Lemgo diskutiert den Klimaschutz - Verkehr bleibt vorerst außen vor

Lemgo . Lemgo will beim Klimaschutz vorankommen. Angetrieben vom novellierten Klimaschutzgesetz des Bundes und von der &bdquo;Fridays for Future"-Jugend muss auch die Alte Hansestadt ihren Beitrag dazu leisten, dass sich weltweit das Klima nicht stärker als 1,5 Grad erwärmt. Dafür aber braucht es neue Vorgaben und die sind mit Workshops und Bürgerforum auf den Weg gebracht. Schon im kommenden Sommer soll das neue Klimaschutzkonzept verabschiedet werden. Was bislang geschehen ist, darüber sprach die LZ mit Rainer Joswig.

Joswig ist beratender Ingenieur und unterstützt für die Stadtwerke Michael Brieden-Segler vom e&u Energiebüro Bielefeld, der das Lemgoer Klimaschutzkonzept maßgeblich betreut. Aufbauend auf dem Konzept von 2019 sollen die neuen städtischen Vorgaben dazu beitragen, die Erderwärmung gemäß den Beschlüssen der Pariser Klimakonferenz zu begrenzen. Zuvor sollte die Klimaneutralität gemäß der Bundeslinie bis 2050 erreicht werden, doch dann machte das Bundesverfassungsgericht der Regierung Dampf. Es bemängelte, dass zu viele Maßnahmen auf die Zeit nach 2030 verschoben würden, infolge musste die ehemalige Bundesregierung reagieren, zog das Datum der Klimaneutralität auf 2045 vor und verschärfte die Maßnahmen.

Vorgaben, die auch Lemgo betreffen, wie Rainer Joswig erklärt. Um das Ziel bis 2045 zu erreichen, müsse der CO 2 -Ausstoß weltweit auf 420 Gigatonnen begrenzt werden. Deutschlandweit wären das 4,2 Gigatonnen, auf Lemgo heruntergerechnet 2,1 Millionen Tonnen. Derzeit stößt Lemgo jährlich 250.000 Tonnen aus, damit aber hätte es sein CO 2 -Budget bereits 2031 aufgebraucht – die Klimaneutralität aber längst noch nicht erreicht. Je weniger aber emittiert werde, desto weiter lasse sich dieser Zeitraum nach hinten verschieben, macht Rainer Joswig die Lemgoer Rechnung auf. Wie das gelingen kann, das ist Thema der Workshops.

Bürgerforum zur Mobilität Stattgefunden haben bereits Arbeitsgruppen zur Mobilität, zur Wärme-/Fernwärmeversorgung und zur Organisation des Klimaschutzes. Bis auf die Verwaltungstreffen sind die Gruppen mit rund 25 Mitgliedern aus Politik, Verwaltung, &bdquo;Fridays for Future" und Stadtwerken besetzt. Etwa zwei bis drei Stunden habe man jeweils getagt, um den Status quo zu klären und das weitere Vorgehen zu diskutieren. Im jetzt neuen Jahr geht es dann mit der Wärmeversorgung in den Ortsteilen und Erneuerbaren Energien weiter, bevor das Gesamtkonzept in einem Abschluss-Workshop – nach Möglichkeit mit Bürgerbeteiligung – noch einmal vorgestellt werde. Noch vor den Sommerferien könnte das Klimaschutzkonzept dann im Rat beschlossen werden.

Losgekoppelt von dem Vorhaben ist ein Bürgerforum zur Mobilität. Das wird voraussichtlich im Juni über vier Tage mit 50 repräsentativ ausgesuchten Bürgern aus ganz Lemgo tagen. Losgekoppelt deshalb, weil im Verkehrssektor das Ziel der Klimaneutralität voraussichtlich deutlich langsamer als bei Strom und Wärme zu erreichen ist, so Rainer Joswig. Vom Forum der Bürger, moderiert von der Uni Wuppertal, die das Projekt im Auftrag der Stadt wissenschaftlich begleitet, erhofft er sich neue, durchaus auch mutige Ansätze, um der Politik zu zeigen, zu welchen Schritten die Lemgoer im Verkehrssektor durchaus bereit sind. Die Ergebnisse würden dann in ein separates Verkehrsentwicklungskonzept einfließen, das die Stadt auf Antrag der Politik erarbeiten lassen wird. Darin könnte es dann auch ganz konkret darum gehen, wie der Individualverkehr zugunsten von ÖPNV und Rad zu reduzieren ist.

Ohne diese Vorgaben aber soll vorab schon das Klimaschutzkonzept beschlossen werden. Durchaus kontroverse Diskussionen habe es bislang in den Workshops gegeben, so Rainer Joswig, der die Gespräche als offen und ohne politische Scheuklappen erlebt habe. Längst nicht alle Fragen konnten abschließend diskutiert werden und vor allem die Vertreter von &bdquo;Fridays for Future" hätten auf schnellere Umsetzung gedrängt. Was aber wann aus technischer Sicht überhaupt möglich oder auch gewollt sei – dazu seien noch weitere Untersuchungen und politische Beschlüsse notwendig.

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