St. Nicolai in Lemgo hat seinen Hahn zurück

Lemgo. Kurz vor 9 Uhr morgens ist es soweit. Der goldene Wetterhahn von St. Nicolai schwebt gen Kirchturmspitze. Knapp 15 Jahre hat er sein Dasein im Turmeingang gefristet, war neu vergüldet und schick gemacht worden und harrt seitdem auf seine Rückkehr auf über 65 Meter Höhe.

Zuvor waren am Mittwochmorgen Rampendal und Papenstraße gesperrt worden. Denn ein riesiger Kran musste anrücken, um dem Hahn wieder zum Fliegen zu verhelfen. Auf dem Transporter vom Bielefelder Schmied Jürgen Weist waren dafür auch Kreuz und Kugel samt Gestänge gelagert. Die hatte er sorgfältig saniert und wieder in Stand gebracht, nachdem auch sie bei einer Routineuntersuchung 2019 dringend hatten abgenommen werden müssen . Teile der Konstruktion waren so korrodiert, dass sie drohten abzustürzen.

Wind drohte Projekt zu gefährden Jetzt zeigten sie sich im besten Zustand, als Architekt Hans-Peter Beyer unter den Augen vieler Schaulustiger den güldenen Hahn unter den Tüchern hervorzog, um ihn behutsam auf dem Gestänge zu montieren. Immer wieder glitt der Blick dabei gen Himmel, nicht um die umrüstete Kirchturmspitze zu mustern, sondern um die Wetterlage abzuschätzen. Für 10 Uhr war der nächste Regen angesetzt, "den könnten wir noch verkraften, doch mit dem angesagten Wind ab 11 Uhr würde es kritisch", gab Hans-Peter Beyer den Zeitplan vor.

Doch der kam nicht ins Wanken. Ohne Probleme ließ sich der Hahn auf dem Gestänge montieren und bereits kurz nach 8.30 Uhr schwebte das Konstrukt am riesigen Arm des Kranes in die Höhe. Auf der Turmspitze hatte sich bereits Dietlind Simon vom beauftragten Unternehmen "DenkmalCheck" samt Kollegen positioniert, um Gockel, Kugel und Kreuz zurück in die Verankerung zu helfen. Mit Schrauben wurde das Konstrukt am so genannten Kaiserstil festgezurrt , einer gut sechs bis sieben Meter langen Eichensäule, die durch die Spitze des Kirchturms führt.

Gegen 9 Uhr war es geschafft, glänzte der Hahn wieder von der Kirchturmspitze, bereit sich im Winde zu drehen. Kugel und Kreuz wurden positioniert, so wie sie es bis 2019 waren, "rechtwinklig zum Kreuz des städtischen Turmes". Für Instandsetzung von Hahn, Kreuz und Kugel hatte sich auch die Rossmann-Stiftung eingesetzt und 30.000 Euro für die Maßnahme gestiftet.

Gemeinde muss Darlehen aufnehmen Geld, das die St. Nicolai-Gemeinde gut gebrauchen kann. Denn neben Wetterhahn und Kreuz gibt es noch ganz andere Löcher in der Gemeindekasse zu stopfen. So hatte sich bei den Arbeiten am Kirchturmdach herausgestellt, dass die Schäden weit größer sind als gedach t. Statt einzelner Bleiplatten muss nun das gesamte Dach neu eingekleidet werden. Das ist aufwendig - und teuer: Die ursprünglich eingeplanten Kosten von 400.000 Euro haben sich damit auf 800.000 Euro verdoppelt.

Zuschüsse gibt es zwar vom Land NRW und von der Landeskirche, doch immense 600.000 Euro muss die Kirchengemeinde allein aufbringen. Das ist vorerst nur über ein Darlehen zu stemmen, wie Pastor und Superintendent Dr. Andreas Lange erklärt und jede Spende sei da willkommen.

Läuft alles nach Plan werden die Arbeiten am Turm bis Ende des Jahres oder Anfang 2024 abgeschlossen sein. Dann wird auch das hohe Gerüst abgebaut und damit der goldene Wetterhahn, samt Kugel und Kreuz wieder in voller Schönheit über den Dächern Lemgos leuchten.

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