Wie ein Welthandballer in Lemgo seine Heimat fand

Lemgo . Er war der erste deutsche Handballer, der zum Welthandballer gewählt wurde. Daniel Stephan gilt als eine Handball-Legende. Wer und was dem 50-Jährigen aus Duisburg-Rheinhausen seine ganz persönliche Welt bedeutet, hat er in und mit Lemgo gefunden.

Oskar will mal wieder zum Spielwarengeschäft &bdquo;Niehaus“. Schaufenster angucken, und wenn es ganz optimal läuft, auch Spielzeug shoppen. Seit 6 Uhr in der Frühe hält der süße Knirps seinen Papa Daniel Stephan auf Trab. &bdquo;Gott sei Dank braucht man im Alter nicht mehr so viel Schlaf wie früher“, erklärt dieser mit einem Lächeln sein Erfolgsrezept später Vaterfreuden und schiebt hinterher: &bdquo;Er ist einfach unser Sonnenschein. Da fällt es leicht, mit ihm auch schon früh morgens abzuhängen.“

Von Sonnenschein weiß und kennt Daniel Stephan nach eigenen Aussagen eine ganze Menge. &bdquo;Das Leben ist viel zu kurz, um schlechte Laune zu haben“, sagt er. Bodenständig und wohlbehütet wird er groß. In einer Familie, in der von Mama über Papa bis hin zum drei Jahre älteren Bruder alle Handball spielen und lieben. Auch seinen besten Freund Achim Schürmann, den er seit der 5. Klasse kennt, überzeugt er von diesem Sport.

Entscheidung für den TBV

1994, 20 Jahre jung, steigt er mit Rheinhausen und der 13 auf dem Rücken seines Trikots in die Bundesliga auf, muss sich jedoch als Nationalspieler einen stabileren Bundesligaverein suchen. Flensburg zeigt Interesse – und auch der TBV Lemgo Lippe. Für Daniel Stephan und Achim Schürmann, der ebenso umworben wird, geht es auf.

Auf mit ihren Vätern zum Aussichtsturm ins 200 Kilometer entfernte Lemgo. Dort treffen sie sich unter anderem mit Trainer Lajos Mocsai (Ungar). &bdquo;Wir haben ihn nur ganz schwer verstehen können“, erinnert sich Daniel Stephan. Doch die Verständigung reicht. Sie reicht für 14 Jahre TBV Lemgo Lippe. 2008 bestreitet Daniel Stephan für &bdquo;seinen“ geliebten Verein sein letztes Spiel.

Ein sportlich übersichtlicher Lebenslauf, was zumindest die Vereinswechsel anbelangt und für den der Rückraumstratege mit der Rückennummer 4 im blauen Trikot unendlich dankbar ist: &bdquo;Es war ein Privileg, sich die Zeit an einem Ort nehmen zu können, um in der gesamten Bandbreite zu reifen.“

Nur der WM-Titel fehlt in seiner Sammlung

Persönlichkeitsentwicklung, die ihm auch in der Nationalmannschaft hilft. Sechs Europameisterschaften, drei Mal Olympia – sein Medaillensatz ist mehr als komplett. Was ihm in seiner Biografie fehlt, ist allerdings die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Bis zu seinem 26. Lebensjahr verpasst er kein Handballspiel. Dann kommt es knüppeldick. Sein Verletzungspech verhindert drei WM-Teilnahmen. Ein trauriger Hattrick, den Daniel Stephan positiv sieht: &bdquo;Mehr stolz als jede verhinderte WM-Teilnahme hat mich gemacht, jedes Mal wieder zurückgekommen zu sein.“ So sei der EM-Titel nach Achillessehnenverletzung einer der größten Leistungen in seiner Spielerkarriere gewesen.

Kiel, Barcelona, Magdeburg – die Versuchungen und Angebote eines Daniel Stephan waren groß. Es gab sie genügend...doch er blieb. Selbst in den Monaten, in denen er sportlicher Direktor in Düsseldorf war, gab er &bdquo;seine Bude“ in &bdquo;good old Lemgo“ nicht auf. &bdquo;Ich mag es einfach gemütlich und familiär. Ich finde die Menschen hier super“, bekennt das Ruhrpottgestein. Sein Lieblingsort: das Ristorante &bdquo;Vesuvio“ mit la famiglia und jeden Montag das &bdquo;Jovel“ zur Skatrunde mit Chef Kef und Jörg Zereike. Dort im Jovel lernte er an Karneval dann auch seine Frau Kim kennen. &bdquo;Sie kannte mich nicht. Das fand ich gut“, lacht er.

Mit Autogrammen dürfte er wohl in 30 Jahren auch alle Lemgoer(innen) versorgt haben. Seine Handschrift ist wie ein Plädoyer an das Leben: Er liebt, was er tut.

&bdquo;Immer auf der Sonnenseite gestanden“

&bdquo;Als Handballprofi habe ich immer auf der Sonnenseite des Lebens gestanden“, sagt er. Das will er zurückgeben. Und er tut es auch. Vor sieben Jahren übernahm Daniel Stephan den Vorsitz im Verein &bdquo;OWL zeigt Herz“, der mit diversen Projekten in den Bereichen Sport, Musik, Kultur und Bildung Kinder und Jugendliche fördert. Ehrenamtliches Engagement inklusive Buchhaltung.

Seine persönliche Bilanz schreibt Glück. Glück in Gestalt des süßen, dreijährigen Lippers, auf den Daniel Stephan geduldig und liebevoll wartet, während der Sonnenschein sich die Nase an der Schaufensterscheibe am Spielwarengeschäft im Herzen von Lemgo platt drückt, so, als wolle er sagen: &bdquo;Papa, für die Welt bist du vielleicht ein Welthandballer, aber für mich bist du die ganze Welt.“

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