Auf den Spuren historischer Frauenpersönlichkeiten

Lemgo. Dass Frauen heute die gleichen Rechte haben wie Männer ist keine Selbstverständlichkeit, sondern auf den großen Einsatz der Frauenbewegung zurückzuführen, im Zuge derer sich unzählige Frauen dafür eingesetzt haben. Doch Frauen, die vor diesem Umbruch bereits vieles bewegt haben, gab es natürlich auch. Stadtführerin Christiane Thiel hat auf ihrer Führung anlässlich des Weltfrauentages einige dieser Persönlichkeiten vorgestellt.

Nur wenige Meter vom Startpunkt am Haus Wippermann entfernt, direkt am Rampendal und wohl den meisten Lemgoern gut bekannt, liegt der Kindergarten. &bdquo;Dass es in Lippe heute Kindergärten, und auch diesen am Rampendal überhaupt gibt, haben wir Fürstin Pauline zu verdanken", erklärt Thiel. Schon in jungen Jahren zeichnete sich bei der Fürstin ab, dass ein typisches frauliches Leben, wie es in der Zeit des 16. Jahrhunderts üblich war, nichts für sie war. &bdquo;Sie hatte das Glück, dass sie im Adel aufwuchs und ihr Vater sehr fortschrittlich war. So wurde sie unterrichtet und führte schon im Alter von zwölf Jahren den gesamten französischen Schriftwechsel für den Hof des Vaters." In den 18 Jahren, in denen die Fürstin in Detmold regierte, stellte sie wichtige Weichen in Lippe. Sie führte den Kindergarten ein und die Schulpflicht für Mädchen und Jungen ab sechs Jahren.

&bdquo;Natürlich gab es im Laufe der Jahre immer mal wieder Frauen, die regiert haben", sagte Thiel. Wie etwa Eleonore von Aquitanien, die Mutter von Richard Löwenherz, die erst Königin von Frankreich, dann Königin von England und eine der einflussreichsten Frauen des Mittelalters war. Oder aber auch Queen Elisabeth I., Queen Victoria und allgegenwärtig Queen Elisabeth II. &bdquo;Das waren aber trotzdem immer Ausnahmen, obwohl die Frauen hinter den Kulissen nicht selten die Zügel in den Händen hielten", erklärte Thiel.

In Lemgo wohl vielen bekannt sei natürlich Karla Raveh, die sich als Zeitzeugin des Zweiten Weltkrieges sehr stark in ihrer Geburtsstadt eingesetzt hatte und die viele Lemgoer noch persönlich kennenlernen durften. Nicht mehr so präsent sei hingegen die Geschichte der Marianne Weber, nach der immerhin auch eine Schule benannt wurde. Im Haus &bdquo;Rampendal 25" verbrachte sie ihre Kindheit bei ihrer Tante und ihrer Großmutter. Mit einer Sondergenehmigung, wie sie Frauen damals benötigten, studierte sie in Freiburg Philosophie und Nationalökonomie. Sie wurde Teil der Frauenbewegung und hielt als Politikerin die erste Rede als Frau im demokratisch neu gewählten Parlament vor der badischen verfassunggebenden Nationalversammlung in Karlsruhe am 15. Januar 1919.

Einige Meter entfernt vom Rampendal und der St.-Marien-Kirche, die mit dem angrenzenden Kloster um 1300 eine große Rolle für Lemgo spielte, am hohen Wall, liegt das ehemalige Haus der Dora Friese. Viele kennen es, dennoch ist die Geschichte der Dora Friese, die bis 1965 hier lebte, nicht allzu vielen Lemgoern bekannt, erklärte Thiel. Dabei sei ihre Geschichte eine der außergewöhnlichsten, hatte sie doch im Haus und auf dem dazugehörigen Grundstück mit Löwen, Eisbären, Affen und Krokodilen gelebt. In einer Schaustellerfamilie geboren, kannte sie das Leben auf Reisen. Mit 19 Jahren heiratete sie ihren 23 Jahre älteren Mann und baute ihr Geschäft vom Puppentheater über Kettenkarussells aus, bis zu einer Menagerie. 1915 ließ sie sich an der Adresse &bdquo;Hoher Wall 20" mit ihren Tieren nieder. Die wilden Tiere hatte sie gut im Griff und zog mit ihnen für Auftritte auch alleine los nach Schweden.

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