Bei dieser Lemgoerin finden hilflose Katzen ein Zuhause auf Zeit

Lemgo-Wiembeck. "Ich habe mich einfach entschieden, nicht wegzugucken", fasst Silke Bergemann aus Wiembeck ihr Engagement zusammen. Ehrenamtlich kümmert sie sich in ihrer Freizeit um hilflose Katzen. Meistens sind es Kitten, die sie versorgt, gesund pflegt und am Ende bestenfalls gut vermittelt. Organisiert ist sie dabei über den Verein "Unsere Hände für viele Pfoten".

Der Lemgoerin ist anzumerken, wie sie für die Sache brennt, wie sehr ihr Tiere am Herzen liegen. Liebevoll stellt sie die Katzen vor, die sie gerade in ihrer Pflegestelle versorgt, hat für jedes Tier eine Streicheleinheit übrig. Und da kommen momentan ein paar zusammen.

Drei Katzenbabys brauchen derzeit noch alle vier Stunden die Flasche . Drei weitere Kitten fressen bereits eigenständig und entdecken das Zimmer, in dem sie untergebracht sind. Nebenan ist eine erwachsene Katze eingezogen, die demnächst Nachwuchs erwartet und dann kastriert werden soll. Außerdem toben noch zwei Geschwister aus der ersten Jahreshälfte durchs Haus.

Das Ganze sei mit der Zeit und auch mit ihren Möglichkeiten gewachsen. "Wir hatten immer schon Katzen zu Hause", sagt die 44-Jährige. Vor 13 Jahren kam dann das erste "Päppelkind" - ein Kater - zu ihr. "So nahm es seinen Lauf. Wenn man einmal damit angefangen hat, wird es schwer Stopp zu sagen." Und jemand müsse schließlich auch handeln. Da ist sie ganz pragmatisch, ohne Vorwurf in der Stimme, obwohl ihr in manchen Fällen schon einmal "der Kamm schwillt".

Sie erhält viel Unterstützung Den Kater, mit dem alles anfing, hat sie immer noch. Er ist eine von inzwischen sechs Katzen, die zu ihr und ihrem Mann gehören. Daneben haben sie noch einen Hund, drei Ponys und Geflügel. Als sie noch in einer WG lebte, sei das natürlich nicht möglich gewesen. Doch inzwischen leben sie etwas abgelegen auf einem großen Grundstück.

Sehr idyllisch ist es hier, man kann weit über die Felder gucken. Autos kommen nur ganz selten vorbei. Doch auch bei so viel Platz sei die Kapazitätsgrenze irgendwann erreicht - im Grunde ist sie das längst, so schwer es ihr fällt, sich das einzugestehen. Und es ist ein Vollzeitjob neben der eigentlichen Arbeit, den die Justizfachangestellte hier mit ihren Tieren stemmt. Neben der Versorgung stehen unter anderem auch Tierarztbesuche, Rücksprachen mit dem Verein, Vermittlungsarbeit oder das Sichern von Katzen an. "Das funktioniert nur, wenn man organisiert ist."

Doch sie ist nicht allein. Neben dem Verein wird sie vor allem von ihrer Familie unterstützt, besonders von ihrem Mann. "Die Familie hält da zusammen", sagt sie und lächelt. Überhaupt umgibt die 44-Jährige eine sehr positive Ausstrahlung. Vielleicht auch deshalb, weil sie viel Unterstützung erfährt. Auch aus dem Kollegenkreis käme immer wieder Hilfe. "Manchmal komme ich nach Hause und dann steht die Bank davor voll mit Sachspenden. Da steht man hier und es ist unglaublich. Das ist toll. Ohne diese Leute würde es nicht gehen", sagt Bergemann.

Wegschauen ist keine Option Immer wieder gebe es natürlich auch Rückschläge und schwierige Phasen. Wenn ein Kätzchen es beispielsweise nicht schafft, wie kürzlich erst, gehe ihr das immer noch sehr nah. Doch auch wenn es manchmal schwer ist - aufgeben ist keine Option für die Lemgoerin. Außerdem mache es ihr Spaß. Denn die schönen Momente gibt es auch: "Wenn man sie gut vermittelt weiß oder die Kleinen einen erwartungsvoll begrüßen. Wenn sie sich gut entwickeln. Das ist großartig", sagt Bergemann und strahlt.

Viel Zeit für Hobbys bleibe nebenher jedoch nicht mehr. Gartenarbeit sei beispielsweise eine weitere Leidenschaft. "Wir haben vor einigen Jahren auch schon beim Tag der offenen Gärten mitgemacht." Doch dazu kämen sie derzeit nicht, aber das sei dann eben so. Wegschauen sei jedenfalls keine Option, auch wenn es gerade alles sehr viel ist. "Wenn die Leute nicht weggucken, ist damit schon viel geholfen", appelliert die Tierschützerin.

Und dann gibt es sie - die ruhigen Momente, in denen sie es einfach genießt unter der großen Linde, ihrem "Kraftbaum", vor dem Haus zu sitzen und auf die Felder zu schauen.

Kennen auch Sie jemanden, der in der Serie "Mit Herz für Lemgo" gut aufgehoben wäre? Dann melden Sie sich gerne unter fkoehring@lz.de.

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