In das Hanse-Center an der Breiten Straße zieht neues Leben ein

Lemgo. Der Bauantrag ist gestellt, mit der Baugenehmigung rechnet die Firma Kramp noch in diesem Jahr. Im Frühjahr 2023 könnte es dann losgehen mit den Arbeiten am Hanse-Center und damit eine architektonische Schönheit aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt werden.

Seit über zehn Jahren stehen das Fachwerkhaus und das benachbarte Jugendstilgebäude in der Breiten Straße leer. Notdürftig verhüllt mit Planen, die den Anblick der heruntergekommenen Baudenkmäler etwas verschönern sollen. Nachdem der Altbauspezialist Kramp&Kramp die Immobilien 2019 samt Hinterhof bei einer Zwangsversteigerung erworben hatte, sollte es eigentlich wesentlich schneller. Doch die ursprünglichen Pläne ließen sich nicht wie erhofft umsetzen. So hatten Guido und Andreas Kramp ursprünglich auch mit dem Hinterhof geplant, wo ehemals ein Discounter seine Waren anbot. Dort sollte neue Bebauung entstehen, über 40 Wohneinheiten hätten die Liemer vor Ort gerne realisiert.

Hinterhof-Bebauung war zu dicht Zu viele für Stadt und Politik, die vor zu dichter und zu hoher Bebauung warnten und auch auf auf Statikprobleme verwiesen. Die Firma Kramp zog letztlich (wie berichtet) die Reißleine und fand in der Bad Oeynhauser Wesertal Entwicklungsgesellschaft einen Interessenten, der das Hansehof-Projekt gerne übernahm. Andreas und Guido Kramp konzentrieren sich jetzt auf die beiden alten Gebäude an der Breiten Straße. Nachdem auch die Fragen zu Brandschutz, Stellplätzen und Feuerwehrzufahrt geklärt scheinen, geht Guido Kramp davon aus, die Baugenehmigung noch in diesem Jahr zu erhalten. Dann wollen die Altbauspezialisten im kommenden Frühjahr loslegen. Geplant sind insgesamt 14 Wohnungen, hinzu kommt noch eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss des Jugendstilhauses .

Wohnungen mit 50 bis 120 Quadratmetern Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 50 und 120 Quadratmetern. Beide Gebäude stehen seit 2018 unter Denkmalschutz, damit ist die ganze Expertise der Liemer Bauherren gefragt. Die werden die Häuser entkernen und nach historischer und in ökologischer Bauweise sanieren. Bezugsfertig könnten die Immobilien Ende 2024 sein. Die neuen Bewohner erwarten dann Wohnungen mit "guter standardisierter Ausstattung in bester Innenstadtlage und das zu angemessenen Mietpreisen", wie Guido Kramp versichert. Auch genügend Parkplätze ständen nach Gesprächen mit Nachbarn zur Verfügung. Mitten in der Planungsphase befindet sich indes noch die Wesertal Entwicklungsgesellschaft für den dahinter liegenden Hansehof. Der Vorentwurf zum Bebauungsplan werde gerade mit dem Planungsamt der Stadt Lemgo abgesprochen, wie Andreas Kohls auf Nachfrage erklärt. Die Gesellschaft plant im Hinterhof Eigentumswohnungen; in welcher Größenordnung das dort möglich ist, wird derzeit noch abgeklärt.

Einblicke beim Tag des offenen Denkmals Damit könnte sich das Ensemble an der Breiten Straße nach Jahren der Verwahrlosung wieder zu einem Schmuckstück für die Innenstadt entwickeln. Das Fachwerkhaus mit der Hausnummer 39 stammt aus dem 18. Jahrhundert, für das benachbarte Jugendstilgebäude liegen erste Unterlagen aus dem Jahr 1817 vor. Das im 19. Jahrhundert als Potthofs Scheune bekannte Haus gehörte unter anderem dem Lederfabrikanten Carl Potthoff, 1912 kaufte es Wilhelm Hempelmann. Im Hinterhof wurde Ende der 1970er Jahre das Flachdachgebäude für einen Lebensmittelladen gebaut, das über eine Passage zu erreichen war. In den alten Häuser waren zuletzt Spielhalle, Änderungsschneidereien oder auch ein Lotto-Geschäft zu finden. Gut 4500 Quadratmeter umfasst das ganze Areal, über das bis zur Zwangsversteigerung eine Gemeinschaft von über 100 Eigentümern bestimmte. Als die ihren Steuerpflichten nicht mehr nachkam, strebte die Stadt 2019 die Zwangsversteigerung an. Im zweiten Anlauf erhielt die Firma Kramp im Mai 2019 den Zuschlag - und bringt das schlummernde Dornröschen jetzt wieder zum Strahlen.

Wer sich einen Eindruck von den beiden Denkmälern machen möchte, der sollte sich den 11. September vormerken. Am Tag des offenen Denkmals wollen die Brüder Kramp auf die Baustelle an der Breiten Straße einladen.

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