Manfred Krumsiek hat überlebt - dank Lemgoer Ehrenamt

Lemgo. Gut drei Monate ist es her. Montagabend. Gerade war Manfred Krumsiek seine 1200 Meter geschwommen. Am Beckenrand kippte er plötzlich weg. Herzstillstand. Die Kollegen reagierten schnell. Wiederbelebung, drei bis vier Minuten. Defibrillator, Schock um Schock. Heute kann der 65-Jährige sagen: &bdquo;An anderer Stelle hätte ich das kaum überlebt.“

Denn es waren die Deutschen Lebensretter, die Helfer vom DLRG Lemgo, die direkt im Schwimmbad die richtigen Maßnahmen einleiteten und ihrem Chef damit wohl das Leben retteten. &bdquo;Erst im Rettungswagen bin ich aufgewacht“, erinnert sich der Vorsitzende der DLRG Lemgo. Es ging ins Klinikum Detmold, dann direkt zur Bypass-Operation nach Bad Rothenfelde. Das Brustbein wurde aufgeschnitten - &bdquo;von hier bis hier“, zeigt Krumsiek das Ausmaß an - neun Tage lag der 65-Jährige in der Klinik, bevor es zurück nach Detmold und anschließend zur Reha ging.

DLRG wie das tägliche Brot Heute fühlt er sich wieder fit, körperlich fast erholt und &bdquo;vom Kopf her habe ich das gut weggesteckt“, da stehe es um die Ängste seiner Frau, einer gelernten Krankenschwester, wohl schlimmer.

Auch im Hallenbad ist er jetzt wieder dabei, steht am Beckenrand, wenn die DLRG jeden Montag ihre Übungsstunden anbietet - für durchschnittlich 150 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, à 40 Minuten, auf fünf Bahnen. Das Eau-Le, es ist für Manfred Krumsiek zur zweiten Heimat geworden und die DLRG, die gehört für ihn dazu, fast wie das tägliche Brot, selbstverständlicher Bestandteil seines Lebens. Das gilt für die ganze Familie, für Sohn, Tochter und Enkelkinder. &bdquo;Der Verein ist Pflicht“, wie der Ur-Lemgoer lachend sagt. Die Mitgliedschaft, die werde quasi bei Geburt vergeben.

Vater war Hausmeister im Freibad

Ihm selbst sei das Schwimmbad fast in die Wiege gelegt worden, der Vater war Hausmeister im Freibad, &bdquo;da gehörte das Schwimmen von früh auf dazu“.

Seit 50 Jahren ist der ehemalige Versicherungskaufmann, der 2022 in den Ruhestand ging, in der DLRG und kramt zum Beweis den grauen Lappen hervor. Vereinseintritt 1973, mit noch krakeliger Schrift unterzeichnet. Damals noch eine kleine Ortsgruppe, folgte der große Aufschwung mit dem Bau des Hallenbades 1974. Immer mehr Kinder sollten und wollten Schwimmen lernen, heute zählt die Ortsgruppe mehr als 500 Mitglieder und die Nachfrage nach Kursen geht weit über die Stadt hinaus.

1980, nach der Rückkehr von der Marine, übernahm Manfred Krumsiek die Leitung der Ausbildung im DLRG, 1998 dann den Vereinsvorsitz. Und es sind weit mehr als &bdquo;nur“ Schwimmkurse und Ausbildung, die er seitdem betreut und koordiniert.

&bdquo;Rede Eltern ins Gewissen“

Regelmäßig ist er in Schulen und Kitas dabei, um Eltern &bdquo;ins Gewissen zu reden“ und da in den Schulen immer öfter Personal fehlt, steht auch das Werben und die Ausbildung von Schwimmbegleitern an. Nicht zu vergessen die Fortbildungen, Sitzungen mit der Stadt oder auch das 24-Stunden-Schwimmen. Das fiel in diesem Jahr aus, Manfred Krumsiek lag im Krankenhaus.

Doch die DLRG Ortsgruppe leistet nicht nur im heimischen Hallen- und Freibad ihre Dienste, auch am Schiedersee und am See in Varenholz ist sie im Wachdienst dabei. Ebenso wie auf Norderney, wo zwei Rettungsschwimmer aus Lippe in der Saison mit anderen im Turnus den Dienst für das Inselquartier des Kreises übernehmen. Das ist mal nicht so nebenbei zu wuppen, &bdquo;da muss man Urlaub nehmen“. Und auch für die Wachdienste in Schieder und Varenholz müssen sich die Rettungsschwimmer in der Regel frei nehmen, um vor Ort zu übernachten. &bdquo;Manchmal wird es mit der Besetzung schon knapp“, sagt Manfred Krumsiek und hat die Dienste bislang doch immer gerne übernommen. &bdquo;Ein bisschen ist das wie Urlaub.“

Eltern passen nicht auf Weniger Urlaubsstimmung kommt bei ihm auf, wenn er das Verhalten mancher Badegäste sieht: &bdquo;Da paddeln die Eltern mit ihren kleinen Kindern ohne jegliche Sicherung hinaus“, schüttelt er den Kopf. Oft müsste die DLRG da präventiv tätig werden, denn &bdquo;wenn jemand im See untergeht, dann ist es oft zu spät. In dem dunklen Wasser ist fast nichts zu erkennen“.

Zum Glück aber blieb es für die DLRG bislang bei einfacheren Einsätzen: Schürfwunden, Prellungen oder auch Sonnenstich zählen da zum Repertoire. Den schwersten Einsatz aber, den hat der DLRG-Chef hautnah selbst erfahren und erlebt, wie gut seine Team-Kollegen aufgestellt sind. Herzstillstand im Becken - da musste jeder Handgriff sitzen und das war der Fall. Gibt es ein besseres Beispiel dafür, warum das Ehrenamt so wichtig ist? &bdquo;Ich hatte ein Riesenglück, und bin einfach nur dankbar, dass ich hier und nicht anderswo umgekippt bin.“

Kennen auch Sie jemanden, der sich unbedingt in der Ehrenamtsserie &bdquo;Mit Herz für Lemgo“ wiederfinden sollte? Dann mailen Sie uns unter kkantelberg@lz.de

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