit anschließendem Umtrunk genießen zu können. Für ein Urteil Pro oder Contra Jagd befanden sich beide &bdquo;nicht fachkundig genug".

Die Gottesdienstbesucher Anne-Margarete Kill und ihr Bruder Wolfgang Weber sahen sich hingegen sprachfähig. Kill: &bdquo;Mein Vater war Forstmann in Schlesien; mein Mann Jäger. Die Jäger sind auch Heger und Pfleger der Natur". Ebenso sieht es die Lemgoerin Sabine Ziemer. Nach dem Gottesdienst mit Segnung der Jäger befragt, erklärt sie: &bdquo;Ich finde die Jagd gut. Die Jäger pflegen den Wald. Sie entnehmen die kranken Tiere".

Hobby-Jäger seien das eigentliche Problem

Diesen Eingriff des Menschen, und zwar explizit von Seiten der nicht hauptamtlichen Jäger, kritisiert die an der Aktion teilnehmende Tierschützerin Marianne Rautenberg aus Lage. Sie betont: &bdquo;Wir als Verein haben sehr guten Kontakt zu zwei Berufsjägern, die selbst die Hobby-Jägerei rigoros ablehnen. Die beiden helfen uns beim Einfangen von verwilderten Katzen". Kritik an der Hobby-Jagd hat sie vor allem in Bezug auf die Praktiken mit Training der Jagdhunde an lebenden Füchsen in der Voßheider Schliefenanlage, für deren Schließung sie sich einsetzt.

Auch die nicht vorgeschriebene Übungspraxis für Hobbyjäger auf Schießständen sei ein großer Missstand. &bdquo;Jeder Hobbypilot muss seine Starts und Landungen dokumentieren und zur Fliegerärztlichen Untersuchung gehen, um seine Lizenz zu erhalten. Bei den Jägern ist nichts davon zu finden. Da gehen Menschen bewaffnet in den Wald, um auf Tiere zu schießen, die oftmals gar keine Schießpraxis mehr haben." Wie von Passant Christoph Eller vorhergesagt – &bdquo;die Fronten sind verhärtet, da wird wohl kaum ein Dialog stattfinden" – gab es seitens der Jägerschaft keine Kontaktaufnahme zu den Tierschützern.

Pastor Erichsmeier offen für Tier-Gottestdienst

Wer sich angesichts der Versammlung sofort zum Gespräch bereit erklärte, war Pastor Frank Erichsmeier . Er zeigte sich der Kritik der Tierschützer gegenüber aufgeschlossen: &bdquo;Orthodoxe Christen leben aufgrund der Fastenzeiten rund die Hälfte des Jahres vegan. Klimafasten wird auch von der Lippischen Landeskirche befürwortet." Allerdings wolle die evangelische Kirche weniger Regeln aufstellen als vielmehr an die Verantwortung des Einzelnen appellieren. Dem Wunsch als Kontrapunkt zur Hubertusmesse einen von den Tierschützern vorgeschlagenen Tier-Gottesdienst zu veranstalten, stehe er offen gegenüber. Der Vorschlag solle von den Aktivisten dem Kirchenvorstand zur Entscheidung unterbreitet werden.

Klaudia Hugenberg, stellvertretende Vorsitzender der Kreisjägerschaft Lippe, erklärt auf LZ-Nachfrage : &bdquo;Ich persönlich war als Akteurin im Inneren der Kirche und habe daher nichts von der Protestaktion mitbekommen." Grundsätzlich finde sie es schade, dass die Tierschützer nicht einmal vor einer feierlichen Stunde in der Kirche Respekt gehabt hätten, an der sie auch hätten teilnehmen können, um sich ein Bild zu machen. &bdquo;Wenn sie wirklich etwas zu kritisieren haben, dann bitten wir um eine fachliche Diskussion. Dazu lade ich ausdrücklich nach vorheriger Terminvereinbarung mit der Kreisjägerschaft zu einem runden Tisch in der Geschäftsstelle in Krentrup ein", sagt sie.

Der Schutzpatron

Während der Jagd soll dem Heiligen Hubertus ein Rothirsch mit Kreuz im Geweih erschienen sein, woraufhin er der Jagd völlig abgeschworen haben soll. Laut Pastor Frank Erichsmeier gibt es eine zweite Variante der Legende: &bdquo;Demnach soll Hubertus, übrigens ein Belgier, nach der Erscheinung die Jagd fortan waidgerecht weiter betrieben haben."

Den von den Tierschützern kritisierten Widerspruch der Jagd zum fünften Gebot &bdquo;Du sollst nicht töten" widerspricht Erichsmeier : &bdquo;Den Quellen zufolge gilt dieses Gebot für das Töten von Menschen." Und doch: Eine Grauzone bleibt, sagt der Gottesmann.

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