Smart City: Lemgo und Kalletal wollen selbst fahrenden Kiosk testen

Lemgo/Kalletal. Es ist ein sich stetig entwickelnder Prozess. Lemgo und Kalletal wollen sich digitaler aufstellen, sich vernetzen und sich mit Hilfe der Digitalisierung bestmöglich den Herausforderungen der Zukunft stellen. Dafür sind sie gemeinsam im Rahmen der Smart City-Initiative als "digital.interkommunal Kalletal Lemgo" unterwegs. Insgesamt sieben Jahre dauert das Projekt, für das insgesamt 8,2 Millionen Euro veranschlagt werden: gut 6 Millionen Euro für Lemgo, weitere 2,3 fürs Kalletal. Das Gros der Kosten wird über Fördermittel des Bundes getragen, 35 Prozent müssen die Kommunen in Eigenleistung stemmen. Etliche Projekte wurden in einer ersten Phase schon angeschoben oder auch umgesetzt. Damit es die kommenden fünf Jahre weitergehen kann, müssen die Räte der Kommunen jetzt noch das Strategiepapier verabschieden. Eine Übersicht über einige der Projekte.

Gesundheit im Focus Geplant sind so genannte Digitale Pilotpraxen. Erste Gespräche hierzu wurden bereits mit der Ärzteschaft in Kalletal und Lemgo geführt. Dabei geht es darum, mit digitalen Ansätzen die Abläufe in den Praxen zu optimieren. Ebenso sind Gesundheitsplattformen angedacht, auf denen sich Betroffene austauschen und neue Angebote finden können. In der Mache ist bereits die Sanitäter-Ortung, die erstmalig bei Kläschen umgesetzt werden könnte. Das DRK Lemgo hat die Idee an das Projektteam herangetragen. So wird der Standort der Sanitäter auf Volksfesten etc derzeit noch per Funk abgefragt, könnte bald aber per GPS auf digitalen Karten nachvollzogen werden.

Als sogenanntes Quick Win-Projekt (schnell umsetzbar und mit relativ hoher Öffentlichkeitswirksamkeit) wurde bereits der Digitalpfad "Bewegter Wall" in Lemgo umgesetzt. Ein Projekt, das exemplarisch zeigen soll, wie der öffentliche Raum für digitale Angebote erschlossen werden kann. Dafür wurden am Wall in Zusammenarbeit mit dem TV Lemgo und Trägern der Altenhilfe Schilder mit Vorgaben und QR-Code installiert, die Anleitung zu Sport- und Gedächtnisübungen geben. Ähnliches ist fürs Kalletal geplant: Eine Wanderroute auf dem Kirchberg soll dort mit Stationen, QR-Codes und hinterlegten Sportübungen ausgestattet werden. Der digitale Dienst "Wo-ist-testzentrum.de" konnte bereits für Lemgo und Kalletal erschlossen werden.

Neue Wege beim Einkauf von Lebensmitteln Neue Wege wollen die Projektteams auch beim Verkauf von Lebensmitteln gehen. So könnte in der Lemgoer Innenstadt etwa ein von einer Händlergenossenschaft betriebener Lieferservice getestet werden. Futuristisch mutet die Idee eines selbstfahrenden Kiosk auf Rädern an, der ohne Verkäufer oder Fahrer unterwegs ist. Gesteuert und gelenkt würde das Gefährt autonom über Kameras, Sensoren und moderne Mobilfunktechnik. Als Einsatzgebiet käme laut Planer zum Beispiel das weitläufige Areal des Innovation Campus in Frage, aber auch einzelne Ortschaften in unterversorgten Räumen von Lemgo und Kalletal.

Eine weitere Idee sind lokale Abholstationen, deren Angebot online einzusehen oder auch zu bestellen ist. Möglich wäre es auch, an diesen Orten zusätzlich Dienstleistungen anzubieten, so dass aus den Abholstationen letztlich soziale Treffpunkte würden.

Letztlich schlagen die Planer vor, das Angebot des Wochenmarktes digital zu präsentieren. Damit eröffne sich den Händlern auch die Möglichkeit, schneller auf die Wünsche der Kunden zu reagieren.

Infrastruktur für die digitalen Wege Für die Kooperation der Kommunen ist es wichtig, eine Datenstruktur zu schaffen, die die individuellen Anforderungen der Kommunen erfüllt, flexibel bleibt und eine Übertragbarkeit gewährleistet, so das Projektteam. Dafür sollen neu geschaffene Systeme an bereits bestehende IT-Strukturen angedockt werden. Möglich ist das unter anderem mit dem so genannten IoT-Kommunikationsnetz. Eingesetzt wurde die neue Technik bereits bei der Weserfähre oder auch beim Abrufen von Wohnmobilstellplätzen in Kalletal. Auch eine erste gemeinsam Datenplattform wurde bereits initiiert, die weiter ausgebaut wird. In der Entwicklung ist unter anderem eine gemeinsame Open Smart City App, die den Bürgern schnellen Zugang zu öffentlichen Belangen gewähren soll.

Mehr Platz zum Wohnen und Leben Auf der Plattform "Virtuelles Wohnen" könnten Wohnraumangebote gebündelt werden. Das könnte zudem dabei helfen, auch schon länger leer stehende Immobilien in Kalletal und Lemgo wieder zu beleben. Leerstände könnten auch für neue Nutzungen etabliert und Räume in öffentlichen Gebäude neu zugänglich gemacht werden.

Ein barrierefreies Leitsystem soll ab Herbst von der VHS im Haus Wippermann getestet werden. Das ausgewählte System wurde unter Beteiligung erblindeter Menschen entwickelt. Die Anwendung nutzt wartungsfreie optische Sensoren, die per Smartphone-App via Kamera ausgelesen werden. Die App funktioniert dabei auch offline, ganz ohne Internetverbindung und GPS.

Digitale Angebote zur Steuerung des Verkehrs bei Großangeboten sind zudem für Lemgo im Gespräch. Dabei geht es unter anderem um Verkehrslenkung, Parkplatzleitsysteme oder auch angepasste Ampelschaltungen. Bereits umgesetzt wurde virtuell die Taschengeldbörse, die junge und ältere Menschen zusammenbringen soll.

Mit Sensoren die Kanäle überwachen Auch die smarte Entwässerung ist Thema: Mit Hilfe von digitalen Sensoren und Kameras könnten Einsätze im Kanalsystem effektiver gestaltet werden, um etwa Verstopfungen in Gullis und Kanälen frühzeitig zu erkennen. Das Institut für unterirdische Infrastruktur (ikt) in Gelsenkirchen soll dabei als Impulsgeber und Experte einbezogen werden.

Umgesetzt wurden hier bereits die Projekte für die Wesertalfähre (digitale Infostation) und für den Stadtwald Lemgo. Dort gibt es einen Digitalpfad, der über Natur und Umwelt informiert. Gesammelt könnten zudem Daten zum Umweltmonitoring veröffentlich werden. Bürger hätten dort den Überblick über Wetter-, Klima- und Bodendaten in der Kommune oder auch über Verkehrsflüsse.

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