Schwimmunterricht in OWL in Gefahr

Bielefeld/Gütersloh. Jedes siebte Schwimmbad könnte in den kommenden drei Jahren schließen – das sind rund 800 Bäder in ganz Deutschland. Diesen düsteren Ausblick gibt die Deutsche-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) auf Basis einer Befragung des Deutschen Instituts für Urbanistik. Auch in NRW und Ostwestfalen-Lippe gefährdet dies die Schwimmausbildung der Kinder.

Bereits jetzt gibt es Einschränkungen im Schwimmunterricht, wie Christian Beckmann von der Landeselternkonferenz NRW berichtet. &bdquo;In Gütersloh wurde vor bereits vor Jahren ein Schwimmbad geschlossen“, sagt er. Und das Schwimmbad der Michaelis-Schule werde ebenfalls seit Jahren saniert und könne nicht benutzt werden. Hinzu kommt, dass viele Schulen den Schwimmunterricht in die erste und letzte Schulstunde legen würden. Dadurch müssten die Schülerinnen und Schüler einen der Wege selbst bestreiten, und die Kosten würden auf die Eltern abgewälzt.

Auch Martina Reiske, ehemalige Schulleiterin der Sudbrackschule in Bielefeld und Vorstandsmitglied des Schulleitungsverbands NRW, berichtet von verheerenden Zuständen. &bdquo;Die Politik sollte ein hohes Interesse daran haben, dass Kinder schwimmen lernen“, sagt sie. Aber fehlende Investitionen bedrohen nun weitere Schwimmbäder. &bdquo;Eigentlich müsste gebaut werden“, sagt Reiske, &bdquo;Schließen ist gar keine Option.“

62 Prozent der Hallenbäder mit Investitionsrückstand &bdquo;Käme es zu diesem Szenario, gingen uns rund 800 Bäder verloren. Das wäre fatal für unsere Schwimm- und Badekultur und muss unbedingt verhindert werden“, sagt DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Bei der nicht repräsentativen Befragung gaben 62 Prozent der 903 befragten kommunalen Finanzverwaltungen an, dass ihre Hallenbäder einen &bdquo;gravierenden“ oder &bdquo;nennenswerten“ Investitionsrückstand aufweisen. Bei den Freibädern sind es 48 Prozent. &bdquo;Schwimmunterricht muss aber auch im Winter gewährleistet sein“, merkt Martina Reiske an.

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&bdquo;Die Hallenbäder sind unersetzbar, um die lebensrettende Fertigkeit des Schwimmens zu lehren. Ohne diese ist der Schwimmunterricht nur sehr eingeschränkt möglich“, sagt auch Vogt. Aber bereits jetzt würden mehr als 20 Prozent der Schulen in Deutschland keinen Schwimmunterricht mehr erteilen. Ein Zustand, den die Betreiber der Bäder in OWL bisher noch nicht bestätigen.

&bdquo; Der Zustand der Hallen- und Freibäder in Bielefeld ist gut, weil kontinuierliche Investitionen in den Bestand die Regel sind“, sagt Sebastian Bauer, Sprecher der Stadtwerke Bielefeld. Schwimmunterricht falle in der Regel nur dann aus, wenn Bäder für Instandhaltungsmaßnahmen kurzfristig geschlossen werden . Dass dieser grundsätzlich nicht angeboten wird, ist aber nicht der Fall. Auch in Paderborn gebe es bisher keine Einschränkungen, was das Schulschwimmen angeht. &bdquo;Das genießt absolute Priorität“, sagt Stefan Schumann von den Paderbädern.

Drei Schulklassen teilen sich ein Schwimmbad Dennoch gibt es auch hier in der Region Verbesserungspotenzial. Martina Reiske berichtet aus eigener Erfahrung von überfüllten Kabinen, wenn sich bis zu drei Schulklassen verschiedener Schulen das Schwimmbad teilen müssen. &bdquo;Das ist dann Stress, Stress, Stress“, sagt sie.

Und die kurzen Unterrichtsstunden reichen in der Regel nicht, das Schwimmen beizubringen. Alternative Angebote von Schwimmvereinen sind aber schwer zu bekommen. &bdquo;Die Plätze bekommt man nur über Vitamin B“, berichtet Christian Beckmann. Ein wenig Abhilfe könnten Schwimmcontainer leisten. Fünf davon hat die Landesregierung angeschafft – einen für jeden Regierungsbezirk.

Der Schwimmcontainer der Bezirksregierung Detmold ist derzeit jedoch in das Ahrtal ausgeliehen, wo nach der Flutkatastrophe 2021 einige Schwimmbäder noch nicht wieder zur Verfügung stehen. Mitte 2025 soll der Schwimmcontainer dann auch in OWL unterwegs sein.

12 Milliarden Euro Investitionsrückstand Doch auch der Container wird nur bedingt Abhilfe schaffen. Stattdessen fordert die DLRG mehr Investitionen der Politik. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen kam im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass sich der Investitionsrückstand für Schwimmbäder auf mittlerweile rund zwölf Milliarden Euro belaufen könnte.

Es werde neben den notwendigen bedarfsgerechten Anpassungen auch nötig sein, die Bäder energieeffizienter zu machen, um sie von der Gasversorgung unabhängig zu machen. Ute Vogt fordert: &bdquo;Damit all das gelingen kann, muss der Bund sich künftig viel stärker auch finanziell einbringen.“

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